W 52 20 sie z. B. mehrere Kilometer vom Flußufer ent- fernt bei Dörfern gefunden, die nach dortiger Sitte von tiefen Gräben umgeben waren, in denen sich Wasser bis lange nach der Regenzeit hielt und wo Ficusarten und hohes Schilf der Fliege ausreichenden Schatten gewährten. An anderen Orten mit Schlafkrankheit, aber ohne Palpalis, ließen sich immer mehr oder weniger intensive Be- ziehungen mit Palpalisgegenden, die keinesfalls sehr weit ablagen, nachweisen. Die Erklärung für die geringe Bedeutung der Morsitans für die Übertragung der Schlafkrankheit suchen die Antoren einmal in der Lebensweise der Morsitans und dann in der Natur des Krankheitsvirus, des Trypanosome gambiense: Die Morsitans als Steppenfliege lebt vor allem von Tierblut. Ander- seits ist das Trypanosoma gambiense ein speziell an das menschliche Blut angepaßter Parasit, für den also der Mensch das Reservoir bildet. Daher infiziert sich in der Natur die Morsitans jedenfalls sehr selten, da sie ja zumeist von Tierblut lebt, während es sich mit der Palpalis gerade umgekehrt verhält. Handelt es sich dagegen um ein Trypa- nosoma, welches in gleicher Weise virulent für Mensch und Tier ist, so sieht man, daß sich auch die Morsitans ebenso leicht infiziert, da sie dann auch im Tierblut, von dem sie ja vorzugsweise lebt, ein Reservoir des betreffenden Trypanosoms findet (Trypanosoma rhodesiense). Die Kommission suchte auch durch Labora- toriumsversuche diese Frage zu klären. Zu diesen Versuchen wurden ausschließlich nach der Methode Kleinc-Taute aus der Puppe gezüchtete Morsitans verwandt. Es ergab sich, daß in Sankisia, 30 kmm östlich vom Lualaba, auf 9° 6' südl. Breite und 750 m Meereshöhe, das Trypanosoma gam- biense seine Entwicklung in der Morsitans voll- enden und von letzterer auf empfängliche Tiere übertragen werden kann. Im ganzen wurden 294 Morsitans in verschiedenen Serien an mehr oder weniger Trypanosoma gambiense reichem Blut geflüttert. Von diesen sind 177 länger als 40 Tage am Leben geblieben, nur drei davon waren infektiös geworden und hatten die Krank- heit durch Stich weiter übertragen, was einem Prozentsatz von 1,7 v. H. entspricht. Diese In- fektionen waren nur in einer Serie von 83 Fliegen vorgekommen, die trypanosomenreicheres Blut von Meerkatzen gesogen hatten. Auf 63 Uberlebende dieses Experimentes berechnet, betrug der Prozent- satz 4,7 v. H., was ungefähr der von Kleine und Taute in ihren ersten Palpalis-Ubertragungs- versuchen gefundenen Ziffer entspricht und fast genau mit den von Kinghorn und Norke für Trypanosoma rhodesiense und Morsitans fest- gestellten Zahlen übereinstimmt. Zwischen der in- fizierenden Blutmahlzeit und dem Auftreten der Infektionstüchtigkeit verflossen in zwei Fällen 30 bis 35 Tage, in einem Falle 24 Tage. Diese Resultate stimmen also mit jenen von Taute am Tanganjika gefundenen überein und bestätigen, daß im Laboratoriumsversuch die Morsitans das Trypanosoma gambiense übertragen kann. Trotß= dem glauben die Antoren, wie schon erwähnt, nicht an eine aktive Rolle der Morsitans in der Epidemiologie der Schlafkrankheit im Katanga- ebiet. Bekanntlich betrachteten Bruce und seine Mitarbeiter jene Trypanosomenformen, die in den Speicheldrüsen erscheinen, als die Endstadien des Entwicklungsganges im Fliegenleibe, desgleichen später Roubaud, der diese Formen als »Try— panosomes salivaires: bezeichnete und als die allein infektionstüchtigen ansah, die beim Stich das Wirtstier infizieren könnten. Durch eine sinn- reiche Versuchsanordnung, die im Prinzip darin bestand, daß man Blut in einem Glaszylinder unter einem gewissen, sehr geringen Druck hielt und durch eine dünne Tiermembran absaugen ließ, gelang es, Morsitans mit Blut ex vitro zu füttern. Nach dem Saugakt wurde das Blut nach mehrfachem Zentrifugieren auf Trypanosomen untersucht und dabei die fkformes Ssalivaires Roubauds gefunden, die also beim Saugakt ins Blut entleert sein mußten. Überimpfen des Boden-- satzes erzeugte bei der Maus eine Nagana-In= fektion nach sechs Tagen. Die Autoren schließen hieraus auf die Richtigleit der Ansicht Bruces und Roubands bezüglich der alleinigen Infektiosität der sogenannten „formes salivairesé. Drei ähn- liche Versuche mit Trypanosoma gambiense-infi= zierten Morsitans mißlangen und sollten wieder- holt werden. Als prophylaktische Maßregeln zur Be- kämpfung der Schlafkrankheit im Katanga- gebiet schlägt die Expedition vor: 1. Schutz der Bevölkerung vor den Glossinen durch Verlegen der Dörfer in glossinenfreie Ge- genden oder durch Vertreiben der Glossinen durch Abholzen, je nachdem das eine oder andere den örtlichen Verhältnissen entsprechend rationeller erscheint. 2. Verhinderung der Infektion der Glossinen, was theoretisch durch Isolieren der Kranken und Sterilisieren der Trypanosomenträger durch ge- eignete Behandlung geschehen kann. 3. Obwohl die Kommission in keinem Falle das Trypanosoma rhodesiense nachweisen konnte, empfiehlt sie mit Rücksicht auf die ubiquitäre Mor- sitans und den regen Arbeiter= und Händler= verkehr mit Rhodesien eine scharfe Grenzbewachung und Kontrolle, die nur mit Gesundheitspässen von englischen Behörden versehenen Personen das UÜberschreiten der Grenze an bestimmten Grenz--