C 55 20 sie daran gehindert. Gegen 9 Uhr steigt beim Funkenturm dichter Rauch auf. Donnernd stürzt der Turm zusammen. Auf Anordnung der deut- schen Behörde ist er gesprengt worden. Vom Wasserturme von der Yapomastraße wehen zwei weiße Flaggen. Sie sagen uns: Duala wird übergeben. Vor der Übermacht des verbündeten Feindes, Engländer und Franzosen, denen von verräterischen Eingeborenen ein Weg gezeigt worden war, auf dem sie Duala auch von der Landseite angreifen konnten, mußte unsere nur geringe Truppenmacht sich zurückziehen. Am Spätnachmittag war am Flaggenmast in Bonanjo und über dem Bahngebäude in Bonaberi die englische Flagge gehißt, neben ihr am Montag Morgen auch noch die französische. In großen Abteilungen rückten jetzt feindliche Truppen von der Land-= und Wasserseite in Duala ein. Die Stadt wurde damit überflutet. Ein wüstes Durcheinander, Zerstören und Plündern, be- gann von Soldaten und Eingeborenen. Die ein- mal früher verbreitete Nachricht, daß die Engländer Privatbesitz respektieren, erwies sich hier als un- wahr. Nichts wurde geschont. Wohl sind fie, als alles drüber und drunter ging, dem Plündern der Eingeborenen mit Waffengewalt entgegenge- treten, wobei mancher erschossen worden ist; an anderen Orten dagegen, wie z. B. in Jabassi, haben sie die Leute zum Plündern und Rauben geradezu veranlaßt. Geschäftsräume, Privat-- wohnungen, ja sogar Kapellen und Schulen find geplündert und beschädigt worden. Gleich am Montag begannen die Feinde mit der Gefangennahme aller Weißen, ob fie Waffen getragen hatten oder nicht. Männer, Frauen und Kinder, alles wurde in rücksichts- losester Weise gefangen genommen. Selbst Angehörige neutraler Staaten befanden sich unter den Gefangenen. Hatten die Missionen bis jetzt auf Schonung gehofft und erwartet, daß man ihr Personal auf den Stationen belassen würde — man erwartete das von demnchristlichen England —, so sahen sie sich darin völlig getäuscht. Die Ge- fangennahme der einzelnen war mit Belügung verbunden. Die Engländer suchten mit farbigen Streifwachen die Weißen auf. „Ihr habt nur mitzukommen zur Feststellung eurer Namen,“ hieß es, „dann könnt ihr wieder zurückkehren“. Bei solch einem Versprechen nahm natürlich nie- mand etwas mit sich. Das Versprechen aber wurde nicht gehalten. Auch erhielten die so in Gefangenschaft Geratenen nicht einmal die Er- laubnis, in ihre Wohnungen zurückzukehren, um sich mit dem Nötigsten zu versehen. Aus den Wohnungen heraus, von der Arbeit weg, auf der Straße aufgegriffen, — so wurden sie zu Gefan- genen gemacht, die dann an den Sammeolstellen und in den Lagern unter Bewachung schwarzer Soldaten gestellt wurden. Um aller Deutschen im eingenommenen Gebiet habhaft zu werden, hat man kein noch so gemeines schändliches Mittel gescheut. So sind von Engländern auf das Er- greifen von fünf Postenführern am Sanaga Kopf- gelder ausgesetzt worden. Diese wurden darauf von Eingeborenen einzeln üÜberfallen und miß- handelt dem Feinde ausgeliefert, welcher den Überbringern das Geld auszahlte. Unsere Feinde tun in Kamerun eine gründliche Vernichtungsarbeit, und das nicht nur dort, wo fie bei unseren tapferen, aber leider zu geringen Truppen Widerstand finden, sondern überall, wo sie die Deutschen antreffen. 2. Behandlung neutraler Missions- schwestern in Duala. Am 29. September früh wurden die deutschen Mitglieder der Baptisten-Mission als Gefangene weggeführt, doch waren die Missionsschwester Hauschildt und ich der Hoffnung, daß sie bald zurückkommen würden, da man uns gesagt hatte, daß Missionare frei bleiben würden. Man hatte uns auch nicht einmal Zeit gegeben, uns von ihnen zu verabschieden. Schwester Hauschildt begleitete sie nach Bonanjo, während ich allein auf unserer Station zurückblieb, wo ich Zeuge vieler Schandtaten sein mußte. Da die Weißen alle fortgeführt wurden, glaubten nämlich die Eingeborenen, tun und lassen zu können, was sie wollten. Sie raubten und plünderten daher in unseren Nachbarhäusern, was sie nur konnten. Nichts war ihnen zu gering. Es wurde so schlimm, daß die Engländer mit Gewalt Ruhe schaffen mußten. Fünf Personen wurden auf unserem Missionsgrundstück standrechtlich erschossen, während andere verletzt wurden. Eine Stunde nachher aber war die Plünderung wieder in vollem Gange. Auch zu unserem Hause kamen sie schon und fragten einen unserer Jungen, ob die Weißen alle fort seien, was dieser verneinte. Bald kam dann auch Schwester Hauschildt zurück mit der Nachricht, daß alle Mitglieder der Mission in Gefangenschaft bleiben müßten. Auf dem Wege wurde ihr der Hut durch einen Schrotschuß durchbohrt. Die folgenden Tage waren für uns sehr auf- regender Art. Wir sehen es als eine besondere Gunade Gottes an, daß wir noch da sind, denn oft schwebten wir in größter Lebensgefahr. Die schwarzen Soldaten glaubten uns be- handeln zu können wie ihresgleichen. Fünf von ihnen wurden uns als Wache gegeben und wir durften keinen Schritt tun, auf dem sie uns nicht begleiteren. Außerdem wurde Tag und Nacht