5•22 20 Die Insel gegenüber Bonga ist unbewohnbar, sie steht in jedem Jahr völlig, auch in der Trockenzeit, teilweise unter Wasser. Das Dorf Bonga liegt auf einem langgestreckten, ziemlich schmalen Landstreifen, der auch in der Hoch- wasserzeit leidlich überschwemmungsfrei zu sein scheint, wenn auch einige Sümpfe in ihn ein- greifen. Er läuft entlang einem größeren Kanal, der nördlich von Bonga in ungefähr ostwestlicher Richtung vom Ssanga zum Likuala-Mossaka führt und der bei Hochwasser auch für größere Kanus passierbar ist. Auf dem langen Streifen kommen zuerst etwa 90 Häuser, meist in kleinen Gruppen stehend, dann folgt eine in der Regenzeit mit Sumpf gefüllte Senkung, darauf ein größeres Stück Farmgelände mit den üblichen Haufen und schließlich noch ein Streifen mit etwa 30 bis 40 Hütten. Am 16. und 17. Februar wurde das Dorf Ngombe, das einzige in der Nähe Bongas, auf- gesucht; es liegt etwa 2 Stunden nordwestlich von Bonga, etwa ½ Stunde vom Ssanga ent- fernt und hat 80 Hütten, die immer in kleinen Gruppen zusammenstehen; das Dorf ist ebenfalls sehr weitläufig, etwa eine Stunde lang angelegt. Auf dem Wege dahin trifft man einen alten Dorfplatz; hier soll früher ein Dorf gestanden haben, dessen Bewohner alle durch Krokodil- männer, nach anderen Angaben durch Krankheit zugrunde gegangen sein sollen. In Ngombe wurden 55 Leute geimpft; die übrigen waren auf Fischfang abwesend. Unter den Gestellten wurde ein schlafkrankes Kind er- mittelt. Die Schlafkrankheit ist den Leuten wohl bekannt, sie soll vor einigen Jahren hier einige Opfer gefordert haben, jetzt aber nach Ansicht der Leute im Erlöschen sein, eine Angabe, die am ganzen hinteren Ssanga Ngoko gemacht wird. Auffallend war die geringe Anzahl der Kinder — 2 von 55 Gestellten! Angeblich sollen die anderen Kinder gestorben sein. Am 19. Februar wurde eine Reise per Kann den Likuala-Mossaka hinauf unternommen. Dieser Fluß hat eine recht bedeutende Breite — stellen- weise ist er so breit wie der Ssanga — und Strömung, jedoch viele Sandbänke und Untiefen; trotzdem ist auch jetzt noch der Verkehr mit kleinen Dampfern möglich. Die Ufer find durchweg flach, bestehen meist aus andauernd unter Wasserstehenden Schilfwiesen oder anderen Wiesen, bisweilen aus Waldland; bei Hochwasser find sie wohl alle weithin überschwemmt. Das erste deutsche Dorf Mopunga liegt etwa 6 Ruderstunden Likuala aufwärts dicht am Wasser auf einem leidlich festen, nicht über- schwemmungsfreien Uferstreifen und besteht nur aus 9 Hütten und einer kleinen Faktorei; an- wesend waren 10 Dorfleute. Das zweite Dorf — oder richtiger die zweite Dorfgruppe — Linianga (Ndombi) liegt sehr eigentümlich. Es sind wenige Schilfwiesen vor- gelagert, durch die sich das Kanu, den Likuala verlassend, durchwinden muß. Man gelangt dann in ein sehr ausgedehntes und gewundenes System von 1 bis 4 m breiten, 1 bis 2 m tiefen Kanälen, die mehr oder weniger kleine Inseln von Wald oder auch Wiesen umschließen. Auf diesen Inseln liegen, in Gruppen von meist 2 bis 10 Hütten, die Linianga-Dörfer und Farmen, die natürlich auch aufgeschüttet sind. Sie sind nicht überschwemmungsfrei, bei Hochwasser bleiben den Bewohnern meist nur ganz kleine Feuer- plätze. Ein Europäer könnte hier natürlich nicht dauernd wohnen. Die Moskitoplage ist auch hier groß. Die Häuser haben ungefähr den Bonga-Typ, d. h. sie find rechtwinklig mit Giebel- dach. · Es wurden 85 Personen zur Impfung ge- stellt. Schlafkranke wurden nicht ermittelt. Die Entfernung von Mopunga beträgt etwa 2 Ruder- stunden. Auffallend war auch in Linianga die geringe Zahl der Kinder. Zwölf bis dreizehn Stunden Likuala aufwärts, ungefähr der Mündung des Loboko gegenüber, liegt genau so wie Linianga die Dorfgruppe der Injengin-Dörfer, nur daß der Zugang noch schwieriger ist und die Dörfer noch weiter aus- einanderliegen. Es wurden gestellt 169 Leute, darunter nur 18 Kinder. Blutproben von Kindern wimmelten von Malariaparasiten. Das- selbe gilt, wenn auch nicht in dem Maße, von Blutproben, die vorher von Kindern in den anderen Likuala-Dörfern und in den Bonga= Dörfern entnommen wurden. Schlafkranke wurden hier nicht ermittelt. Die Moskitoplage ist groß. Der Typ der Häuser ist ein anderer, die Häuser bestehen nur aus etwa 4 m hohen spitzen Dächern aus Gras und Matten mit Giebelwänden aus Palmstäben und Holzstangen. Die Verpflegungsverhältnisse scheinen in allen 3 Likuala-Dörfern recht gut zu sein: viel Planten, Kassada, Ol, Palmwein und viel Hühner. Die Bevölkerung macht fürs erste einen ganz kräfrigen gesunden Eindruck. Auch zeigten sich die Leute gutwillig und ruhig.