1000 205 es wurden in den Ortschaften, in denen Zählun- gen vorgenommen wurden, Frauen mit 6 bis 10 Kindern festgestellt. Die Kindersterblichkeit scheint nach flüchtiger Feststellung auch nicht so hoch zu sein, wie sonst im Grasland. Die Ar- beit scheint einzig und allein von den Weibern verrichtet zu werden, die Männer beteiligen sich nur an der Olbereitung, indem sie die Kernbündel von den Bäumen holen. Die Ortschaften drängen sich fast alle auf den nach dem Misja zu abfallenden Hängen zusammen, der Westen und der Süden Ages scheint sehr wenig bewohnt zu sein, jedoch müssen hier noch weitere Feststellungen gemacht werden. Dabei möchte ich gleich erwähnen, daß der Djuka, auf der Karte Ossidinge als Nebenfluß des Mu- karra eingezeichnet, unzweifelhaft ein Nebenfluß des Moan ist; auch der Lauf des Moan (Ka- kula) ist ein anderer, als auf der Karte verzeich- net. Genauere Feststellungen sollen hierüber bei einer Reise an die Bezirksgrenze erfolgen. Die Age-Landschaft ist ein sehr bergiges Ge- lände, das schon ganz den Charakter der Rand- gebirge hat. Es überwiegt hier der Busch- wald, mit Grasflächen sind nur die häheren Kuppen bedeckt. Die Täler sind sehr tief ein- geschnitten. Wie das Mija-Tal, so ist die Age-Landschaft überaus reich an Olpalmen. Die Palmenbestände verdichten sich stellenweise zu großen Palmen= hainen. Die Stämme sind fast alle gesund und tragen auffallend viel Fruchtbündel. Die Ol- bereitung, die zum Teil durch Kochen, zum Teil durch Klärung in großen Cisternen erfolgt, ist natürlich noch ganz unwirtschaftlich. Überall sieht man noch Haufen von Palmkernen herumliegen, die noch nicht verwertet werden. Der einzige Handel, den die Age kennen, ist der Olhandel; Geld ist ihnen noch vollständig unbekannt. In früheren Zeiten scheint der Handel sich in der Hauptsache in Richtung Bakenso-Nigerien hin bewegt zu haben, hauptsächlich durch die von dort kommenden Haussa. In letzter Zeit sollen sich selten Haussa in der Gegend gezeigt haben. Das ist wohl dem Umstand zuzuschreiben, daß das früher von den Haussa aufgekaufte Elfen- bein jetzt ganz aus den Gegenden verschwunden ist. In diesen Gebieten scheint der Elefant gänz= lich ausgerottet zu sein. Von Wildfährten sieht man einzig und allein die Fährte des Pinselohr- schweines. In den Waldungen ist ziemlich viel Kautschuk vorhanden, sowohl Lianen als auch Kautschuk- bäume. Die Age verstehen aber das Kautschuk- schneiden nicht. Aus jeder Ortschaft werden einige Leute von dem Posten Wum unter sachgemäßer Anleitung im Kautschukschneiden ausgebildet werden. Die Farmbestellung ist überall sehr oberfläch- lich und flüchtig. In der Hauptsache werden Mais, Erdnüsse und Koko angebaut. Der Boden an den Hängen hat zwar nur eine verhältnis- mäßig dünne Humusschicht, aber im allgemeinen scheint es recht guter Boden zu sein. Planten sind fast nur im Dorf und in unmittelbarer Nähe der Dörfer angebaut. Die Häuser der Age find aus niedrigen, aber steinharten Lehmwänden aufgeführt, auf denen, weit übergreifend, ein kegelförmiges Dach liegt. Der eigentliche Wohnraum ist verhältnismäßig sehr klein und niedrig. Vor dem Wohnraum be- findet sich eine durch eine etwa meterhohe Mauer abgeschlossene Veranda, die gleichzeitig als Küche dient. Die Feuerstelle ist kaminartig gebaut, über der Feuerstelle befinden sich Roste aus Holz- stäben, auf denen Fleisch und dergleichen gedörrt wird. Die Häuser und Ortschaften sind äußerst schmutzig; darauf zurückzuführen sind wohl die vielen bei den Kindern beobachteten Hauter- krankungen. Kleinvieh ist sehr wenig vorhanden, Schafe und Ziegen gar nicht, Schweine in geringer An- zahl; selbst der Hühnerbestand ist sehr klein. Zusammenfassend wiederhole ich, daß die Age-Landschaft eine reiche Landschaft ist, deren Reichtum, in der Hauptsache Ol, bei rationeller Ausnutzung nie versiegen wird. Die Einwohner- zahl halte ich aber für nicht so zahlreich, wie bisher allgemein angenommen wurde. Auch glaube ich nicht, daß die Age noch über viel Gewehre verfügen; modernere Waffen sind wohl überhaupt nicht vorhanden. Aufgabe des Postens Wum wird es nun sein, die Age und ihre Nachbarn allmählich mehr und mehr heranzuziehen. Wenn dies in einer überlegten und planmäßigen Weise geschieht, dann steht wohl zu erwarten, daß das Gebiet bald vollständig der Verwaltung angeschlossen sein wird.