54 2□Ö fallen, sondern als Gefangener nach Ahmednagar (Indien) gebracht worden. Ebenso besteht Privatnach- richten zufolge die Möglichkeit, daß dic in der ersten Verlustliste als „gefallen“ gemeldeten Rechtsanwalt Dr. Micknat, Pflanzungsassistenten Max Thomsen und Johannes Bramkamp nicht gefallen, sondern ebenfalls als Gefangene nach Ahmednagar gebracht worden sind. Michtamtlicher Teil I ITJJ KamerunermtssionareinenglischerKriegsgefangenichaft. Nachstehende Berichte von Angehörigen der Baptistenmission in Kamerun sind uns als Material, betreffend das dortige Vorgehen der Engländer, mit der Bitte um Veröffent- lichung zugegangen. Schriftleitung. In den von Engländern und Franzosen be- setzten Küstengebieten Kameruns ist durch die kriegerischen Ereignisse die deutsche Missionsarbeit aufs schwerste geschädigt worden. Die Boten der Katholischen Mission sind ebenso wie die Missionars- familien der Basler und Baptisten-Mission rück- sichtslos in Gefangenschaft geführt und ihre Stationen zum Teil übel zugerichtet worden. Von der Baptisten-Mission (Sitz Neu-Ruppin), die in Kamerun am 1. Januar 1914 auf sechs Haupt= und 49 Nebenstationen 17 Missionare, darunter 16 verheiratete, sowie sechs Missions- schwestern unterhielt und 3124 Christen sowie 3623 Schüler gesammelt hatte, liegen Berichte vor, die aufs neue bestätigen, mit welch un- erhörter Rückfichtslosigkeit die Engländer nicht nur alles, was deutsch ist, zu zerstören suchen, sondern auch das Ansehen der weißen Rasse durch die Afrikaner mit Füßen treten lassen. 1. Die Übergabe Dualas an die Engländer und Franzosen. Als wir Anfang August im fernen Kamerun die Kunde von den ersten Kriegserklärungen er- hielten, da ahnten wir nicht, was dies für uns noch bedeuten würde. „Grund zur Beunruhigung für die Kolonie liegt nicht vor“, war der inhalt- liche Bescheid der Antwort auf eine Anfrage be- treffs der Verhältnisse in der Heimat. Da kam gleich darauf die Kriegserklärung Englands an Deutschlan d. Sofort erkannte man deren Folgen für unser schutzloses Schutzgebiet. Allerlei erforderliche Maßnahmen für die kommende Zeit wurden getrofsen. Dabei hörten wir von dem Einfall der Engländer in Togo und der Besitzergreifung dieser Kolonie. Bald hörten wir, daß feindliche Kriegsschiffe auf dem Wege nach Kamerun seien. Anfang September ließ sich das erste in der Mündung des Kamerunflusses sehen, es war das kleine englische Kanonenboot „Dwarf“. Etwa am 10. September machte es einen Versuch, Duala zu beschießen, wobei es aber in den Bereich unserer, leider zu wenigen und für die Folgezeit auch unzureichenden Geschütze kam, aber „Dwarf“ erhielt zwei Treffer und zog sich schnell wieder zurück, ohne uns Schaden zugefügt zu haben. In den folgenden Tagen war der Feind mit der Beseitigung einer durch drei versenkte Schiffe ge- bildeten Sperre sowie mit der Auffindung eines Fahrweges für größere Schiffe beschäftigt. Von der Veranda unseres Missionshauses konnten wir die Bewegungen des Feindes gut beobachten. Etwa am 24. September erschien ein größeres Kriegsschiff mit drei Schloten im Kamerunbecken. Es war der Kreuzer „Challenger“, der am Frei- tag, 25. September, Duala zu beschießen begann. Unheimlich heulten die Granaten durch die Luft, verschiedene an unserer Missionsstation vorüber. Furcht und Bangen erfüllte die Eingeborenen. In großen Scharen verließen sie, ihre wenigen Habseligkeiten mit sich nehmend, ihre Wohnstätten, um weiter von der Küste entfernt Schutz zu suchen. Viele kamen auch täglich zu uns auf die Station, wo sie sich, wie sie sagten, sicherer fühlten und ruhig sein könnten. Bonanjo, der der Beschießung am meisten ausgesetzte Stadtteil, war auf An- ordnung der Regierung geräumt worden. In Bonebela war für Unterkommen gesorgt. Der nur kurzen Beschießung am Freitag folgte am Sonnabend Morgen eine weitere, aber ohne viel Schaden anzurichten. Ein von der Wasser- seite erwarteter feindlicher Angriff erfolgte nicht. Am Abend gingen unsere Schwestern auch nach Bonebela in Massenquartiere. Sonntag, den 27. September, kurz vor 6 Uhr ertönte erneut Kanonendonner. Dichter Nebel ließ nichts vom Feinde erkennen. Der kurzen Kanonade folgte eine unheimliche Stille, ein Gefühl beklemmender Ungewißheit. Bald nach 7 Uhr kamen die Schwestern aus ihren Nacht- quartieren zurück, ohne viel geruht zu haben; unbequeme Lager und quälende Moskitos hatten