181 ꝛ Reichsflagge an dem mit Girlanden umwundenen Flaggenmast langsam und feierlich in die Höhe, während die Musikkapelle die Kaiserhymne spielte. ie Flagge hißte der alte Händler Robert Rasch, vor dessen Haus vor 25 Jahren zum ersten Male auf Nauru die deutsche Flagge gehißt und der amals auch als erster Regierungsbeamter ein- gesetzt wurde. Alle Anwesenden, unter denen sich viele Nicht- utsche befanden, versicherten, daß diese Feier auf dem meerumbrandeten einsamen Nauru von einer überwältigenden Feierlichkeit gewesen sei, ie alle tief ergriffen habe. t Hieran schloß sich die in Nauru übliche Gra- Uulationscour im Hause des Stationsleiters an. m 1 Uhr fand ein Frühstück statt, wozu fünf- zehn Personen geladen waren. Für die vierzehn Häuptlinge war die Fest- lafel auf der Veranda des Stationsgebäudes her- gerichtet. Die Speisenfolge bestand hier in Reis, gekochtem Huhn und einem gebratenen Schwein; bierzu wurden als Getränke Rotwein mit Wasser und je eine Flasche Bier von der Station ge- listet. Der erste Häuptling Auwiede hielt die afelrede, worin er auf die früheren bösen und legerischen Zeiten auf Nauru hinwies und die Kiedlichen, guten Zeiten der letzten 25 Jahre unter em Schutze der deutschen Flagge besonders hervorhob. Der Exerzierplatz war für das Volksfest her- gerichtet. Eine große luftige Halle aus Busch- naterial für die weißen Zuschauer war errichtet. nie Pacific Phosphate Company hatte ihren Be- rieb von Mittag ab eingestellt, um ihren zahl- reichen Angestellten und Arbeitern Gelegenheit zu eben, an der Feier teilzunehmen. Auch die Jalui“-Gesellschaft hatte ihr Warenhaus geschlossen. u Um 2 Uhr begannen die Eingeborenen-Tänze und Volksbelustigungen, wie Sacklaufen, Stangen- ettern und anderes. Die Tänze fanden erst mit intritt der Dunkelheit ihren Abschluß. * Die Feier fand ihre Fortsetzung in einem ge- Cälichen Abend der Deutschen, die zahlreiche n- eingeladen hatten. Es waren etwa dreißig Glnlonen beisammen. In später Nacht trafen un ckwunschtelegramme von der Kaiserlichen Marine vom Gouverneur ein, die mit Jubel aufge- men wurden. Die Flaggenhissungsfeier hat den Nauruanern 3besonders gut gefallen. Die Häuptlinge baß domo und Deteke hielten es für notwendig. in auch auf ihren Plätzen an der großen Lagune Lissa nada und in Tokumado die feierliche beie ng der deutschen Flagge stattfinde. Die er- de Erlaubnis wurde natürlich gern erteilt. * *# deu lr nom gan Aus dem in seiner Festrede vom Stations- leiter gegebenen geschichtlichen Rückblick find folgende Einzelheiten hervorzuheben: Am 2. Oktober 1888 hißte S. M. S. „Eber“ durch den stellvertretenden Kommandanten Leut- nant z. S. Emsmann die Kaiserliche Flagge über der lieblichen Insel und begründete damit die deutsche Schutzherrschaft auf Nauru. Als vor etwa achtzig Jahren die ersten Weißen landeten, wurden sie ermordet und über das Riff in das tiefe Meer geworfen, weil die Eingeborenen sie für böse Geister hielten. Walfischfänger besuchten dann die Insel häufig, um Wasser und Mund- vorrat zu holen. Vor etwa sechzig Jahren wurde eines ihrer Schiffe von den Eingeborenen ge- nommen, welche darüber erbittert waren, daß ihnen eine für die gelieferten Schweine ver- sprochene Kanone nicht ausgefolgt worden war. Die ersten Weißen, welche dauernden Aufent- halt auf Nauru nahmen, sind entflohene austra- lische Deportierte gewesen. Sie erfüllten die Insel mit jeder Art von Greueln und sind meistens eines gewaltsamen Todes gestorben. Seitdem der Handel mit Kokosöl und später mit Kopra Bedeutung erlangte, haben sich weiße Händler auf Nauru angesiedelt. Ihre Zahl be- lief sich im Jahre 1888 auf zehn. Schon die ersten Berichte sagen den Naurnanern ein mustergültiges Familienleben nach und heben die fröhliche und gutmütige Sinnesart der Be- wohner von Pleasant Island hervor. Diesen Namen gaben die Walfischfänger der hübschen freundlichen Insel, auf der ihnen Nahrungsmittel in Fülle dargeboten wurden. Durch eingewanderte Kingsmill-Leute lernten die Nauruaner den stark berauschenden, saueren Toddy kennen; täglich taumelte ein großer Teil der Eingeborenen beiderlei Geschlechts betrunken einher. Hierzu kam die massenhafte Einfuhr von Schußwaffen und Spirituosen. Durch andauernde Trunkenheit entstanden Streitigkeiten, die in heftige Kriege ausarteten, wobei die eingeführten Feuer- waffen in der Hand der großen Kinder von Nauru zu gefährlichem Spielzeug werden mußten. In den letzten zehn Jahren vor Errichtung der deutschen Herrschaft war der Krieg zu einem dauernden Zustand geworden, der mit großer Er- bitterung, Grausamkeit und Zerstörungswut unter den jetzt so friedlichen Nauruanern geführt wurde. Die weißen Ansiedler sahen sich genötigt, die Wände doppelt zu machen und die Zwischenräume mit Steinen auszufüllen, um sich vor den „zu- fällig“ ins Haus fahrenden Kugeln zu sichern. Die kriegswütigen Leute hatten die Taktik, sich nächtlicherweile an die feindlichen Ortschaften heranzuschleichen und auf jeden, der sich vom Hause entfernte, gleichgültig ob Mann oder Weib,