W 812 2 Zur Zeit wird überhaupt keine Schiffahrt ge- trieben. Die Eingeborenen haben keine Kanus. Die Flüsse sind vollkommen vernachlässigt und durch Baumstämme gesperrt. Als Zubringer für den Transport von Holzstämmen kommt außer den angeführten Flüssen meines Erachtens noch ein großer Teil der übrigen Flüsse in Frage. Das ganze Land ist Waldland. Wunderbarer primärer Urwald wechselt ab mit Farmen und altem Farmland. Wir konnten oft den allmählichen Übergang des Farmlandes zum sekundären, dann wieder primären Urwald beobachten. Der Reich- tum des Landes besteht in seinem Nutz- holz, das zur Zeit aus Mangel an Trans- portmitteln gar nicht ausgebeutet wird. Im ganzen Gebiet ist Gummi vor- handen, und zwar lediglich Lianen-Gummi. Die Lianen werden abgeschlagen und in Stücke von etwa 50 cm zerkleinert. Ostlich des Abanga sahen wir zahlreiche Gummibäume, die aber nach den Angaben der Eingeborenen nicht genutzt werden, weil sie nicht ertragreich sein sollen. Die Olpalme kommt bis zum Abanga gar nicht vor. Ostlich des Abanga war sie häufig, es waren schöne Exemplare, die wir dort gesehen haben. Da der Boden Überall der gleiche ist, ein tiefgründiger Lateritboden, wird die Olpalme auch westlich des Abanga gedeihen. Ich will zunächst an den Plätzen, an denen Posten ein- gerichtet werden, Versuche mit ihrer Anpflanzung machen. Im Gebiet von Atogondama bis zum Abanga kommt im Walde häufig Kola vor, womit ein geringer Handel getrieben wird. Die Eingeborenenkulturen sind die üblichen, hauptsächlich Planten und Kassada, dann Makabo- Jams. Ferner habe ich östlich Atogondama sehr schöne Maisplantagen gesehen. Mais- stauden von 2,50 bis 3 m Höhe mit 2 bis 3 Kolben waren nicht selten. In den Gebieten östlich Atogon dama, die etwa 600 bis 700 m Höhe haben, wird fast überall Tabak angepflanzt, ohne daß aber, wie mir scheint, eine besondere Sorgfalt auf diese Kultur gelegt wird. Die Tabakpflanzen blühten weiß und rot. Sie hatten eine Höhe von 1 bis 2 m. Die Wege und Transportverhältnisse sind sehr schlecht. Die Wege an der spanischen Grenze sind furchtbar. Es verging kein Tag, an welchem wir nicht oft stundenlang im Bachbett marschiert sind. Etwas besser ist die Straße Nguale — Atogondama—Metak—Nsork. Die Strecke Atogondama—Etum ist auch bei dieser Straße sehr vernachlässigt. Eine gute Straße habe ich lediglich bei Nsork gefunden; es ist die Straße Ojem —Nsork—Onvam; sie ist von den Fran- zosen angelegt und in der Umgebung von Nsork jetzt vom Posten Nsork verbessert. Klimatisches. Ich muß meine früheren Angaben, daß im Mai die Trockenzeit beginnt, berichtigen. Wir haben bis zum 23. Mai fast täglich, mitunter sehr starken Regen gehabt, der meist nachmittags einsetzte und oft bis in die Nacht hinein anhielt. Nach einer Pause von wenigen Tagen brachten der 29./30. Mai und 1. Juni schwere Gewitter. Dann ließ der Regen etwas nach, doch erst vom 7. oder 8. Juni an konnte man etwas von dem Beginn einer Trockenzeit verspüren. In Ato- gondama muß es auch nach dieser Zeit noch ganz erheblich geregnet haben. Die Temperatur ist in diesen Gebirgsgegenden tags oft sehr warm; wir haben über 40° C ge- messen. Nachts ist es dagegen angenehm, oft sogar empfindlich kühl. Bevölkerung. Die Bevölkerung des Gebietes sind lediglich Pangwe mit den verschiedenen Unterstämmen. Je weiter man nach Osten kommt, desto volkreicher wird die Gegend. Im Bereich des Postens Nsork ist das Gebiet reich bevölkert, auch an der Straße Metak— Etum sind große Dörfer, doch stehen sie zum Teil leer. Mein Urteil über die Pangwe hat auf dieser Reise nur eine Verschlechterung erfahren. Es gibt keine schlechte Eigenschaft, die der Pangwe nicht hätte; faul, verlogen, scheinheilig, diebisch, frech und anmaßend. Die geringste Arbeit ist ihm zu viel. Einen arbeitenden Pangwe-Mann habe ich noch nicht gesehen. Die Männer sitzen im Dorfe, rauchen und schwatzen, die Weiber machen die Farmarbeit, die Knaben graben die Löcher zum Fangen des Wildes. Die Bewaffnung ist allgemein. noch sehr viel vorhanden sein. wehr werden sicherlich die meisten Palaver, namentlich Weibersachen, geschlichtet. Einige Bogen und Armbrüste dienen wohl lediglich zur Jagd auf VBögel und Affen. Der krasseste Aberglaube herrscht unter diesem Naturvolk. Die auch in Alt-Kamerun be- kannten Ngi-Palaver spielen eine bedeutende Rolle. In vielen Dörfern haben wir die Ngi- Figuren, 2 bis 3 m lange Figuren, die einen liegenden Menschen darstellen, gesehen. Eine Seite dieser aus Lehm gekneteten Figuren im Längsschnitt ist rot, die andere weiß bemalt. Totenschädel, Knochen, spitze Pfeile schmücken das Ganze und geben dem Bild einen unheimlichen Charakter. Bei Ehebruch und vielen anderen Sachen tritt der Ngi-Priester, ein jüngerer Mann, Pulver muß Mit dem Ge-