W 581 20 Gonvernement verfolgt werden. Das Bestreben des Gonvernements geht in erster Linie dahin, Kamerun zunächst in der ganzen Länge von Süden nach Norden aufzuschließen, und an diese Bahn als dem Rückgrat für ein künftiges Eisenbahnnetz verschiedene Stichbahnen anguschließen. Was die Hauptlinie anbelangt, so hatte man ursprünglich gedacht, von der Mittellandbahn abzwei- gend, Jaunde zu berühren und dann über Garna nach Dikoa und Kusseri zu gehen. Es wird indessen laum möglich sein, die Linie direkt über Jaunde und arna zu führen, sondern man wird diese Punkte voraussichtlich durch kleinere Stichbahnen anschließen müssen. Die Verhältnisse in Kamerun liegen nun einmal so, daß man dort nicht nach Belieben die Bahn- linien führen kann, sondern sich nach dem Terrain richten muß. Es ist wohl unzweifelhaft, daß eine derartige Linie, welche die Kolonie vom Hafen Duala bis nach dem Tschadsee hinauf erschließt, vor allem zur Aus- führung kommen muß. Um eine möglichst beschleunigte Ausführung herbeizuführen, ist vom Gonvernement cabsichtigt, wenn die jetzige Mittellandbahn ihren Endpunkt am Njong erreicht hat, den Njong zur Beförderung des Eisenbahnmaterials zu benutzen, um den Bahnbau zugleich auch von einem weiter im Innern gelegenen Punkte beginnen zu können. Denn wenn wir den Bahnbau, wie es bis jetzt geschehen mußte, nur vom Kopf aus durchführen, so ist selbst- verständlich, daß bei den großen Terrainschwierigkeiten eine ziemlich lange Frist für die Ausführung einer solch großen Bahn von etwa 1000 bis 1100 km not- wendig ist. Der Gouverneur hat infolgedessen den Vorschlag gemacht, vom Endpunkte des schiffbaren Njong eine Feldbahn bis ungefähr zu dem Punkte Bertua zu legen; man würde, wenn man auf diese Weise den Materialtrausport bewirken kann, die Mög- lihteit haben, von Bertug auch nach vorwärts zu bauen. Diesen Plan halte ich für durchaus ausführbar und praktisch, um so mehr, als man damit gleichzeitig das Ziel verbinden kann, sich den Dume als Zu- bringerstraße soweit wie möglich nutzbar zu machen. aß das Gonvernement ernstlich mit dem Planc um- 92 E. den Bahnbau in dieser Weise zu beschlennigen, geht daraus hervor, daß Herr Michell zur Zeit damit beschäftigt ist, den Njong für eine Schiffahrt vorzubereiten, so daß, wenn die Mittellandbahn den Njong erreicht, zu dieser Zeit auch die Schiffahrt auf dem Njong ausgenommen werden kann. Dieser Plan bietet die einzige Möglichkeit, einen zweiten Angriffs- punkt zu bekommen, während ich den anderen Plan, der früher einmal auftauchte, nämlich von Garna aus unter Benutzung der Benue-Schiffahrt nach Süden zu bauen, für ausgeschlossen erachte. Es muß also erstrebt werden, diese Hauptlinie in Kamerun so schnell wie möglich zur Durchführung zu bringen. Da die Mittellandbahn ungefähr Mitte 1916 fertig sein wird, so könnte mit dem Bau der Bahn innerhalb zweier Jahre begonnen werden. Wenn dem Reichstag so frühzeitig die entsprechende Vorlage gemacht und die Bewilligung der Geldmittel ausge- sprochen wird, können die Vorarbeiten, d. h. die Projekt- aufstellung, schon so weit gediehen sein, daß man nach Fertigi tellung der Mittellandbahn bis zum Njong von zwei Stellen zugleich den Bau dieser Hauptstrecke in Angriff nehmen kann. Neben dieser Hauptlinie erachte ich die - der Kamernn-Nordba hn, wenigstens bis in das Bamumgebiet, für unerläßlich und bin der Ansicht, #er man auch damit so bald wie möglich vorgehen Bis jetzt ist Kamerun betreffs der Eisenbahnen