W 947 20 dort marschierte ich in zwei Tagen (früher vier) auf der von uns gebauten Straße nach Buala, wo ich am 26. Juni gleichzeitig mit Leutnant Naumann eintraf. Über den Wert des am 1. Juni 1913 übernommenen Gebietes läßt sich ein ab- schließendes Urteil noch nicht fällen. Die Be- völkerung ist weitaus kräftiger als die des übrigen Bezirkes, wohl, weil sie nicht wie diese an Unter- ernährung zu leiden hatte. Sie scheint verhältnis- mäßig zahlreich zu sein und wird, wenn sie be- friedet ist, einen wertvollen wirtschaftlichen Faktor für die Kolonie bedeuten. Daß sie sich — be- sonders in ihrem östlichen Teile — ohne Zwang sügen wird, glaube ich nicht. Der Erzreichtum der Berge scheint bedeutend zu sein. Eisenglanz und Roteisenstein fand ich am Dun, bei Ssenge und Bukun, Kupfer muß bei Janga sein, Zinnbrocken fand ich am Lia; jedoch scheint — nach den Schmuckgegenständen zu schließen — mehr im Ssimbal zu sein. Jum Tode des Oberleutnants v. Boven. Über den Tod des Oberleutnants v. Raven, der vor einigen Tagen von Kamerun aus ge- meldet wurde, ist ein vorläufiger telegraphischer Bericht des Bezirksrichters Seger, der seinen dienstlichen Wohnsitz in Nola hat, eingegangen. Der Bericht ist am 13. Oktober aus der Gegend zwischen Nguku und Nola abgesandt und offen- bar mit einem Boten nach Njassi, dem End- punkt der Telegraphenlinie (etwas über 200 km in der Luftlinie gemessen), geschickt worden. Von dort ist er drahtlich an das Gouvernement in Buea gegangen und von diesem mit Kabel hier- hergeschick worden. Er lautet folgendermaßen: „Auf gegenseitige Anzeige französischer und deutscher Faktoristen wegen Bedrohung der Eingeborenen Ngukus marschierte ich dorthin, wo ich am 10. eintraf. Ich traf dort den Postenführer von Nola, Oberleutnant v. Raven, der mit dem für Sosso bestimmten Sergeanten Zota und 18 Mann herbeigeeilt war, weil ein französischer Faktorist, der dort für die Compagnie Forestière ansässig, brieflich mit- geteilt hatte, sein Leben sei gefährdet. Die Dörfer Ngukus bis auf das Hauptdorf waren trotz der Versicherung, daß ein kriegerisches Vorgehen ihrerseits nicht beabsichtigt sei, leer. Die Eingeborenen, mit denen ich nur aus der Entfernung verhandeln konnte, weil sie sonst wegliefen, bestätigten die Anzeige wegen Be- drohung, drohten aber mit Feindseligkeiten, wenn der Postenführer und der Richter mehrere Tage bleiben würden. Am 12. vormittags wollte der Faktorist den ihm angeblich ge- wogenen jungen Häuptling von Nguku als Zeugen holen, um die Haltlosigkeit der An- zeigen gegen ihn zu beweisen. Auf dem Wege zum Hauptdorf schossen die Eingeborenen auf ihn, mittags auf die Soldaten, die ihn zu der im Dorf gelegenen Faktorei bringen sollten, und verletzten Leute von ihm. v. Raven be- schloß nun, das Hauptdorf räumen zu lassen. Auf dem Wege dorthin ließen die Eingeborenen einige Soldaten passieren und schossen dann auf uns aus dem Busch. v. Raven erhielt Lungenschuß rechts und war in wenigen Mi- nuten tot, ich Pfeilschuß rechten Oberschenkel. Räumung des Dorfes konnte unter diesen Umständen nicht durchgeführt werden. Ein- geborene zündeten darauf französische Haupt- faktorei an und schossen nachts ins Lager. Oberleutnant v. Raven starb etwa 2½ Uhr nachmittags. Um seine Leiche nicht dort zu lassen, sondern nach Nola zu bringen, mar- schierten Zota, der „Faktorit und ich heute, den 13., nach Nola ab Seger.“ Über das frühere Verhalten des Häupk- lings von Nguku gibt ein Bericht des ersten Postenführers von Nola, Leutnants Tamm, der kurze Zeit nach Übernahme des Postens Nola- eine Dienstreise in seinem Postenbereich gemacht hatte und hierbei auch in das Dorf Nguku ge- kommen war, folgende Auskunft: Während meine bisherige Dienstreise über Mo- kelo — Bania —Beina Weyo— Doago ohne Zwischenfälle verlaufen ist, bin ich hier in Nguku wider alles Erwarten auf Schwierigkeiten gestoßen. Die Abteilung wurde bei ihrer Ankunft kurz vor dem Dorfe von dem Sohne Ndoe des Häupt- lings Gabola empfangen. Meine Frage nach seinem Vater wurde dahin beantwortet, daß dieser mich nicht sehen wolle und deshalb in den Busch gegangen sei. Ich ließ dem Häuptling sagen, er solle zu mir kommen. Ich sei nicht gekommen, um mit ihm zu fechten; er brauche also keine Angst zu haben. Am Nachmittag kam plötzlich Gabola unter Begleitung einer großen Menschen- menge mit einem Speer bewaffnet in mein Palaver- haus. Ich stellte ihm vor, daß alle Palaver, die er mit den Franzosen gehabt hatte, beendet seien, daß er seine Scheu vor dem Europäer verlieren solle. Alle Häuptlinge des Bezirks hätten sich in Nola gemeldet, nur er habe auf sich warten lassen. Mit diesen Worten ging ich, ohne mir auch nur das geringste zu denken, aus dem Palaverhaus ins Freie. In der Ferne standen