374 2 ut zu den vorhergehenden. Jahren bedeutend nachlie Markt für lieinere Ware schon seit mehreren Jahren infolge von Überproduktion gedrückt worden war, waren Verluste der Fabrikanten unaus- bleiblich, die zum Teil wieder ein Sinken der Urbeits- löhne und eine Verschlechterung hinsichtlich des Fabri- kats verursacht haben mögen. z-ulängst in einigen Zeitungen veröffemlichten Senfationsnachclchten über ausgedehnte Digmant= funde in Deutsch-Südwestafrika, die über Ge- bühr aufgebauscht worden sind, sollen, wie in fach- männischen Kreisen verlautet, das Vertrauen in die kleine Ware erschüttert und ebenfalls die Marktlage in etwas ungünstiger Weise beeinflußt haben, und man nimmt allgemein an, daß selbst die in Aussicht genom- mene zwangsweise Einschränkung der Produktion auf jährlich eine Million Karat noch hoch bemessen ist. Trotz dieser ungünstigen Momente kann man, was den Antwerpener Diamantmarkt anbelangt, von einer Krisis, wie sie die Jahre 1907 und 1908 aufwiesen, nicht sprechen. Erst in den letzten Monaten hatten, wie bereits gesagt, die Nachfragen nachgelassen und es wurde wenig Ware verkauft. Die im Jahre 1913 in esneneiseresche rehsefach vorgekommenen Kon- kurse und Konkordate, die nicht an die Offentlich= keit gelangten, dürften nur als eine Begleiterscheinung angesehen werden können, die sich bei rückgängiger Konjunktur regelmäßig bemerkbar macht; sie dürfte zum größten Teil darauf zurickzufühhren sein, daß viele Händler nicht über genügende Kapitalien verfügen, um in kritischen Momenten den von ihnen eingegan- genen geschäftlichen Verpflichtungen nachzukommen. Auch klagt man über den Zuzug kapitalschwacher und gewissenloser Elemente, die ihre Geschäfte in kleinen Wirtschaften in der Nähe der Diamantbörse und zum Teil auf der Straße abwickeln und die Solidität des Antwerpener Marktes beeinträchtigen. In den Kreisen einiger Fabrikanten ist man der Ansicht, daß die weiterhin vorwärtsschreitende Ent- wicklung der Landindustrie, die sich seit dem Er- scheinen der deutschen Diamanten auf dem Antwerpener Markte bedeutend ausgedehnt hat, da sie vorzugsweise Mêléewarc verarbeitet, den Diamantmarkt ungünstig beeinflußt habe und zukünftig beeinflussen werde. Bas OQualitätsware anbelangt, so nimmt die niederlä dische Diamantindustrie") der belgischen Industne gegenüber noch immer den ersten Rang ein, ist aber im Vergleiche zu der letzteren insofern in einer un- günstigeren Lage, als sie mit einem stark organisierten Arbeiterbund und höheren Arbeitslöhnen zu rechnen hat und aus diesem Grunde häufigeren Krisen unter- worfen ist als die belgische Industrie. Der Grund liegt darin, daß die niederländische Diamantindnstrie sich lediglich auf Amsterdam beschränkt, während die belgische Diamantindustrie sich nicht nur auf Antwerpen, sondern auch auf das flache Land und auch schon Gauf die Städte Brüssel, Charleroi und Mons erstreckt. Der Hauptsitz der Landindustrie befindet sich in Boom, Mrern, Lierre, Bouchout, Contich, Grobbendonk, Heren- thals. St. Trond und anderen Orten. Die Zahl der auf dem Lande aufgestellten Mühlen dürfte sich wohl auf 15 000, wenn nicht mehr, belaufen und die Zahl der Arbeiter auf etwa 8000. In der Antwerpener Ehumentindustrir wurden im Jahre 1913 ungefähr · is 7000 Arbeiter beschäftigt; die Zahl hat sich demnach * 1904 etwa verdoppelt. Das in den Landschleifereien hergestellte Fabrikat oll. sich mit wenigen Ausnahmen cqualitativ gegen *) Bgl. „D. Kol. Bl.