G 42 20 Vermischtes. Deutsche Kommission für Kriegshonterbande. Die dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, wirtschaftlichen Ausschuß der Deutschen Kolonial= gesellschaft, angegliederte „Deutsche Kommission für Kriegskonterbande“ ist am 20. November 1914 zu ihrer ersten Sitzung zusammengetreten und hat den folgenden Leitsatz für ihre Tätigkeit angenommen: „Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hält es im Interesse aller Kulturnationen für unumgäng- lich notwendig, gegen die eigenmächtige und ver- tragsbrüchige Erweiterung der als Kriegskonter- bande anzusehenden Gegenstände und Stoffe seitens Englands und Frankreichs mit aller Energie vor- zugehen und in dieser Beziehung ein gemeinsames Vorgehen der betroffenen Staaten so schleunig als möglich in die Wege zu leiten. Da indes die Führung in dieser Angelegen- heit zunächst den neutralen Staaten zufällt, so beschränkt sich das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee darauf, diese Anregung bei den Vertretern der neutralen Mächte, zunächst denen der nordischen Reiche und Hollands, energisch durchzuführen, eine Einigung derselben auf diesem Gebiete mit allen Mitteln zu fördern und den neutralen — Staaten bzw. einer unter ihnen eventuell ent- stehenden Zentralstelle geeignetes Material zu- zuführen.“ Inzwischen hat das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee mit dem Auswärtigen Amt Fühlung genommen und feststellen können, daß dort irgend- welche Bedenken gegen den von der Kommission beschlossenen Leitsatz für die Tätigkeit der Kom- mission nicht bestehen. Roloniale Dreisaufgabe. Im Einvernehmen mit Herrn Eduard Woermann in Hamburg hat der Professorenrat des Kolonial= instituts in Hamburg beschlossen, die Frist zur Ein- reichung der Bewerbungsschriften und den Termin für die Entscheidung über die Preisfrage: „Durch welche praktischen Maßnahmen ist in unseren Kolonien eine Steigerung der Geburtenhäufigkeit und Herabsetzung der Kindersterblichkeit bei der eingeborenen farbigen Bevölkerung — des wirtschaftlich wertvollsten Aktivums unserer Kolonien — zu erreichen?“ mit Rücksicht auf die durch den Krieg geänderten Ver- hältnisse angemessen zu verlängern. Näheres wird nach dem Krieg bekannt gemacht werden. Literatur-Bericht. Die Russenmischehen in den deutschen Kolonien. Von Dr. Theod. Grentrup, Mitglied der Missions-- gesellschaft des göttlichen Wortes. 25. Heft der Veröffentlichungen der Görres-Ciesellschaft zur Pflege der Wissenschaft im katholischen Deutschland (Scktion für Rechts- und Stantswissenschaft). Verlag von Ferdinand Schöningh. T’aderborn 1914. 4.K. Der Verfasser behandelt vom katholischen Stand- punkt aus dus vieclumstrittene l’roblem der Russen- mischchen in den deutschen Kolonien auf breitester Grundlage. LDer erste Abschnitt ist den Erfahrungen gewidmet, die die fremden Kolonialmächte auf dem betreffenden (iebict gemacht haben. Dann wird die geschichtlihe Entwicklung der Alischechenfrage in den dleutschen Kolonien (argestellt. Es folgt eine kritische Beurtcilung, in der die Gründe für und wider ein stantliches Mischehenverbot eingehend geprüft werden. Z#um Schlußz wird untesucht, wie sich das gellende Recht zu den Mischehen stellt, welche Stellung das deutsche und welche Stellung das kanohmische Recht zu ihnen heut einnimmt. Leer Aufsatz endet mit dem Kompromißrorschlage, die kirchliche Trauung der gemischten Ehepaarc keiner Behinderung auszusetzen. den Kindern die Rechtstellung ehelicher Abkömmlinge cinzurünmen, die stnatsbürgerlichen Rechte der Alisch- Inge uber besonders zu regeln. Die mit regem In- teressc und groher Sachkunde geschrichene Arbeit bictet ein anschauliches Bild von dem gegenwärtigen Stande der Streitfrage und hebt die in Betracht kommenden Streitpunkte klar und deutlich heraus. Das Material ist reichhaltig zusammengetragen. Wer sich mit dem Problem der Mischchen befaßt, wird an der Abhandlung nicht vorübergehen dürfen. lch sche es als einen Vorzug an, (latz der Verfasser nicht. zu überreden versucht, sondern scine von den Gegnern abweichende Ansicht scharf als solche bezcichnet und lumit den Leser sofort zur eigenen Stellungnuhme anregt. Gleich die vorangestellte Begrenzung der Aul- gabe wird zum Widempruch herausfordern. Der Ver- fusser will sich nur mit der Frage der Mischchen, nicht aber mit dem Problem der Alischlings- bevölkerung befassen. Denn, so meint er, hach den geschichtlichen Erfahrungen seien die Mischchen für die Schaffung einer hbreiteren Masse von Misch- lingen, die der Kolonialpolitik neue Aufgaben stelle, irrelerant (s. auch S. 85 ff.). Hierum dreht sich aber gerade der Hauptstreit. Wärc die Behauptung, die der Verfasser aufstellt, richtig. so fielc der wesentlichste Crund. der gegen die AMlischechen ins Feld geführt wird, sort. Die Richtigkeit steht jedoch nicht fest:; Sie wirdl insbesondere nicht durch statistische Berech- nungen oller durch Wuhrnehmungen erwiesen, die man in anderen Kolonien gemacht zu haben glaubt. Ienn bei der grolten Verschicedenheit, die die kolo-