W 8 20 Aus den Telegrammen 13 und 14 geht zu- nächst unzweideutig hervor, daß die seinerzeit vom belgischen Gouverneur von Katanga erstattete Meldung einer vollständigen Niederlage der Belgier zutreffend war, so sehr auch bald darauf die englische und französische Presse be- müht waren, jene Nachricht zu unseren Ungunsten zu verdrehen. Über das Gefecht bei Gazi in Britisch-Ost- afrika liegt eine frühere Meldung des Gouver- neurs nicht vor. Im Telegramm Nr. 10 war lediglich gesagt worden, daß der Feind sich Ende September dorthin zurückgezogen habe. Dagegen brachte der „Daily Chronicle“ vom 25. November einige Mitteilungen aus zwei Privatbriefen eines britischen Gefechtsteilnehmers, datiert vom 9. und 12. Oktober. Selbstverständlich kann diese Schil- derung nicht als Grundlage für den Tatbestand angesehen werden; doch enthält sie neben vielem Belanglosen gewisse Angaben, die nicht ohne Interesse sind, wenn man sie zu den amtlichen Nachrichten aus Deutsch-Ostafrika in Beziehung bringt. Der Korrespondent war mit einer Maschinen- gewehr-Abteilung der indischen Truppen nach Nai- robi gekommen, wo er erfuhr, daß die britischen Streitkräfte sich wenige Tage vorher vor der Über— macht der Deutschen von der Grenze hätten zurück- ziehen müssen. Die indischen Truppen seien dann geradeswegs nach Gazi“) gebracht worden, wo sie die Engländer antrafen. Am folgenden Tage hätten die Deutschen heftig angegriffen. Das Feuer begann bei Morgendämmerung, und am Nachmittag stürmten die Deutschen die Schützen- gräben unter scharfem Gewehrfeuer. Sie seien dann aber von den vereinigten britisch-indischen Truppen zurückgeworfen und bei der Verfolgung wirr in die Flucht geschlagen worden. (#) Die indischen Truppen waren auf dem See- wege von Mombassa aus nach Gazi gebracht worden und sahen dann — anscheinend zu ihrer Verwunderung —, „daß die Deutschen von der Mombassa-Seite heraurückten“. Die Engländer seien vor die Alternative gestellt ge- wesen, entweder selbst die Deutschen zurückzu- schlagen oder aber von ihnen in die See getrieben oder völlig aufgerieben zu werden. Hieraus darf man entnehmen, daß Haupt- mann Baumstark die Engländer umgangen und sie in eine sehr bedenkliche Lage gebracht hatte, ans der sie ohne die indischen Hilfstruppen sich nicht hätten befreien können. Auch die „Times“ vom 27. November widmen dem Gefsecht von Gazi eine kurze Besprechung. Danach hätten die Deutschen am 8. Oktober in *) Im genannten Artikel des „Dailn Chroniele“ fälschlich „Guza“ genannt. Stärke von schätzungsweise 500 Askaris unter 30 Europäern und mit 6 Maschinengewehren die englische Stellung an mehreren Punkten ange- griffen. Das Feuer sei auf beiden Seiten sehr heftig gewesen, und die Deutschen seien schließlich gezwungen worden, sich zur Grenze zurückzuziehen. Die Verluste auf deutscher Seite hätten, außer Farbigen, betragen: 4 Weiße tot und 4 ver- wundet und gefangen. Von den englischen Offi- zieren seien 4 verwundet worden, 3 davon schwer. Von einer regellosen Flucht der Deutschen ist in dieser Darstellung nicht die Rede. Von der wirklichen Stärke und Verteilung der Kräfte auf beiden Seiten und den eigent- lichen Gründen des deutschen Rückzugs wird man erst ein richtiges Bild gewinnen können, wenn amtliche deutsche Nachrichten vorliegen. — Mit dem 16."Oktober endet die Berichterstattung des Gouverneurs, auf deren Bedeutung wir am Schlusse dieses Abschnitts nochmals zurückkommen wollen. Über die weiteren Ereignisse sind wir nach wie vor auf das Material angewiesen, was unsere Gegner darüber zu veröffentlichen für gut befinden. Ein einwandfreies und klares Bild der Ereignisse haben auch diese Veröffentlichungen noch nicht ergeben. Das eine geht jedoch aus ihnen hervor, daß nämlich trotz der gegnerischen Bemühungen, die Ereignisse in einem für sie selbst günstigen Lichte darzustellen, von Erfolgen ihrerseits gegenüber unseren Truppen keine Rede sein kann, daß vielmehr unsere Gegner sich trotz des Aufgebots an indischen und sogar regulären europäischen Truppen beim Ver- suche, in unser Gebiet einzudringen, blutige Köpfe geholt haben. Kriegsschauplätze waren wiederum ausschlieh- lich die Grenzgebiete, und zwar in erster Linie die an der Grenze zwischen Deutsch= und Britisch- Ostafrika liegenden Landesteile. Uber die dortigen Ereignisse liegen nachstehende Mitteilungen vor. Nach Londoner Telegrammen vom 24. November landeten auf die Meldung, daß eine „wichtige deutsche Eisenbahnendstation“ nur schwach besetzt sei, die Engländer am 2. November zwei Mrilen von dieser Station entfernt eine Truppen- abteilung in Stärke von 1½ Bataillonen, bestehend aus indischen und europäischen Truppen. Diese Kräfte rückten sofort vor. Die „kleine“ Streitmacht wurde außerhalb der Stadt in ein heftiges Gefecht verwickelt und mußte, da die deutschen Truppen sich als überlegen erwiesen, zurückgehen und Verstärkungen erwarten. Am 4. November früh wurde dann der Angriff erneuert. Nachdem sie auf eine Entfernung von 800 Yards (730m) an den Feind herangekommen waren, gerieten die englischen Truppen in heftiges Feuer. Trotz