— 854 e. stätigt diesen Erfolg und bemerkt, daß sich der Feind nach dieser Niederlage aus dem Ossidinge- bezirk zurückgezogen, und daß die Niederlage der Engländer einen großen Eindruck auf die Ein- geborenen zu beiden Seiten der Nordwestgrenze gemacht hat. Im Kampfe fielen auf unserer Seite der frühere Hauptmann in der Schutztruppe, Rausch, Bezirksamtmann von Dschang und Leutnant d. R. Glock, Vorstand des Hauptzoll- amts in Duala, zwei altbewährte Beamte des Schutzgebiets, sowie der Pflanzer Schrader, der als früherer Gefreiter des 18. Bayerischen Infan- terie-Regiments eingezogen war. Auch unsere farbige Truppe erlitt schwere Verluste. An der Ost= und Südgrenze des Schutzgebiets zeigten die Franzosen gleich nach Kriegsausbruch große Angriffslust. Nach einem Berichte im „ Courier Colonialz- vom 19. Oktober d. Is. ver- suchte Oberst Largeau, jetzt zum General ernannt, von Fort Lamy aus die am Logone fast gegen- überliegende Station Kusseri zu nehmen. Kusseri war früher der Sitz des Residenten der deutschen Tsadseeländer. Da die Residentur im vergangenen Jahre nach Mora verlegt worden ist, so wurde hier nur eine Militärstation unterhalten. Nach dem französischen Berichte wurde die Operation durch heftige Wolkenbrüche gestört und mißlang aus Mangel an großen Geschützen. Die franzö- sischen Truppen mußten sich unter schweren Ver- lusten zurückziehen. Nach der gleichen Quelle wurde am 21. August das von den Franzosen besetzte Behagle am Logone (gewöhnlich Lai genannt) von den Deutschen angegriffen; nach erbitterten Kämpfen, bei denen auf deutscher Seite ein Leutnant und 13 Mann gefallen sein sollen, mußten die Franzosen den Posten aufgeben und zurückweichen. Fünf Tage später griffen die in- zwischen verstärkten französischen Truppen wieder an und eroberten den Platz. Eine Bestätigung dieser beiden Unternehmungen durch den Gouver- neur von Kamernn liegt nicht vor. Auf deutscher Seite können nur unbedeutende Streitkräfte be- teiligt gewesen sein. Wie immer in verlustreichen Gefechten, geben auch hier die Franzosen ihre eigenen Verluste, die schon nach ihren Angaben „schwer“ waren, nicht genauer an. Der Sultan von Logone, Karnak, der auf seiten der Deutschen kämpfte, soll von französischen Truppen überrascht und getötet, seine Anhänger sollen zerstreut sein. Nach einer Nachricht des Gouverneurs von Ka- merun haben Ende August die Engländer mit drei Kompagnien den Ort Mora besetzt. Die deutsche Mora-Kompagnie steht in Verteidigungs- stellung auf dem Moraberg dicht bei der Stadt. Anscheinend versuchen Engländer und Fran- zosen sich im Tsadseegebiet zu vereinigen, um unsere dortigen, an Zahl unterlegenen Truppen, gemeinsam angreifen zu können. Soweit alle Nachrichten reichen, ist ihnen das jedoch nicht gelungen. Wie wir gesehen haben, ist eins der drei in Nordnigeria stehenden Bataillone bei Garua vollständig aufgerieben worden, und die Franzosen geben zu, „infolge von Wolkenbrüchen“ bei Kusseri zurückgeschlagen zu sein. Da Oberst — jetzt General — Largeau an der Spitze der französischen Truppen stand, so ist der Schluß er- laubt, daß auch die Franzosen hier in erheblicher Übermacht gewesen sind. Unsere Schutztruppe weiß also die mangelnde Kopfzahl durch erhöhte Tapferkeit zu ersetzen, und wir können hoffen, daß sie im Tsadseegebiet mit ihren Gegnern fertig werden wird. Am Ubangi überfielen die Fran- zosen gleich nach Kriegsausbruch (am 5. August) den deutschen Posten in Singa. 300 Senegal- Schützen unter dem Kommando des Hauptmanns de Boem fuhren von Bangui ab, landeten in der Nacht zum 7. August in Singa und über- raschten den deutschen Stationsleiter. Die wenigen deutschen Soldaten gaben einige Schüsse ab und verwundeten drei französische Soldaten. Da wir keine eigene Telegraphenverbindung nach Singa haben, wußte der Postenleiter offenbar noch nicht, daß ein Krieg ausgebrochen war, während die Franzosen längst telegraphisch unterrichtet waren. Der Erfolg der Franzosen war hier also recht billig und wurde mit einem Aufgebote be- werkstelligt, das für die Achtung zeugt, welche die Franzosen vor unseren Schutztruppen haben. 300 Senegal-Schützen gegen einige 20 Soldaten auf unserer Seite! In den französischen Zeitungen wird die Beute von Singa wie nachstehend auf- geführt: „Man fand beim Posten 4000 .7, zehn Tonnen Reis, Mausergewehre und landwirtschaft- liche Maschinen. Alles wurde nach Bangui ge- schickt.“" Nach einem Berichte des Gouverneurs von Kamerun haben die Franzosen von Singa aus den Vormarsch auf Mbaiki angetreten und dieses am 15. August besetzt. In gleicher Weise wie Singa wurde auch der deutsche Zollposten in Bonga am 6. August von französischen den Kongo aufwärts kommenden Truppen überfallen. Ein Teil der Be- satzung konnte sich Sanga aufwärts nach Ikelemba zurückziehen. An der Südgrenze wurde im Muni- bezirk der Posten Mondaberg") von den Fran- zosen, die aus dem nahe gelegenen Libreville vor- brachen, besetzt. Auch an der Grenze des Ojem- bezirks zogen die Franzosen Verstärkungen der dortigen Garnison zusammen. Hier hatte der Leutnant Tamm ein glückliches Gefecht gegen eine französische Erkundungsabteilung. Nach einem Be- richte vom 14. September waren unsere Truppen hier nach weiteren glücklichen Gefechten im Vor- *) An der Grenze südlich Ukoko gelegen.