G 231 20 von kleinen Hügelketten nach seinem Oberlaufe zu begleitet. Dicht oberhalb des Alati-Ubergangs bei ehe- maligen französischen Posten bilden mehrere Strom- schnellen zur Zeit des niedrigen Wasserstandes un- angenehme Hindernisse. Unter dem Wasserspiegel zum Teil ragen sie auch über ihn hinaus — befinden sich mächtige Granitblöcke, die hin und wieder nur enge Durchfahrten freilassen. Nach ungefähr neunstündiger Kanufahrt oberhalb des Alati-Ubergangs zieht sich quer durch den Fluß eine Barrikade von Steinen, die zur Zeit niedrigen Wasserstandes, wie bei meiner Reise, jedes weitere ordringen im Kanu unmöglich macht. An dieser Stelle bildet der Fluß einen Wasserfall von un- gefähr 0,75 m Höhe. Hier ließ ich lagern, da ich vermutete, daß auch dieses Hindernis während der Regenzeit verschwinden würde, und da ich von den drei noch bei mir befindlichen Fang- Leuten erfuhr, daß weiter flußaufwärts ein „großer Stein“ sich befinde, über den noch kein Mensch hinausgekommen sei, so beschloß ich, am nächsten Morgen dorthin zu marschieren, um festzustellen, ob dieser Punkt wirklich das Ende der Schiffbar- keit bedeute. Am 21. April erreichte ich auf dem karsch über verschiedene steile Hügel quer durch den Busch nach 2½ Stunden den ersten großen asserfall. Hier treten vom linken und rechten lfer große Steinlager in das Flußbett hinein und lassen in dessen Mitte einen Raum von nur 30 m frei. Hier stürzt das Wasser ungefähr 1 m herab. Aber 10 Minuten weiter flußaufwärts befindet sich einer dieser Wassersälle hinter dem anderen. Vier weitere Fälle habe ich im ganzen an dieser Stelle gezählt. Hier beträgt, bei einer Strecke von nur 200 m, der Höhenunterschied zwischen dem Wasser- iegel oberhalb des ersten und unterhalb des letzten Wasserfalles das ansehnliche Maß von öm. Ta man nach den Aussagen der Fang-Leute weiter flußauf in kurzen Zwischenräumen immer wieder auf ähnliche Barren stoßen soll, so hat an diesem Punkte die Schiffbarkeit des Iwindo seine außerste Grenze erreicht. Schon seit dem unteren asserfall haben die Ufer ein anderes Aussehen ekommen. Von hier ab begleiten steile Hügel ununterbrochen den Flußlauf und verlassen ihn nicht mehr. Je weiter man vorwärts dringt, esto schroffer werden sie. An ihren Füßen im Fiußbetr tritt glatter Fels zutage. Hin und wieder legen mitten in den Strudeln kleine Inseln aus Velsblöcken, die mit spärlicher Vegetation bedeckt ind So gewinnt der Iwindo allmählich den barakter eines Gebirgswassers. Bei der Rückfahrt, die ich am 23. April an- Rat, bot der Fluß infolge der jetzt einsetzenden erkgenzeit ein wesentlich anderes Bild. In den rsten Tagen stieg das Wasser gleich um 1m. Die vielen am Ufer befindlichen Sandbänke und Wiesenstücke begannen unter der Wasseroberfläche zu verschwinden; die Zweige der Büsche und Bäume hingen bis ins Wasser hinein, und vorher ganz unbedeutende Bäche waren zu Flüssen von manchmal 40 m Breite angeschwollen. Nebenflüsse, wie Beboro, Aman, Akimtan, Warewak, Kakan, übertrafen in ihrer Breite fast den Iwindo. Die Lianen an den Übergangsstellen bei Wasserfall 1, Alati, Mwan und Dendo, die bei meiner Fahrt flußaufwärts in ihrer Mitte vielleicht noch 1 m vom Wasserspiegel entfernt waren, hingen jetzt tief hinein, so daß die Kanus über sie hinwegglitten, ohne sie zu berühren. Bei der Bergfahrt war die Strömung im Unterlauf des Iwindo so stark, daß die Kanus anfangs nur 30 m in der Minute, dann aber mehr und mehr schafften, so daß weiterhin 50 m, dann 60 m, oberhalb Alati sogar 70 bis 80 m erreicht wurden. Bei der Rückfahrt wurde dauernd mit 90 bis 100 m gefahren. Karagnaaufwärts ging es mit nur 40 m in der Minunte vorwärts, weil der Fluß stark ange- schwollen war und außerordentlich viel Wasser mit sich führte. Links und rechts stand das ganze Land unter Wasser. Nur zwei Punkte scheinen das ganze Jahr über trocken zu sein, eine kleine Anhöhe auf halbem Wege zwischen Mwine und Ngarabinsam und die kleine Kuppe, auf der die Station selbst liegt. Von all den vielen Hindernissen im Karagua, auf die ich bei meiner Abwärtsfahrt gestoßen war, wie quer im Wasser liegenden Baumstämmen, Untiefen usw., war bei meiner Rückfahrt, als das Wasser um annähernd 1,50 m gestiegen, nichts mehr zu sehen. Ganz glatt ging diesmal die Fahrt vonstatten. Deshalb erreichte ich trotz der starken Strömung ebenso wie bei meiner Ab- wärtsfahrt nach 2½ Tagen meinen Ausgangs- punkt. " Mein Urteil über die Schiffbarkeit des Iwindo- Karagna-Systems kann ich dahin zusammenfassen, daß der Iwindo zu jeder Jahreszeit aufwärts bis an den UÜbergang westlich Alati, aber weiter aufwärts nur bedingt schiffbar ist bis zu einer Tagesfahrt. Der Karagug ist während hohen Wasserstandes, September bis Januar einschließlich und Ende April bis Mitte Juni, bis Ngara- binsam aufwärts unbedingt schiffbar, dagegen ist er während der übrigen Monate als Wasserstraße ungehindert erst dann zu benutzen, wenn sein Bett von den zahlreichen Baumstämmen gereinigt ist. 75