W 878 20 Samen alsbald nach der Reife ausgestreut. Der Samen verliert auch seine Keimkraft sehr schnell. Bei früheren Anpflanzungsversuchen hat man im Höchstfall einen Keimprozent von 5 erhalten. Dort, wo Aristida in größeren Mengen aufgekommen ist und zu einer gewissen Befestigung geführt hat, wird gern Salsola nachgepflanzt, die dann von dem Grase im Anfang einen gewissen Schutz empfängt. So hat z. B. bei dem Aufkommen dichter Bestände von Salsola unweit Farab Aristida als Vorläufer eine große Rolle gespielt. Man will anderseits beobachtet haben, daß bei der Ausbreitung von Salsola die Aristida später wieder verschwinde. Ebenso soll Salsola in Kon- kurrenz mit Calligonum der mächtigere Kon- kurrent sein. # Von den zahlreichen „sekundären“ An- siedlern, d. h. denjenigen Gewächsen, die erst in einer gewissen Phase der Bindung des Dünensandes festen Fuß fassen, ist vor allen Dingen eine Carex-Art zu nennen, die mir als C. fissoides bezeichnet wurde.“) Dieses ist die einzige Pflanze, die wirkliche Rasen zwischen den Anpflanzungen bildet und, sobald sie ein- mal den Boden besetzt hat, jede weitere Befesti- gung überflüssig macht. Solche Rasen sieht man z. B. stellenweise zwischen den Stationen Karaul— Kuju und Wodakatschka und ferner bei Repetek. Diese Rasen sind immer dünn, aber völlig aus- reichend; Aristica dagegen tritt stets nur in büschelförmigen Horsten auf. Zahlreich sind die einjährigen Ansiedler, die stellenweise, z. B. bei Repetek, im Frühjahr die Dünen mit einem üppigen Flor überziehen, aber nur ein kurzes Dasein führen, da sie der Dürre des Sommers nicht Widerstand leisten können. Eine Aufzählung ihrer Namen würde hier zu weit führen, da sie nur botanisches Interesse beanspruchen könnte. Für die Bindung des Dünensandes kommen diese Gewächse nicht in Betracht. Die endlichen Erfolge der Festlegung des Sandes durch künstliche Bepflanzung im Verein mit natürlicher Bewachsung zeigen — noch besser als es schon die beiden hier bei- gefügten Tafeln Besseys dartun — die Dünen- gelände in der Umgebung von Repetek. Zwischen den Anpflanzungen von Calligonum, Saxaul u. a. m. hat sich dort eine immer dichter werdende Narbe von Carex= und Aristida-Büscheln gebildet, die anderweitige Vertreter der Dünen- flora umschließt. Im vorgeschrittenen Stadium ist die Mitwirkung des Menschen kaum noch zu ) Wird in Boissier, Flora Orientalis nicht er- wähnt. Vielleicht identisch mit C. fissirostris Ball, die auch in Afghanistan vorkommt. erkennen. Vollkommene Bewachsung führt, wie man an Abstichen sieht, zum Beginn der Humus- bildung zwischen dem dichten Geflecht der Carex- Wurzeln: an die Stelle der Sandwüste tritt die Steppe. Vollendete Bewachsung einzelner Strecken führt aber auch zur Dispersion der be- nachbarten, noch beweglichen Dünenzüge in zahl- reiche kleinere Einzeldünen von hügelartigem Charakter; die gesamte Wellenstruktur des Ge- ländes wird gestört, Abgleichung der Kämme erzeugt Verflachung der Wellen (s. Abb. 3). In wenigen Jahrzehnten wird sich das einst so er- schreckend tote Landschaftsbild dank der Lebens- arbeit Paletzkys vollkommen verändert haben. Wie heute schon in den Grenzländereien der Dünen- zone zu sehen ist, werden dann vielleicht auf dem einstigen Wüstensande Rinderheerden weiden. Außer dem endgültigen Schutz der Verkehrswege wird Land gewonnen für wirtschaftliche Nutzung. Kosten. Wie schon eingangs erwähnt, muß bei der Dünenbefestigung an der Mittelasiatischen Bahn auf die Kostenfrage große Rückjicht ge- nommen werden. Bis zum Jahre 1908 waren im Verlauf von 10 Jahren 350 000 Rubel für die Anpflanzungsarbeiten verausgabt worden. Heute rechnet man bei einer jährlichen Be- festigungsleistung von 5 bis 9 Werst (1 Werst 1,067 km) und einem Pflanzenverbrauch bei Neubefestigungen von 150000 bis 200 000 Pflänz-- lingen pro Werst im ersten Jahr mit Gesamt- kosten von 8000 Rubel, ausgenommen die Ge- hälter der Beamten. Hiervon ist noch ein Bruchteil im Betrage von 7000 bis 8000 Rubel hinzuzurechnen. Die betreffenden Beamten haben nämlich außer den Dünenbestigungsarbeiten noch andere Funktionen wahrzunehmen, so z. B. die Unterhaltung der Gärten und Parkanlagen an den Bahnstationen. Auf die Desjätine Dünen- land (eine Desjätine = 1,09 ha) entfallen durch- schnittlich 35 bis 40 Rubel Arbeitskosten, ein- schließlich der Vorarbeiten im Pflanzgarten. Die Arbeiterlöhne beziffern sich auf 50 bis 60 Kopeken pro Tag. Wenn man bedenkt, daß früher die Frei- haltung der Strecke vom Flugsand zwischen Farab und der nächsten, nur wenige Kilometer entfernten Station allein 35 000 Rubel pro Jahr erforderte, so kann man ermessen, mit welchen Ersparnissen heute die Bahnverwaltung nach dem Paletzkyschen System rechnen darf.") Daß solche Erfolge erzielt werden konnten, ist wesentlich auch der geschickten Benutzung der Mithilfe der Natur zu verdanken, die — wie oben wiederholt Demgegenüber sei erwähnt, daß das Revier MRossitten aufe der Kurischen Nehrung jährlich allein 0 000 bis 160 000 Mark erfordert.