— 48 20 gemacht hatten, konnten leider noch nicht gefaßt werden. Es ist der Bevölkerung bekanntgegeben worden, daß die Gefangenen, auch die Weiber und Kinder, nicht früher freigegeben werden, als bis die drei Hauptführer ausgeliefert sind. Mit Hilfe der regierungsfreundlichen Häuptlinge hofft die Station bald zum Ziele zu kommen. In Neu-Ndia ist vorübergehend ein Posten errichtet worden. Polizeimeister Kühler, der von Ngoila aus an der Eba-lUnternehmung teil- genommen hat, ist die Leitung auf zwei bis drei Monate übertragen worden. Der Posten Ngoila wird während dieser Zeit nebenamtlich verwaltet. Moralisch ist der Erfolg der Expedition ganz bedeutend: durch ihre Anwesenheit ist das An- sehen der deutschen Regierung gestärkt und ge- hoben worden. Noch nie haben die Eingeborenen eine Truppe so fechten sehen. Und was die Be- wohner noch mehr ins Staunen versetzt, ist, daß die Truppe bei ihrem energischen Vorgehen keine Verluste erlitten hat. Selbst die Franzosen konnten ihre Verwunderung nicht zurückhalten. Es ist anzunehmen, daß dauernde Ruhe im Sembebezirk eingekehrt sein wird, doch sind die Bewohner immer scharf im Auge zu behalten, ganz besonders die Ebaleute. 2. Bericht des Expeditionsleiters Major Fabricius. Der Vormarsch wurde in vier Kolonnen an- getreten. Die Südkolonne erreichte am 22. März vormittags, ohne auf Widerstand zu stoßen, das stark befestigte Dorf Motadula, das kurz vor- her verlassen war. Am Ausgang des Dorfes lagen einige Tote, hier hatte, wie sich später herausstellte, die Kolonne Meyer wenige Stunden vorher ein Ge- fecht mit den Einwohnern von Motadula ge- habt. Der Feind war nach kurzem Feuergefecht geflohen. Am Abend wurde das kleine auf hohem steilen Bergrücken liegende, stark befestigte Dorf Ndu erreicht, das nach kurzem Feuergefecht geräumt wurde. In der Nacht trafen die Nord= und Süd- kolonne in Ndu ein, so daß am 21. März der Vormarsch auf Neu-Ndia mit drei Kolonnen an- getreten werden konnte. Nach dreistündigem Marsch und einem ungemein steilen Anstieg stand die Spitze plötzlich zwanzig Schritt vor den Pali- saden Neu-Ndias und erhielt Feuer. Die Pali- saden wurden nach kurzem Kampf durchbrochen und das Dorf im Sturm genommen. Mährend die Spitze unter Leutnant Abramowski und Feldwebel Schmidtke schon in der Mitte des 800 m langen Dorfes kämpfte, traf die Ost- kolonne vor dem entgegengesetzten, ebenfalls ver- teidigten Eingang Neu-Ndias ein und griff sofort an. Während auch hier die Palisaden durch- brochen wurden, stürzte ein Teil von diesen ein und begrub Oberleutnant Harbers, Stations- assistent Kehm und etwa fünfzehn Soldaten unter sich, wobei Assistent Kehm und ein Soldat leichte, ein Europäerjunge schwere Verletzungen davontrug. Von zwei Seiten angegriffen und zugleich von einem kalten Regenguß durchnäßt, verlor der Gegner den letzten Mut, ergriff die Flucht und stürmte die steilen Abhänge zu beiden Seiten des Dorfes hinunter. Die Zahl der Ver- wundeten und Gefallenen konnte nicht genau festgestelt werden, da die Ebaleute diese, wie aus den Blutspuren erkenntlich, mitnahmen. Nachdem die Hauptfeste gefallen, wurden zur weiteren Befriedung des Landes wieder vier Ab- teilungen gebildet; denn bald darauf stellte sich heraus, daß mit Ausnahme von fünf Dörfern das ganze Ebagebiet aufständisch war. Den Kolonnen sowie dem Polizeimeister in Ngoila gelang es, in zahlreichen Patrouillen- gefechten die Eba niederzuwerfen, so daß mit dem 14. April der Aufstand als beendet angesehen werden konnte. Den von mir erklärten Kriegs- zustand habe ich mit dem 21. April aufgehoben. Unmittelbar nachdem die frühere Expedition im Herbst vorigen Jahres den Sembebezirk ver- lassen hatte, hatte eine Häuptlingsversammlung in der Nähe von Sembe stattgefunden, in der einmütig beschlossen wurde, in Neu-Ndia eine starke Festung zu erbauen und die Station Sembe zu überfallen; sogar die Europäer, die getötet werden sollten, wurden bestimmt, darunter auch der Direktor der Ngoko-Sangha-Kompagnie in Sembe. Die Ausführung dieses Plans scheiterte zu- nächst an der damals erhöhten Gefechtsbereit- schaft der Station, in der nächtlich mehrmals alarmiert wurde, dagegen wurde der Bau neuer befestigter Bergdörfer wie Neu-Ndia, Lagurs und anderer durch die Eba ausgeführt, während andere zweifelhafte Elemente unter den Bakuele nur durch die Kunde von dem Herannahen der Expedition von ihren gegen den Landesfrieden gerichteten Absichten abgeschreckt wurden. Die Bergfeste Neu-Ndia liegt etwa 15 km nordöstlich des alten, von Assessor Heym ge- stürmten Ndiadorfes auf einem 600 m hohen Bergrücken in 150 m relativer Höhe. Der Berg- rücken bildet einen 800 m langen, zwischen 60 und 10 m breiten Halbkreis mit nach allen Seiten schroff abfallenden Hängen. Die beiden Eingänge an den Schmalseiten des Bergrückens waren ungemein stark durch mehrere Reihen dicker