GW 877 20 oben hin fortzuschreiten. Die Pflanzenreihen werden in etwa 1m Abstand angelegt, und zwar verlaufen die Reihen in 90 bis 135° zur Wind- richtung. Vorstehende Abb. 3 zeigt in sche- matischer Darstellung (im Querschnitt) die ab- gleichende Wirkung der Bepflanzung auf die Dünengestalt nach Verlauf einiger Jahre; die gestrichelte Linie gibt die ehemalige Gestalt des Dünenkamms bei Beginn der Bepflanzung an. Neuanpflanzungen müssen mehrere Jahre hindurch alljährlich revidiert und durch Nachpflanzung er- gänzt werden, wenn man nicht Gefahr laufen will, daß sie allmählich zerstört werden; denn sporadische Reste einer Bepflanzung haben für die Festlegung keinen Wert, zumal auch des- wegen, weil dann die natürliche Ansamung sonstiger Dünenbewohner nur unvollkommen er- folgt. Wie auf der Nehrung, so hat man auch in Transkaspien — abgesehen von den noch im Gange befindlichen Versuchen mit Saxaul — die Erfahrung gemacht, daß die künstliche Be- festigung der Dünen stets mit Anpflanzung zu beginnen hat, direkte Aussaat in den Dünensand dagegen zu verwerfen ist. So- weit letztere überhaupt zu Erfolgen führt, sind diese unsicher und lückenhaft; eine exakte Be- festigungsarbeit muß daher von solchem Ver- fahren absehen. Anderseits spielt — wie überall bei der Festlegung von Wanderdünen — auch hier die natürliche Bindung des Sandes durch Ansamung von Ansiedlern im Gefolge der künstlichen Bepflanzung eine große Rolle. Die Befestigungsarbeit wird dadurch von der Natur wirkungsvoll unterstützt. Zunächst tragen die vorerwähnten Gewächse neben ihrer Funktion als künstlich eingebrachte Bollwerke der Sandbindung auch durch natürliche Aussaat und Bestockung zur Bindung des Dünen- sandes bei. So werden zur Zeit der Samenreife enorme Mengen der leichten Früchte von Calli= gonum und Salsola vom Winde verschleppt, und viele von ihnen fassen im Sande festen Fuß. Z. B. haben sich diese beiden Gewächse in Lee der Befestigungszone von Farab auf 2 bis 3 km weit bis zu dichten Gestrüppen angesiedelt. Außerdem ist aber hier noch eine Gattung von Holzgewächsen zu nennen, die sich stellenweise, z. B. bei Farab, in den Kehlen festgelegter Dünen oder an Bahndämmen findet, nämlich Tamarix. Namentlich T. laxa Willd. ist hier häufiger vertreten.) Zur Bindung von Flugsand ist Tamarix jedoch nicht zu verwerten. *) Abb. bei Bessey a. a. O. Taf. 9. Eine weit wichtigere Rolle unter den An- siedlern spielen gewisse Gräser, insbesondere Aristida pennata Trin. (A. pungens Desf. var. pennata Trautv.). Diese in den Dünen ungemein häufig vorkommende Pflanze darf als „primärer“ Ansiedler bezeichnet werden; d. h. sie bestockt schon den beweglichen Sand, dient also mit zu dessen „Beruhigung“. Sie wurde ebenso wie Elymus giganteus Vahl in früheren Jahren auch zu Anpflanzungen heran- gezogen; aber beide Gräser haben sich für diesen Zweck nicht bewährt. Die Gründe dafür sind noch nicht klargestellt. Jedenfalls beweisen diese negativen Resultate, daß es nicht unter allen Umständen Erfolg verspricht, die peren- nierenden Komponenten der natürlichen Vegetation eines Wanderdünenterrains auch zur künstlichen Festlegung zu ver- wenden. Aristida bildet wie Calligonum, Salsola und andere Wüstenpflanzen zweierlei Wurzeln: solche, die bis 2 m tief und noch tiefer senkrecht in den Boden gehen, und andere, bis 10 m lange, die fast horizontal nahe unter der Oberfläche ver- laufen.“) In der Pflanzschule von Farab sah ich junge Aristida-Pflanzen mit je einem dichten Bündel von bis 2 m langen, senkrecht verlaufenden Wurzeln. An diesen Exemplaren waren die Oberflächenwurzeln noch nicht gebildet worden. Die Wurzeln besitzen einen dünnen, nur 1 bis 2 mm im Durchmesser starken zentralen Holzkörper und eine dicke fleischige Rinde. Diese Rinde fühlt sich in frischem Zustande stets feucht an und ist von einem Mantel von Haaren und diesen an- klebender Sandkörnchen umgeben. Wenn man bedenkt, daß zur Sommerzeit die oberflächlichen Schichten des Dünensandes eine Temperatur von 70 bis 75° C erreichen, so leuchtet ohne weiteres der Nutzen des Saftreichtums der Rinde als Schutzmittel gegen Austrocknung ein. Saat von Aristida zu bekommen, soll außer- ordentlich schwierig sein; vermutlich wird der *) Paletzky hat (nach Bessey a. a. O.) die An- sicht ausgesprochen, daß die senkrecht in den Boden gehenden Wurzeln als „Nahrungswurzeln“ der Nähr- stoffaufnahme, die oberflächlich auslaufenden als zUukerwurzeln der Befestigung der Pflanze zu dienen diese Deutung zutrifft, erscheint mir haen. Denn die senkrecht verlaufenden Wurzeln bewirken an und für sich schon eine so feste Ver- ankerung im Boden, daß es einer weiteren Befestigun kaum bedarf. azu kommt, daß die „Ankerwurzeln“ kaum imstande sein dürften, im lockeren Dünensande eine Verankerung, zu ermöglichen. Viel eher ist an- zunehmen, daß diese Organe bei Niederschlägen und Taubildung ensass Feuchtigkeit und Nährstoffe auf- zunehmen bestimmt sind, also in dieser Richtung für das Dasein der Pflanze eine Rückversicherung gewähren.