296 ꝛ auch der Kautschukerzeuger sein Möglichstes tut, um so mehr, als er in der Lag dadurch die Gestehungs- kosten weit erhebkecher gercht dahurh Nach der Merlinschen Berechnung beläuft sich der m Mindest-Gestehungspreis des Wildkautschuks für 1 kg auf: 1,25 Fr. als dem nsteonenen zu zahlender Kauf- preis, zugüg 3,00 Fr. als Gnzrhlunkosten, also zusammen 4,25 Fr. Dagu tritt für Zoll, Fracht und Spesen 1,67 Fr. Auf dieser Kostengrundlage kann und muß aber der Kautschukerzeuger noch reichlich seine Rechnung finden. Zu diesem Behufe muß er den bisher üblichen Aufkauf des Kautschuks von dem Eingeborenen durch einen industriellen Betrieb ersetzen, welcher gestattet: 1. die Gewinnung einer tadellosen Qualität, 2. die Löchstausnutung des Kautschukgehalts der Liane u B. die Hrganisation der Eingeborenenarbeit. Der Plantagenkautschuk hat seinen Siegeszug auf dem Weltmarkt angetreten, weil er diese drei Bedin- gungen erfüllt hat, weil der industriell ausbentet. RNun ist aber das Verfahren der gewerblichen Ausbeutung des Vilprautschurs, seii mehreren Jahren an verschiedenen Orten des balls bereits erprobt. Es ist dies die mechanische Behamdlung der Rinde der Kautschukliane. Bisher haben sich die Kongessionsgesellschaften darauf beschränkt, das Erzeugnis vom Eingeborenen zu kanfen, ohne sich um die Liane selbst und um die Erntemethode zu kümmern. Sic gewannen ja auch ohne Anstrengung reichlich Geld. Heute aber müssen sie von cinfachen Kaufleuten zu Industriellen werden, wenn sie nicht zugrunde gehen wollen. Es bestehen drei Verfahren der Eingeborenen, den Kautschuk zu ernten: I. Das Angapfen. Der Eingeborene entfernt mit dem Messer ein Stückchen Rinde und reinigt die Wunde mit einem Lianenblatt. Der ausfließende Milchsaft gerinnt sofort an der Luft. Der Eingeborene rollt mit dem Finger das an der Einschnittstelle gebildete Häntchen und erhält dann unter Bearbeitung mehrerer Zapfstellen ein Agarrenförmiges Produkt, das an den Europäer verkauft wird. Anderswo sammelt man auch den Micchsaft ioPs kleinen aifäßen, in denen der Kautschuk unter Säurezusatz gerinnt. Dieses Verfahren hat folgende Nachteile: 1. Die Liane stirbt sehr schnell, im allgemeinen nach zwei Jahren, ab, ohne wieder einen Wurzelaus- schlag. berorzuoringen. Eingeborene erntet von einer Liane mit 50 1½ Eccalt höchstens ½ ku in jeder Saison, also bis zum Absterben der Liane höchstens 1 kg, obwohl diese Liane 25 kug Rinde mit 8 v. H. Kautschukgehalt hervorbringen könnte. Er vergendet also den Reichtum der BPähder- Ergeuger 3. Der erzengte Kautschuk ist stets gemischt mit Rindenteilchen und dem Wasser des Milchsaftes. Ab- gesehen von dem Gewichtsverlust wird dadurch eine Gärung verursacht, welche die Klebrigkeit des Kaut- schuks herbeiführt. Alle angepriesenen Mittel, um tadellosen Ge- rinnungskautschuk in Dinnen Blättchen hervorzubringen, sind auf die Arbeit der Eingeborenen nicht anwendbar. Sie erfordern Laboratorienarbeit, welche nur dann Wert hat, wenn man die Ernte selbst überwachen kann. Das Gerinnenlassen des Kautschuks endlich unter Säurezusatz läßt mit dem Wasser des Milchsaftes Säure zurück, welche dem Kautschuk viel von seinem „Nerv“ nimmt. II. Das Austropfenlassen. Wenn es sich um dünne Lianen von weniger als 4 cm Durchmesser handelt, schneidet der Eingeborene die Liane ab, zerteilt sie in Stücke von 30 cm und läßt diese in ein Gefäß austropfen, wo der Kautschutf wieder unter Säurezusatz gerinnt. Durch dieses Verfahren wird erreicht, 1. daß die abgeschnittene Liane an der Wurzel mit ein bis zwei Schößlingen wieder austreibt. Nach einigen Jahren kann also von neuem geerntet werden: der Reichtum des Waldes wird nicht erschöpft. 2. Der Eingeborene nutzt nur ¼ des Kautschuk- bebahes der Liane aus. Er treibt also Vergendung. 3. Die Qualität zeigt dieselben Fehler wie bei 1 III. Das Stampfen. Der Eingeborene schneidet die Liane ab, entrindet sie und zermalmt die Rinde zwischen Steinen oder in einem Reismörser. Durch nachfolgendes Teschen entfernt er die Rindenteilchen bis auf 15 bis 20 t Durch dieses Verfahren wird: 1. Die Liane abgeschnitten, sie treibt wic im vor- hergehenden Fall aber wieder aus. Der Eingeborene erntet nahegn d- er vergendet also nicht. Ergeugnis ist von sehr minderwertiger Vesa alnhen Kach einigen Tagen gerät nämlich die feuchte im Kautschuk noch befindliche Rinde in Gärung und macht damit das Produkt klebrig. Dadurch wird dem Kautschuk sein ganzer „Nerv“ und seine Eignung für die Fabrikation genommen. Der Kantschuk würde erstklassig sein, wenn er vor Eintritt der Gärung völlig gereinigt wäre. Diese Reinigung ist aber praktisch richt durchführbar, weil der Eingeborene nicht jeden Tag den von ihm auf- bereiteten Kantschuk zur Fabrik bringen kann. Man könnte aber das Verfahren dadurch verbessern, daß man an Stelle der Waschung den Kautschuk trocken durch Ausschwingen und Aussieben bearbeitete. Ein so bearbeitetes Erzeugnis würde noch 25 v. O. Rinde enthalten, sich indessen unbeschränkt lange halten. Der Europäer brauchte nur das Produkt zu raffinieren, um erstklass igen Kauntschuk zu erhalten. Das dritte Gewinnungsverfahren ist danach, wenn eine mechanische Reinigung hinzutritt, das beste, da es keinen Raubban im Gefolge hat, den Kautschukgehalt der Liane am meisten auc und eben durch die mechanische Behandlung ein erstklassiges Erzeugnis hervorbringt. Dies Erzeugnis ist vollständig rein, gleichmäßig, von unbeschränkter Haltbarkeit und größtem „Nerv“. Der Plantagenkautschuk ist bekanntlich an sich minderwertiger als der Wildkautschuk, brachte indessen wegen seiner Oleichmäßsgten und Reinheit bessere Preise. Werden dem Wildkautschuk durch mechanische Behandlung diese Eigenschaften ebenfalls gegeben. so wird er leicht gegenüber seinem heutigen Preis 1—1,50 Fr. mehr einbringen. Durch die mechauische Behandlung nutzt man von der Liane vier mal mehr Kautschuk. Wenn man mun unterstellt, daß der Eingeborene ein mit 1,25 fr. bezahlendes Kilogramm Kautschuk innerhalb eines Tages einsammeln kann (nach meiner Erfahrung kann der Eingeborene täglich nicht mehr als 300 gr Ge- winnungskantschuk leisten), so würde die Einsammlung von täglich 12,5 k#r Rinde genügen, um dieselbe den gangen