G 999 20 Es ist gelungen, die Bewohner der Age-Land- schaft auf friedlichem Wege dahin zu bringen, den Anordnungen des Postens Wum Folge zu leisten. Daß dies ohne Blutvergießen geschehen konnte, ist in allererster Linie wohl dem Umstand zu verdanken, daß durch die getroffenen Maß- nahmen den Age gleich eine verhältsnismäßig stärkere Macht vor Augen geführt wurde, dann aber auch dem unausgesetzten Bemühen des Posten- führers Oberleutnants Quelle, die Leute auf friedlichem Wege zur Anerkennung der Verwaltung zu bringen, schließlich der Ruhe und Besonnen- heit jedes einzelnen Teilnehmers der Unter- nehmung, insonderheit auch unserer farbigen Sol- daten. Da bis zu meinem Eintreffen in Wum die Lage über das Verhalten der Age noch nicht geklärt war, wurde der Einmarsch in die Age- Landschaft von drei Seiten befohlen. Eine Abteilung unter Führung des Ober- leutnants Quelle marschierte in sehr anstrengen- den Eilmärschen westlich des Mukarra') bis nach der Bakenso-Landschaft und rückte von Nordwesten kommend in das Age-Gebiet ein. Eine zweite Abteilung unter Führung des Unteroffiziers Schumm marschierte über Befang— Nkore —Manjang in näördlicher Richtung auf Age und erreichte zunächst das Age-Dorf Wabang. Eine dritte Abteilung unter meiner Führung marschierte östlich des Mija bis Betam, ging dort über den Mija und erreichte zunächst das Hauptdorf der Age, das auf der Karte mit Wanga bezeichnet ist. Meine Abteilung begleitete Stabs- arzt Dr. Pistner. Beim Einmarsch der Abteilungen waren sich in einigen Ortschaften die Bewohner über ihr Verhalten der Truppe gegenüber noch nicht im klaren, aber schließlich siegte doch der Einfluß der zur Ruhe mahnenden Elemente. Im weiteren Verlauf fand die Vereinigung der Abteilungen in Naada statt (Ossidinge-Karte: Ada), und hier wurden in einer Besprechung den versammelten Age-Häuptlingen die Pflichten dem Posten und ihren benachbarten Landschaften gegenüber eingeschärft. Der Häuptling Etschiakung, das Oberhaupt aller Age-Ortschaften, ist auch bereits mit einigen seiner Leute auf dem Posten gewesen. Um nun aber auch die Landschaft allmählich ihren Pflichten zuzuführen, habe ich vorläufig den Unteroffizier Schumm, der seinerzeit auch schon in Baminge sich bewährt hatte, in der Age- Landschaft belassen. *) Vgl. Blatt Ossidinge der Karte Kamerun 1:300 000. Seine Aufgabe ist, die Bewohner der Ort- schaften zu veranlassen, den durch die Age-Land- schaft führenden Weg nach Bakenso zu reinigen und, soweit es Zeit und Kräfte erlauben, aus- zubauen. Ferner sollen alle Ortschaften besucht werden, und in den Dörfern soll eine Zählung, getrennt nach Männern, Weibern und Kindern, stattfinden. Dabei sollen auch weitere Nach- forschungen nach noch etwa vorhandenen Ge- wehren angestellt und diese dem Posten über- wiesen werden. Bisher sind ungefähr 80 Gewehre (Vorderlader) abgeliefert und 6 Vorderlader ein- gezogen worden. Durch Belehrungen und Be- sprechungen sollen die Eingeborenen auf die Vor- teile der Verwaltung und eines gesicherten-Han- delsverkehrs hingewiesen werden. Für die erste Zeit seines Aufenthalts sind die Ortschaften zur unentgeltlichen Lieferung der Verpflegung ver- pflichtet worden, im weiteren Verlauf sollen durch Einrichtung eines Marktes im Lager die Orts- bewohner an den Geldverkehr gewöhnt werden. Nebenbei sollen die Dorfbewohner auch mit der Beförderung von Flaggenpost vertraut gemacht werden. Schließlich sollen Nachforschungen nach den Leuten angestellt werden, die seinerzeit dem Durchmarsch des Oberleutnants Quelle be- waffneten Widerstand geleistet haben. Ferner ist Stabsarzt Dr. Pistner in dem Mija-Tal belassen worden, um Untersuchungen anzustellen über das Vorhandensein von Schlaf- krankheit und Malaria, das vielleicht zur Er- klärung der auffallend geringen Bevölkerung des Mija-Tales führen könnte. Gleichzeitig sollen in allen Ortschaften Impfungen vorgenommen werden. Was die politischen Verhältnisse der Age- Landschaft anbetrifft, so unterstehen alle Ort- schaften dem Oberhäuptling Etschiakung, jede Ortschaft hat wieder für sich einen Häuptling. Das Ansehen und die Autorität der Dorfhäupt- linge und auch die des Oberhäuptlings sind aber sehr gering. Das kommt rein äußerlich schon dadurch zum Ausdruck, daß jede Familie in einem gesonderten Gehöft lebt. Diese meist auf den Hängen sehr versteckt liegenden Gehöste schließen sich zu einer Ortsgemeinschaft zusammen. Durch diese Ausdehnung erscheint das Dorf sehr groß: darauf ist es wohl zurückzuführen, daß die Ein- wohnerzahl der Age-Landschaft sehr überschätzt worden ist. Die bisher von mir vorgenommenen Zählungen haben eine auffallend niedrige Ein- wohnerzahl ergeben, wobei man allerdings berück- sichtigen muß, daß unzweifelhaft nur zwei Drittel der Bewohner sich zur Zählung gestellt haben. Die Age-Leute sind kräftig gebaute Menschen, ihre Frauen sind verhältnismäßig klein. Die Geburtenzahl scheint nicht ungünstig zu sein, denn