G 358 2e. hier eine große Anzahl drei= bis vierjähriger „Säuglinge“. Mehlbreie bekommen die Kinder nur selten, dagegen reichlich Mehlsuppen, daneben werden sie leider mit Hirsebier „genährt“, da dieses in dieser Gegend allgemein als Nahrungs- mittel angesehen wird. Ssongea. Aus Ssongea, dem Lande der Wangoni, wird berichtet: Die Kinder bekommen in den ersten Wochen, teilweise auch länger, reine Muttermilch. Von der Mutterbrust werden sie nach drei bis vier Jahren abgesetzt. Nach einigen Wochen wird ihnen täglich ein Löffel Mehlbrei aus Hirse und Reis sowie auch Mehlsuppe und oft Hirsebier zugeführt, Portionen, die nach einigen Monaten vermehrt werden. Die Kinder sind manchmal so vollgefüttert, daß man sich nicht wundern darf, wenn Verdauungsstörungen und andere Krank- heiten hervortreten und daß man annehmen muß, daß hierin wohl die Ursache der Kindersterblichkeit in den ersten Monaten zu suchen ist. Nach ein bis zwei Jahren bekommen die Kinder schwerere Kost wie Bananen, Reisbrei usw. Hat der Vater des Kindes Vieh, so bekommt das Kind neben der Muttermilch noch Kuhmilch. Über Ammen- wesen ist hier nichts bekannt. Ist die Mutter des Kindes krank, so wird es unter Umständen von der Großmutter gestillt; ist auch diese nicht dazu fähig, so wird es mit Kuhmilch, Ziegenmilch (soweit vorhanden), Mehlsuppen und Wasser ernährt. Neu-Langenburg. Die Sanitätsdienststelle Massoko (Bezirk Neu- Langenburg) berichtet: Die Säuglinge erhalten vom ersten Tage ab Muttermilch und werden ein bis zwei Monate ausschließlich von der Mutter ernährt. In den Fällen, wo die Muttermilch nicht reicht, erhalten die Säuglinge ungekochte Kuhmilch. Das Alter, in dem die Säuglinge von der Mutter abgesetzt werden, ist verschieden und läßt sich nicht mit Gewißheit feststellen. Man sieht noch Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren nach den Brüsten der Mutter langen und den letzten Tropfen Milch auspressen. Neben der Muttermilch erhalten die Säuglinge noch Bananen, Reis-Maisbrei und saure Milch. Ziegenmilch wird von den Eingeborenen hier zur Kinderernährung nicht verwandt. In den Fällen, wo die Mutter infolge der Geburt stirbt, erhält das Kind un- gekochte Kuhmilch. Über Ammenwesen konnte bei den hiesigen Eingeborenen nichts in Erfahrung gebracht werden. Stabsarzt Dr. Geisler berichtet aus Neu- Langenburg: Der Säugling erhält — wohl bei allen Volksstämmen des Bezirks in gleicher Weise — von den ersten Lebenstagen an neben der Muttermilch noch frische ungekochte und un- verdünnte Kuhmilch, Mehlbreie oder reife rohe oder gekochte Bananen. Saure Milch erhält das Kind erst später, wohl im zweiten oder dritten Lebensjahre. Die Verwertung von Ziegen-, Schaf- und Eselmilch ist bei den Eingeborenen unbekannt. Bis in das dritte, vierte, mitunter auch bis in das fünfte, sechste Lebensjahr hinein erhalten die Kinder, soweit sie nicht einem jüngeren Säugling weichen müssen, die Mutterbrust. Ein peinlicher Anblick, wenn so große Kinder alle Augenblick zur Mutter kommen und durch Ziehen und Drücken der lang ausgezogenen Brüste noch ein paar Tropfen Milch erhalten wollen! Etwa vom Ende des zweiten Jahres an erhalten die Kinder dasselbe Essen wie die Erwachsenen. Zuweilen habe ich jedoch auch gesehen, daß jüngere, etwa halb= bis einjährige Kinder gekochte Fische oder Mehlbrei, der bereits in alkoholische Gärung übergegangen war, neben der Muttermilch er- hielten. Von einer ausschließlich künstlichen Er- nährung habe ich nichts in Erfahrung bringen können, ebenso auch nichts über Ammenwesen. Nur im Fall des Todes der Mutter soll vielfach der Säugling von einer noch stillenden Frau der Verwandtschaft oder Bekanntschaft angenommen und mitgestillt werden. Doch sollen solche Kinder häufig sterben. Die lange Dauer des Still- geschäftes wird von den Frauen vielfach künstlich aufrecht erhalten, da die Sitte, solange ein Kind gestillt wird, kein weiteres zur Welt zu bringen, ihnen ja viel Erleichterung gewährt. Jedoch wird diese Sitte besonders von den Wasokiri (Konde- land) nicht mehr streng durchgeführt. Aruscha. Aus Aruscha schreibt Dr. Greisert: Die Ernährung des Säuglings bei den Waruscha und Wamern geschieht mit Muttermilch, etwa ein Jahr hindurch. Die Muttermilch wird aber nicht für ausreichend für das Fortkommen des Säuglings erachtet. Etwa vom dritten Monat ab wird neben der Muttermilch eine Suppe gereicht. Diese wird zubereitet durch Kochen von Bananenmehl in saurer Milch. Ganz vereinzelt wird auch Mais= mehl statt Bananen zu dieser Suppe verwandt, ein Brauch, der sich ganz allmählich bei den Waruscha einzubürgern scheint. Bisher wurde Mais stets nur unzerkleinert gekocht und genossen. Diese Nahrung ist die übliche vom zweiten Lebens- jahre ab. Die Mutterbrust wird stets neben der künstlichen Ernährung gegeben. Über Ammen- wesen ist mir bekannt, daß, wenn die Mutter aus irgendwelchen Gründen das Kind nicht weiter nähren kann, die Großmutter, obwohl diese längere Zeit nicht geboren hat, die Milchabsonderung wieder hervorrufen und das Enkelkind nähren