G 28 e□ von den feindlichen Offizieren revidiert. Hierbei haben die französischen Senegalsoldaten sich unter den Augen ihrer Vorgesetzten zahlreiche Sachen der Gefangenen ange- eignet. Es blieb den Gefangenen in der Haupt- sache nur das übrig, was sie selbst oder einer ihrer schwarzen Diener tragen konnten. So kamen sie nach Lome, wo sie sofort am 30. August auf den englischen Frachtdampfer „Obuasi“ gebracht wurden. Hiervon blieben diejenigen Männer aus- genommen, die mit Genehmigung des englischen Oberkommandierenden unter Polizeiaufsicht zur Wahrung der Interessen ihrer Firmen zurück- bleiben durften. Diese schon früher mitgeteilte Vergünstigung wurde den Firmen nur in dem von England besetzten Teil Togos zuteil. Unter den Gefangenen befanden sich Herren, die schon länger als 20 Jahre in Togo tätig ge- wesen waren, ferner eine Anzahl Missionare der Bremer Mission und auch Arzte, die, trotzdem sie unter dem Schutz des Roten Kreuzes stehen, nicht freigelassen worden sind. Auch die Frauen, die nicht mit ins Innere gezogen, sondern in Lome zurückgeblieben waren, folgten in den nächsten Tagen ihren Männern auf den genannten Dampfer. Eine der betroffenen Damen schreibt darüber: „Nun lagen wir bis zum 18. September vor Lome auf der Reede. Eine entsetzliche Zeit, da die „Obuasi“ nur ein Frachtdampfer war, der etwa 40 Passugiere nehmen kann; etwa 280 Personen aber waren darauf untergebracht. Die Verpflegung war den Umständen entsprechend.“) Endlich am 18. September waren sich die Verbündeten einig geworden, wer uns als Ge- fangene bekommen sollte. Erst wollten uns die Eng- länder und haben auch davon gesprochen, uns nach England zu befördern. Daraus wurde aber nichts; denn am Tage vor der Abreise von Lome kamen fran- zösische Offiziere an Bord und kündigten uns an, daß wir nunmehr nach Französisch= Dahomen gebracht würden. Wir Frauen dürften unsere Männer be- gleiten, was unter diesen Umständen das beste war. Nach eintägiger Fahrt landeten wir in Cotonon, wo wir samt allem Gepäck ausgeladen wurden und — als erstes — wir Damen, 14 an der Zahl, von unseren Männern getrennt wurden. Wir wurden einstweilen in ein Hospital gebracht: die Männer hatten es nicht so gut. Zwei Tage darauf ging die Verfrachtung weiter. Alle Damen, vier Münner derselben (darunter auch mein Mann), die Staatsgefangenen und Kranken wurden nach der Hauptstadt Dahomenys, Porto Nuovo, gebracht mit einem kleinen Dampfboot auf der Lagune. Dies war eine sehr hübsche Fahrt durch ein sehr schönes und fruchtbares Land. Am 21. Sep- tember nachmittags kamen wir an und wurden auch gleich in unsere QLnuartiere gebracht. zehn Frauen kamen zusammen in ein Haus, drei Frauen (darunter Codellis“") mit Mann und Bedienung) in ein zweites *) Die Ubermittlung von Nahrungsmitteln an die Gefangenen durch in Lome zurückgebliebene Deutsche wurde von den Engländern verboten. *“) Gemeint ist der österreichische Staatsangehörige Baron Codelli, bis dahin Leiter der Funkenstation kleineres Haus und die übrigen kranken Herren zu- sammen in ein weiter entlegenes Lokal, endlich die beiden Staatsgefangenen Geh. Reg. Rat v. Doering und Reg. Rat Ir. Gruner, Assessor Schmidt sowie mein Mann und die beiden anderen Ehemänner zu- sammen in ein viertes HLaus, das am anderen Ende der Stadt leine Stunde weg von unserem Frauenhaus) lag. Erst durften wir nicht ausgehen: nach drei Tagen konnte ich aber meinen Mann besuchen und durfte sogar zu ihm ziehen, wie auch die anderen drei Frauen. Diese Erlaubnis kam daher, daß auch die übrigen Ehemänner vom Hinterland, wohin sie erst mit unseren anderen Gefangenen verbracht waren, zurückkommen durften, und wir waren, wenigstens die Ehepaare, alle beieinander und hatten doch, jedes für sich, ein Zimmer und ein Bett. Unsere Verpflegung wird vom hiesigen Hotel besorgt. Seit einer Woche etwa erfuhren wir, daß der größte Teil der Ehepaare nach dem Hinter- lande versetzt wurde, und zwar drei Paare nach Sav#é, vier Paare nach Tara noch nördlicher. Gottlob waren wir nicht uuter den Genannten. Je-tzt ist unsere Gesell- schaft klein zusammengeschmolzen. Wir wohnen jetzt nur noch in zwei Häusern. Seit ein paar Tagen wurde auch unsere Ver- pflegung reduziert auf höheren Befehl. Aber es geht uns beiden immer noch gut. Wir sind gesund und hoffen die geit der Gefangenschaft ohne Schaden zu überstehen. Wie es unseren vielen Landsleuten er- geht, die mit ins Hinterland gebracht worden sind, wissen wir nicht." Nach einer anderen Nachricht sollen 161 Togo- Deutsche, darunter 13 verheiratete Frauen, nach Kotonou verbracht worden sein. Diese haben die Franzosen in Kotonou gelassen, während die Männer zunächst per Bahn bis Savé und von da zu Fuß nach Gaya, einer Militärstation bei Say am Niger, etwa 500 km transportiert sein sollen. Zwei Herren, Reinhardt und Seeger, welche gleich nach Anfang des Krieges in dem unglück- lichen Gefecht bei Agbeluvhoe von den Engländern gefangengenommen waren, sollen sich in Kumassi (oder Accra) in Gefangenschaft befinden. liber die Behandlung der nach der Gold- küste gebrachten Gefangenen hat man keine Klagen gehört, ebenso wie es auch den in Freetown. (Sierra Leone) untergebrachten Deutschen, meist Leuten von Dampfern und aus Südamerika, welche während der Uberfahrt nach Deutschland im Atlantischen Ozean gefangengenommen worden sind, nicht schlecht gehen soll.“) Nach Freetown waren übrigens schon früher auch Regierungsrat Herrmans und Leutnant von Rentzel aus Lome gebracht worden. An der Goldküste, wahr- Kamina. Außer diesem und den drei später genannten Beamten befanden sich in Porto Nuovo noch der Land- wirtschaftliche Beirat des Gouvernements Saner- wein und der Leiter des wissenschaftlichen Labora- toriums in Lome I#r. Leuze sowie der Materialien- verwalter Dehn mit ihren Frauen. (R. K. N.) *) Andere Nachrichten geben wieder ein anderes Bild von der Lage in Frectown, besonders von der Verpflegung (R. K. A.).