W 944 20 und vergiftet, Wurfmessern, Gras= und Fellschilden. Als Kriegsschmuck werden ein Bündel Hahnen- federn im Haar getragen. Männer und Weiber üben Beschneidung. Über Granitplatten stiegen wir nach Para Poro hinan und erreichten zwischen Geröll und Felsen das — entsprechend dem Raummangel — in einzelnen Gehöften zerstreut liegende Dorf. Bei den Hütten, den üblichen Rundhütten, hatten die Leute ihre wertvollsten Feldfrüchte: Mais, Erdnuß, Flachs, Kürbis, Baumwolle, einige Blattgemüse, während ihre Farmen, Kassada und Durra dem Fremden unsichtbar, in den Schluchten lagen. Die Erde wird durch Steinwälle vor dem Abspülen geschützt und war oft erst vom Tale heraufgebracht. Der Zugang zu den Hütten war, soweit überhaupt noch erforderlich, durch Steinwälle geschützt. Alles in allem hatte man den Eindruck, daß die Bevölkerung stets sowohl zur Verteidigung wie zur Flucht in ihre Höhlen bereit sei. Darum befand sich auch nichts Wert- volles in den Hütten. Im Laufe des Tages meldete sich noch eine Reihe von Kare-Häuptlingen westlich der Straße. Lediglich der von Janga verzichtete trotz Auf- forderung. Der Grund scheint mir nicht ganz unklar. Nach den zahlreichen, bei ihm erhandelten Schmuckgegenständen muß er über eine Menge Kupfer verfügen, dessen Verlust er fürchtet. Aber auch aus Osten kamen einzelne Häuptlinge, aller- dings nur solche, die unmittelbar nördlich des Uam wohnen. Mit Flaggen, Münztafeln, Aus- weisen zogen sie von dannen. Ob sie nun wirk- lich als regierungsfreundlich zu betrachten sind, wird sich in Zukunft zeigen, wenn irgendwelche Anforderungen an sie gestellt werden. Immerhin war interessant, daß sich auch einzelne darunter befanden, die sich den Franzosen noch nicht ge- stellt hatten. Am nächsten Tage zogen wir durch einen schmalen Gebirgspaß nach Tari zu dem Häupt- ling Maede, der unsere Hilfe erbeten hatte. Gegen 10 Uhr vormittags kamen wir an. Die Bevölkerung, über 200 Männer und Weiber, empfing uns auf ihrem mit ausnehmend großen Granitplatten gekrönten Berge und zeigte die Freude über unser Kommen durch Gesang und Tanz. Wir begaben uns sogleich auf den höchsten Punkt. Der Berg Tari bildet den Abschluß des Gebirges nach Norden, das sich in nordwestlicher Richtung weiter erstreckt. Bis zum Nana breitet sich eine Ebene aus, aus welcher einzelne Berge wie Lia, Bukun, Ssenge als Inselberge steil herausragen. Letzterer lag nur 3 km in öst- licher Richtung entfernt und hat ungefähr 400 m rel. Höhe. In der Ebene zwischen Ssenge und Tari liegen die beiderseitigen Farmen, in denen der Überfall stattgefunden hatte. Ssenge besteht aus zwei Kuppen, die durch einen Sattel ver- bunden sind. Kaum waren wir auf der Höhe, als drüben an 50 Mann auf den Steinen er- schienen, die uns unter Schwenken ihrer Speere freundlichst zuriefen, wir sollten nur kommen. Einen Boten, den ich zu ihnen sandte, um ihnen Vernunft zu predigen, verjagten sie mit Pfeilen. Dieser hatte gesehen, daß sie Weiber und Kinder nach Osten abschoben und Wasser und Lebens- mittel in die Höhlen brachten. Es mußte daher zur Züchtigung der Leute geschritten werden. Um 1 Uhr nachmittags marschierte der farbige Feldwebel Boima mit 10 Mann ab, um ästlich des Berges Aufstellung zu nehmen, um 2 Uhr Leutnant Naumann mit 10 Mann nach dem Südhange, ich mit 10 Mann nach dem Nord- hange des Berges; 5 Mann blieben bei dem Gepäck. Um 3 Uhr wurde allgemein der Berg erklommen. Besonders am steilen Nordhange war dies recht schwierig, da durch Kamine und Höhlen geklettert werden mußte, die so eng waren, daß die Mannschaft ihre Patronentaschen ablegen mußte. Einige Pfeile kamen, ohne Schaden an- zurichten, herab, jedoch vom Gegner war nichts zu sehen. Gegen 5 Uhr war alles auf dem Berge, jedoch der Gegner war spurlos verschwunden, bis endlich beim näheren Absuchen aus einer Höhle auf einen Soldaten geschossen wurde. Leutnant Naumann, der in der Nähe war, ließ sie umstellen, wobei er einen Pfeilschuß in den rechten Zeigesinger und einen Streif- schuß in den rechten Unterarm erhielt, beides Wunden, die nach 3 Tagen geheilt waren. Die Höhlen, die sich unter einem Granitkegel von 100 am befanden und vier Ausgänge zeigten, wurden nun umstellt. Wir hatten einen guten Fang getan, denn aus dem Innern tönte die Stimme des Häuptlings, der uns zurief, wir sollten nur gehen, denn die Franzosen--hätten ihn hier schon dreimal vergeblich belagert; dem uns begleitenden Häuptling Maede rief er zu, er würde ihn, weil er uns geführt habe, tot- schlagen. Da es mittlerweile Nacht geworden war, zogen wir das Gepäck nach. Am nächsten Tage erhielten die Soldaten Fellschilde, und es wurde nun von allen Seiten, nachdem der Gegner, der dauernd aus dem Dunkel mit Pfeilen schoß, durch Brand vertrieben war, langsam in das Labyrinth von Höhlen und Spalten eingedrungen. Der Gegner ergab sich trotz vieler Aufforderungen nicht. Jede derselben beantwortete er unter Hohnlachen mit einem Pfeil= und Steinregen- Es gelang uns wenigstens, zwei Kinder unversehrt