= 1914, S. 314. früher nicht gebessert haben; dagegen sollen die Arbeiter produktiv leistungefähiger geworden. sein und für die städtischen Molbeapbeiter eine schwere er I .beigeringerenLohnenarbeiten-die Landichlener so- lange wie es ihnen gefällt, und es sind infolgedessen die Lohntarife der städtischen. Arbeiter bedeutend zurückgegangen. Den in den größeren Betrieben beschäftigten Malearbeitern, die an feste Arbeitsstunden gebunden sind, erwächst ferner in den Heimarbeitern ein weiterer starker Konkurrent. Die Hausindustrie wird von Kleinfabrikanten oder von leistungsfähigen Unter- nehmern mit ihren Familienangehörigen ansgeübt. Die Zahl dieser kleinen Betriebe ist bedeutend und im Wachsen begriffen. Auch die Löhne der Taglohn-= arbeiter, die vorzugsweise in den Betrieben, wo größere Ware verarbeitet wird, beschäftigt werden, waren durch die Konkurrenz der Arbeiter unter sich im vergangenen Jahre ebenfalls zurückgegangen, und nur erstklassige Kräfte wußten ihre Lohnsätze zu behaupten. Hauptabsatzgebiete für geschliffene Ware sind für ne Rußland, Indien und Amerika. Geschäft mit Rußland, wohin viele große Steine“ 25 war während einiger Monate des ver- flossenen Jahres sehr lebhaft, ließ aber im Herbste nach. Während das Geschäft mit Indien in früheren Jahren nach dem amerikanischen an zweiter Stelle stand, ist es seit einigen Monaten sehr unbedentend geworden. Es liegt fast ausschließlich in den Händen von Türken und Armeniern. Dagegen war der Handel mit den Vereinigten Staaten von Amerika im zweiten und dritten Viertel des verflossenen Jahres gegen frühere Jahre ein flotter. Es war diese Er- scheinung auf die in Wssicht, dgenommene Einführung des neuen Zolltarifs, der, e bereits erwähnt, eduf verarbeitete Ware Hinen Einbitrerr von 20 v. H. v sieht, zurückzuführen. Die natürliche Folge der plötzlichen Uberfüllung des amerikanischen Marktes mit Roh= und geschliffener Ware war ein Abfslauen in der Nachfrage. Der Ge- samtwert der im letzten Viertel des Jahres 1913 von Antwerpen nach den Vereinigten Staaten ausgeführten Diamanten blieb gegen das Vorjahr um reichlich 58 zurü Die Nachfrage der amerikanischen Diamant- händler nach er War . 10 karätigen heshlisftur Steinen war gering. Sls von über ½ Karat wurden von hier nach Amerika verhältnismäßig in viel geringerem Maße exportiert als solche von ½, ½ und ¼ Karat und kleiner; dies ist wohl darauf zurückguführen, daß die amerikanischen Händler die größeren Steine in ihrem eigenen Lande vorteilhafter einkaufen, als sie diese von hier beziehen können, da seit Jahren das Londoner Syndikat die fine-closed-goods bis zu Steinen von 10 Karat dem amerikanischen Markte vorbehalten hat und die hiesigen Käufer nur ausnahmsweise diesen Artikel erstehen konnten. Der größte Teil der auf den Antwerpener Markt gebrachten und von der Industrie verarbeiteten Roh- diamanten stammt von dem Londoner und Antwerpener Syndikat. Unter der deutschen Ware, die hier in- folge ihrer Qualität und Formation geschätzt wird, befinden sich seit Erschlietzung des Pomonagebicts auch 5 bis 3 karätiger Steine. Die deut- schen ciosed- War entsprechen im Preise und in der Qualität den Seßielkoninneelbsel oodhD und sollen in Farbe etwas besser sein. Üoôer den Gesamtvorrat an Roh= und ge- schliffener Ware am hiesigen Platze zu Aufang und Ende des Jahres lassen sich einigermaßen zuverlässige