803 4 Aufstand nicht größeren Umfang annahm. Obwohl seine Wabena sich der Aufstandsbewegung an- schließen wollten, vermochte er seine Autorität durchzusetzen und zur deutschen Herrschaft zu halten. Von seinem Verhalten hatten die benach- barten Wahehe ihrerseits es abhängig gemacht, ob sie ruhig bleiben oder gegen den fremden Eroberer wiederum die Waffen erheben sollten. Im Verlauf des Aufstandes fiel Kiwanga, der sich mit einer größeren Anzahl Hilfskrieger an der Niederwerfung der Wabunga zusammen mit der hiesigen Kompagnie beteiligte. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Soljambingo. Mit einem Sprachfehler behaftet, in negerhaftem Dünkel nur auf Anßerlichkeiten bedacht, besitzt dieser junge Sultan nur geringen Einfluß. In früheren Jahren hatten die Wabena, den Wahehe weichend, die Wadamba, die Ur- bevölkerung der Ulanga-Ebene, und einen Teil der Wapogoro, soweit diese in der Ulanga- Niederung sitzen, unterworfen. Die in schwer zugänglichen, natürlichen Verstecken sitzenden Wa- pogoro im Upogoro-Gebirge zu unterwerfen, vermochten sie nicht. Diese blieben dem zerrissenen Gebirgscharakter entsprechend in kleinere Jumben- schaften zersplittert selbständig. Anfangs standen sie der deutschen Herrschaft feindlich gegenüber, jetzt sind sie treue und fleißige Untertanen, die auch den Bestrebungen der Mission zugänglich sind. Unter einflußreichen Häuptlingen wohnen am Ulanga die Wabunga, welche aus Ungoni ein- gewandert sind und die Urbevölkerung unter- jochten. Unter dem Namen Mafiti waren sie früher durch ihre Raubzüge an der Küste bekannt und gefürchtet, wie im Norden die Massai. Im südöstlichen Teil des Bezirks wohnen Wangindo und Wanduewe unter wenig einflußreichen Häuptlingen. Von diesen versuchen besonders die Wangindo seit den letzten Jahren, sich dem Ein- fluß der Station durch Auswanderung in den angrenzenden Kilwabezirk zu entziehen, weil ihnen dort scheinbar ein ruhigeres und bequemeres Dasein gewährleistet wird. Den größten Teil des Bezirks beansprucht das Stromgebiet des Ulanga, der nebst einem Teil seiner Nebenflüsse auch in der trockenen Jahres- zeit nach Verlassen der Landschaft Massagati bis zur ehemaligen Ulanga-Station für flachgehende Fahrzeuge schiffbar ist, von dort bis zu den Schun- gulifällen jedoch nur in der Regenzeit. Während letzterer ist ein großer Teil der Ulanga-Ebene unter Wasser gesetzt, so daß sie ebenso wie der Luwegu-Marangandu nur mit Booten durchquert werden kann. Militärische Unternehmungen zur Regenzeit in jenen Gebieten stellen an die Truppe außerordentliche Anforderungen. Während des größten Teils des Jahres ist die Ubersicht durch das doppelte Mannshöhe erreichende Gras un- gemein erschwert. Erst in den Monaten Oktober und November ist das Gras so trocken, daß es abgebrannt werden kann. Ebenso wie das hohe Gras bieten die Schluchten und Felsengruppen des steilen, unwegsamen Upogoro= und Nduewe- Gebirges den Eingeborenen üÜberall Gelegenheit zum Uberfall auf die marschierende Truppe, die sich infolge der hohen Bewachsung und Unwegsam- keit seitlich nicht sichern kann. In den Bergen, vor allem im Nduewe-Gebirge, finden Auf- ständische vorzügliche Verstecke. Da die Eingeborenen unter der deutschen Herrschaft sich nicht mehr gegenseitig bekriegen können und da ihnen auch die Ausübung der Jagd beschränkt worden ist, so gehen ihre kriege- rischen Eigenschaften naturgemäß zurück. In der Hand der Wapogoro, die fleißige Ackerbauer geworden sind, sieht man nur selten Pfeil und Bogen, häufiger bei den Wangindo. Die Wa- bena und Wabunga führen vereinzelt Speere. Hiermit soll nicht gesagt sein, daß die Einge- borenen für künftige Aufstandszeiten nicht irgendwo an einem sichern Platz Waffen niedergelegt haben. Nachdem für jeden Vorderlader eine Steuer zu entrichten ist, die Ausgabe von Jagdscheinen sowie Pulver seitens der Station sehr erheblich einge- schränkt wurde und ferner die Auslbung der Elefantenjagd für die Eingeborenen ebenso un- rentabel geworden ist wie für den weißen Ele- fantenjäger, liefern die Eingeborenen allmählich ihre Gewehre ab und lassen sie vernichten. Nach den bisherigen Erfahrungen wird sich wohl auch im nächsten Aufstand ein Teil der Be- völkerung des Bezirks als Hilfskrieger verwenden lassen, zu denen sich Wabena, Wabunga und Wangoni eignen. Die Wapogoro entwickelten beim letzten Auf- stand, beim Überfall und Angriff einen Schneid, den man ihnen bis dahin nicht zugetraut hatte. Wenn es nicht gelingt, die Eingeborenen durch besondere Mittel zu fanatisieren, oder wenn ihnen in Zukunft nicht besondere Führer erstehen, werden sie es wohl vermeiden, sich der Truppe zum Kampf zu stellen oder ihrerseits die Truppe im offenen Gelände anzugreifen. Ihre Stärke, deren sie sich wohl bewußt sind, liegt im überfall der marschierenden oder des Nachts ruhenden Truppe. Ein mit UÜberlegung, Energie und Schneid durch- geführter Überfall einer marschierenden Truppe wird diese bei der numerischen großen Überlegen- heit der Eingeborenen stets in eine sehr unan- genehme Lage bringen. Den einzigen Schutz gegen den überfall bildet die größtmöglichste Gefechtsbereitschaft. Während und kurz nach der Errntezeit ist es unschwer im Bezirk, die für die Truppe bzw. die