stiefmütterlich behandelt worden. Man hat, allerdings notgedrungen durch den Aufstand, Südwestafrika stark vorgezogen und neuerbings Ostafrika den Vorrang ge- lassen. Ob die anderen Kolonien in wirtschaftlicher Begiehung mit Kamernn konkurrieren können, ist eine strittige Frage. Ich stehe auf dem Standpunkt, daß Kamerun bicsenige Kolonie ist, die am allerersten eine Rente abwerfen und uns auch am meisten Produkte für das Mutterland liefern wird Mit den vorliegen- den Resultaten kann man dem Reichstag heute ohne weiteres den Beweis erbringen, daß, wenn man für die Kolonien überhaupt Bahnbauten bewilligen will, es am allerersten für Kamerun geschehen solle, denn keine Kolonie wird so schnell die investierten Kapitalien verzinsen wie Henern Das folgende Beispiel der Kamerun-Nordbahn beweist diese Meinung. Die Nordbahn ist zur Seit nur ein Torso, 160 km lang, und wurde am 1. April 1911 eröffnet. Sie hat ein Kapital von 16 610 000 ¼, 1 11 Millionen Mark als Stammaktien vom Reiche mit 3 v. H. garantiert sind und 5 610 000 ¼ als Vorzugsaktien vorweg mit 3prozentiger Verzinsung ausgestattet sind. Die Bahn hat in den neun Monaten des ersten Vetriebsjahres einen Uberschuß gebracht. adie Deckung der Be- triebskosten und der sämtlichen Rücklagen, und die Ver- teilung einer Dividende von ½ v. H. auf die Vorzugs= aktien zuließ es war ein Überschuß von 69 000 % vorhanden. Im nächsten Jahre 1912 war dieser Über- schuß auf 1720 gestiegen, und gestattete die 3 prozentige Verzinsung der Vorzugsaktien und die Ablieferung von 2850 ' für die Reichsgarantie. Das jetzt abgeschlossene Jahr 1913 schließt mit einem Über- schuß von 316 000 / ab. Bekanntlich gehört zu der Bahn eine Landesson- zession; die Kan hat diese zur wirtschaftlichen Entwicklung des Gchalt 9enu. in glücklicher Weise benutzen können. Für den Tabakbau sind Flächen in ungefährer Größe von 18 000 ha in Benutzung gegeben worden. Weil ferner die Olpalme ausgezeichnet gedeiht, ist ein großer Teil der Land- flächen in Olpalmenkultur genommen worden. Die Eisenbahngesellschaft hat drei Pflanzungen angelegt, die heute ein Gebiet von 1100 ha umfassen, teilweise Neupflanzungen, teilweise ältere Bestände. Das Syn- dikat für Olpalmenkultur hat an der Bahn eine Fabrik zur Verarbeitung der Früchte der Olpalme errichtet und eine erfreuliche Tätigkeit entwickeln können. Mit diesen Pflanzungsanlagen Hand in Hand haben wir auch mit Erfolg versucht, den Waldbestand zur Holz- gewimmun nutzbar zu machen. Aus diesen Betrieben at die Eisenbahn ein recht erfreuliches Resultat erzielt; nach Berzinsung des investierten Kapitals und nach reichlich bemessenen Abschreibungen ist noch ein Über- schuß von 90 000 .// zu verzeichnen, der dem Eisen- bahnüberschuß zuzuzählen ist. In dem verflossenen Geschäftsjahr konnte daher, neben den Rücklagen für den Erneuerungs= und Reserbe- fonds und neben der Entschädigung für die Betriebs- führung, die 3 prozentige Dividende für die Vorzugs- aktien vorlge wlt und für die Reichsgarantie ein Betrag von 244.000., Gabgefüch 1 werden. Für letzteren Zweck sind notwchich 374000 x. Wenn wir nach dem zweiten vollen dt- schon 244 000 Ac à Konto dieser Summe abgeliefert haben, so fehlen nur noch 130 000 /#. Daß diese bald erreicht werden, geht dar- aus hervor, daß die ersten drei Monate des Jahres 1914 im Vergleich zum Vorjahre einen Mehrüberschuß von 22 500 gebracht haben. resümiere also: läd erster Linie Durch- führung einer Aufschlußlinie ' anschließend an die