1030 20 so halte ich es für zweckmäßig, daß wenigstens an den größeren Lagerplätzen und deren Um- gebung — meist handelt es sich an den Kara- wanenstraßen um dieselben Plätze — ebenfalls für größte Reinlichkeit gesorgt wird und wo möglich zweckmäßige Aborte daselbst errichtet werden. Denn an den meisten dieser Plätze läßt die Sauberkeit sehr viel zu wünschen übrig. Das Gebüsch und das Gras in der Umgebung wird allgemein von den Eingeborenen zur Kotablage benutzt, so daß hier der Infektion durch Anky- lostomenlarven hinreichend Gelegenheit geboten ist. Jedenfalls müßte den Eingeborenen stets Ge- legenheit geboten werden, auch Aborte benutzen zu können. In dieser Beziehung habe ich im Lindibezirk im allgemeinen die Erfahrung gemacht, daß die Eingeborenen da, wo ihnen diese Ge- legenheit geboten wird, die Aborte auch tatsäch- lich aufsuchen. Die eingeborenen Ortsvorsteher (Jumben) der den Lagerplätzen benachbarten Gemeinden müßten für die Sauberkeit der Plätze und der Abort- anlagen verantwortlich gemacht werden, was sich auch durch eine Kontrolle von seiten der durch- wandernden Europäer sicherlich ohne Mühe durch- führen ließe, wenn letztere Mißstände bei dem nächstgelegenen Bezirksamt oder dessen Nebenstelle zur Anzeige bringen. Auf den Waschplätzen der Eingeborenen müßte gleichfalls für größte Sauberkeit gesorgt werden, indem auch hier die eingeborenen Ortsvorsteher für die Reinlichkeit verantwortlich gemacht werden. Wenn auch die Gefahr einer Infektion durch das Trinkwasser eine verhältnismäßig untergeord- nete Rolle spielt, so wird auch schon aus anderen Gründen (Übertragung von Typhus und von Ruhr) stets darauf geachtet werden müssen, daß für einwandfreies Trinkwasser sowohl auf den Pflanzungen und ähnlichen Betrieben als auch in den Dörfern Sorge getragen wird. Wo es irgend angängig, sind von mir an laufenden Ge- wässern Schöpfstellen errichtet worden, die durch Umzäunung u. dgl. gegen Verunreinigung geschützt find. Wo fließendes Wasser fehlt, ist durch Graben tiefer Wasserlöcher, die durch Steine und durch Pfähle umfriedigt sind, dafür gesorgt worden, daß die Eingeborenen mit brauchbarem Trinkwasser versehen werden. Auch die Wasserstellen an den Karawanenstraßen sind verbessert worden und gegen Verunreinigung von außen durch eine Um- friedigung mit Steinen oder mit einem faschinen- artigen Verhau geschützt worden. Nach der Regen- zeit müssen solche Verhaue regelmäßig nachgesehen und ausgebessert werden. Neben diesen Maßregeln ist durch öftere Be- lehrung, namentlich durch Vorträge über die Gefahr der Verbreitung der Wurmkrankheit und über die Art und Weise der Infektion auch das Interesse der Eingeborenen an den Bekämpfungs- maßregeln zu erwecken. Nach meinen bisherigen Erfahrungen folgen die Eingeborenen den Aus- führungen des Europäers in der Mehrzahl auch mit Aufmerksamkeit und bringen infolgedessen auch den Maßnahmen der Europäer mehr Interesse entgegen. Namentlich sind die am Rovuma auf- wärts wohnenden Wayao solchen Belehrungen im allgemeinen sehr zugängig. Bei den Wurmträgern wurde, nachdem durch die mikroskopische Untersuchung die Diagnose fest- gestellt worden war, wenn es irgendwie angängig war, eine Thymolkur eingeleitet. Während meines Aufenthalts in Ssongea hatte ich für die nach der Küste wandernden Träger und Arbeiter eine Kontrollstation errichtet, wo die Eingeborenen untersucht und deren Stuhlgang auf Wurmeier nachgesehen wurde. Die Wurmträger wurden mit Thymol behandelt und erst dann aus der Behandlung entlassen, wenn bei wiederholten Untersuchungen keine Wurmeier im Stuhlgang gefunden worden waren. Auf diese Weise wurde wenigstens ein großer Teil, wenn auch nicht alle, dieser Leute bei ihrer Wanderung nach der Küste vorübergehend von Ankylostomen befreit und da- durch auch für die Zeit der Reise nach der Küste die Gefahr der Verschleppung der Keime doch ganz wesentlich verringert. # In gleicher Weise müßten aber auch auf den Pflanzungen die Arbeiter von Zeit zu Zeit unter- sucht und die Wurmträger sofort einer Thymol- kur unterworfen werden. Ebenso würde eine zeitweise (etwa alle 2 bis 3 Monate) vorgenommene Untersuchung der far- bigen Schutztruppen, der Polizeitruppen und Poli- zeisoldaten mit ihren Weibern und Kindern, ferner der Kettengefangenen, der Schüler und der Missionszöglinge mit nachfolgender Thymolbehand- lung sicher dazu beitragen, die Verbreitung der Wurmkrankheit hintanzuhalten. Wurmkranke sollten womöglich isoliert oder im Spital untergebracht und hier in geeigneter Weise behandelt werden. Auch sollten diesen be- sondere Aborte, gesondert von denen für die Gesunden, angewiesen werden. Jedenfalls müssen diese Kranken eine Thymolkur durchmachen, und es ist zweckmäßig, daß sie nach Beendigung der Kur sich tüchtig den Körper abwaschen und daß außerdem ihre Kleider gewaschen und gesonnt werden. Daß diese Maßnahmen, wenn sie auch nicht immer streng durchgeführt werden konnten, in verhältnismäßig kurzer Zeit dazu beitrugen, die Wurmkrankheit einzuschränken, konnte ich im Tun- duruteil des Lindibezirks beobachten, wo durch