W 442 2 dieser Krankheit. In Karagwe und den See- sultanaten sind 50 v. H. der Landesbewohner syphilitisch infiziert und daneben noch 30 v. H. mit Gonorrhoe behaftet. Schuld an der Sterb- lichkeit unter den Neugeborenen ist neben der Lues die falsche, unnatürliche Ernährung. Da die Mutter infolge vielfacher Unterernährung oft nicht ausreichend stillen kann, bekommt der Säug- ling sehr früh schon Bananenbrei, Bohnen, Erbsen, Früchte u. a., kurz alles, was die Erwachsenen zu sich nehmen. Unter den Wadschagga des Bezirks Moschi starb nach Angabe der Eingeborenen und der Missionare etwa die Hälfte aller Neugeborenen vor Vollendung des ersten Lebensjahres. Das Sterben ist die Folge der unzweckmäßigen Er- nährung der Säuglinge, die auch hier von den ersten Tagen an mit fester Nahrung (Mehlklößen, Brei usw.) gewaltsam vollgestopft werden. Im späteren Kindesalter sind als Todesursache haupt- sächlich durch Parasiten hervorgerufene Darm- erkrankungen verantwortlich zu machen, unter diesen in erster Linie die Wurmkrankheit. In Tanga brachten 160 Frauen 204 Kinder zur Welt. Davon waren zur Zeit der Fest- stellung noch 113 am Leben. Von den 91 ge- storbenen Kindern standen 65 noch im ersten Lebensjahr, 26 waren älter. Die Zahl der Aborte betrug bei den 160 Frauen 56. Kinder unter einem Jahre starben meist an alimentären Magen= und Darmstörungen, die älteren haupt- sächlich an Wurmkrankheit. Im Bezirk Bismarckburg starben 45,7 v. H. aller Neugeborenen. Zwei Drittel bis drei Viertel aller Todesfälle entfielen auf das erste Lebens- jahr. Als Todesursache steht vornan die Malaria. In Karema erlag ihr mehr als die Hälfte aller Neugeborenen (54 v. H.), zumeist im ersten Lebens- jahre. In den übrigen Teilen des Bezirks war der Prozentsatz etwas geringer, betrug aber immer- hin noch 42,7 v. H. Malariaparasiten findet man bei Säuglingen im ersten Lebensjahre fast ausnahmslos. An zweiter Stelle stehen die Darm- krankheiten. Sie spielen hier aber nicht die Rolle wie in anderen Bezirken. Im Süden des Bezirks Kilwa beträgt die Zahl der an Darmkrankheiten gestorbenen Kinder 35 v. H.; Malaria folgt mit 21,5 v. H. Eine große Rolle spielen dort noch Wurmkrankheit, Erkrankungen der Lunge und Framboesie. Er- heblich höher stellt sich der Prozentsatz der an Darmkrankheiten gestorbenen Säuglinge im Norden desselben Bezirks: hier steigt die Zahl sogar bis auf 46,1 v. H., also fast die Hälfte aller Neu- geborenen. Ancchronischer Malaria erkrankt waren 50 v. H. aller Sänglinge. Wissenschaftlich inter- essant sind drei Fälle von spinaler Kinderlähmung, die im übrigen im Schutzgebiet noch wenig be- obachtet worden ist. Anders als im Bezirk liegen die Verhältnisse in der Stadt Kilwa selbst. Hier war die Malaria die weitaus häufigste Todes- ursache. Es starben daran 56 v. H. aller Kinder, während die Darmkatarrhe dagegen etwas zurück- treten. In Aruscha betrug die Geburtenzahl bei 114 Frauen 299. Das sind pro Frau 2,62 Ge- burten. Davon starben im ganzen 33,1 v. H., unter diesen die größere Hälfte im ersten Lebensjahre. Die Haupt-Todesursache waren Darmkrankheiten, an zweiter Stelle folgte Lungenentzündung. Malaria kommt hier weniger vor. Im Aruschabezirk haben nach dem Bericht des Stationsarztes die Missionen durch Belehrung zu helfen versucht. Die Kinder der christlichen Eingeborenen werden dort täglich gebadet und überhaupt zur Reinlichkeit erzogen. Sie bekommen nach Mitteilung der Missionare möglichst bis zu einem Jahr ausschließlich die Mutterbrust (oder Ammenbrust) und hierauf gekochte Milch in der Flasche. Frauen und Mädchen erhalten belehrenden, anschaulichen Unterricht in der Schule durch Missions-Schwestern. Die Resultate in der Missionsgemeinde sollen dementsprechend auch gut sein. Von 15 Kindern, die innerhalb des letzten Jahres geboren wurden, sind lant Bericht nur zwei gestorben, beide kurz nach der Geburt. Im Bezirk Lindi kommen 1,9 Kinder auf eine Frau. Der Säugling erhält bis zum 20. Tage nur die Brust. Dann kommt die Mehlfütterung hinzu. Zuerst wird das Mehl als dünne Suppe gegeben, dann als dicker Brei, beginnend mit 4 bis 5 Löffeln, übergehend zu 2= bis 3 mal täglich gegebenen faustgroßen Klößen. Mit 1 bis 1 3/¾ Jahren ißt das Kind alles, bekommt aber bis zum zweiten, ja bis ins dritte Lebensjahr hinein die Brust daneben. Die Säuglingssterb- lichkeit schwankt hier zwischen 19,8 und 27,8 v. H. Sie ist geringer im Innern, an der Küste höher. Besonders lange nähren die Frauen im Be- zirk Kondoa-Irangi. Bis zum vierten und fünften Lebensjahre ist das hier keine Seltenheit. In der Zeit des Stillens müssen die Frauen nach Landessitte sich des geschlechtlichen Ver- kehrs enthalten. Hieraus erklärt sich auch die geringe Geburtenziffer in Ugogo, zumal an- scheinend das Abtreiben sehr verbreitet ist. Bei der an sich geringen Zahl lebensfähig geborener Kinder wirkt dann noch die Säuglingssterblichkeit, die trotz des langen Stillens der Mutter auch hier sehr groß ist, ungünstig auf den Nachwuchs ein. Eine weitere nicht zu unterschätzende Gefahr für das kindliche Leben besteht in dem Gebrauch