56 e20 geschossen und die Plünderung nahm kein Ende. Auch unsere Wache stahl, was sie nur konnte, so daß wir schließlich auch sie noch bewachen mußten. Während der ersten drei Wochen waren wir unter französischer und in den nächsten vier Wochen unter englischer Bewachung. Mittlerweile wurde es ruhig in der Stadt. Das Plündern ließ ein wenig nach. Die Eingeborenen bestahlen jetzt einander um die geraubten Sachen. Manche unserer Mitglieder haben sich in dieser Zeit be- währt, einige wurden vom Strudel mit fort- gerissen. Die Eingeborenen können keinen Unter- schied machen zwischen Verbrechern und Kriegs- gefangenen, somit mußten wir manche Reden mit anhören, die uns weh taten. In unserer Mädchenschule wurden wir von unseren Nachbarn bestohlen, doch gelang es mir, einige der Sachen mit Hilfe eines Soldaten zurückzuerhalten. Unsere beiden Missionshäuser in Bonalembe blieben bis zu unserer Abreise unbeschädigt, doch waren die verschiedenen Gebäude am Strande alle erbrochen und ausgeplündert worden. Zweimal ließen die Engländer die Aufforde- rung an uns ergehen, die Station zu verlassen, doch wurden wir auf Bitten von Schwester Hauschildt nicht gewaltsam entfernt. Daß die Einigkeit der Engländer und Franzosen viel zu wünschen übrig ließ, merkten wir daran, daß wir nach einiger Zeit wieder französische Wache be- kamen. Doch sollte unser Weilen in Duala über- haupt bald ein Ende nehmen. Am 29. No- vember erhielten wir die Mitteilung, daß wir am 1. Dezember nach England transportiert werden sollten. Wir suchten daher noch einige Sachen für unsere uns vorangegangenen Ge- schwister einzupacken, um sie dann mitnehmen zu können. Als wir dann am 1. Dezember von einem englischen Offizier abgeholt und zur Regierungsstation gebracht wurden, baten wir noch einmal, uns doch dort zu lassen, aber alles Bitten war vergebens. 3. Die Einnahme von Buea durch die Engländer. Als bald nach Ausbruch des Krieges die Nachricht vom Herannahen englischer Kriegsschiffe nach Duala kam, war es mit jeder Schultätigkeit vorbei, da die Eingeborenen aus Anugst vor dem Krieg mit ihrem geringen Hab und Gut in den Busch flüchteten. Deshalb nahmen wir den Vor- schlag unseres Missionsleiters Missionar Märtens an, nach Soppo zu gehen, zumal wir beide recht elend waren. Am 11. August kamen wir in Soppo an und waren bald wegen der Be- setzung Dualas durch die Engländer von jeder Nachricht nicht nur von Deutschland, sondern auch von allen Missionaren abgeschnitten. Gerücht- weise hörten wir, daß die Frauen, die in Duala waren, von den Engländern nach Lagos gebracht worden seien, „.um sie vor den Eingeborenen zu schützen“. Wir sagten aber unseren schwarzen Christen, daß die Frauen von der Mission wahr- scheinlich zurückgelassen werden würden, da die Missionen doch keinen Krieg führen; trotzdem aber waren sie bereit, bei jedem Gerücht von dem Herannahen des Feindes in den Busch zu flüchten, konnten sie sich doch einen Krieg nicht anders vorstellen, als daß dabei ungestraft geraubt, ge- plündert und gemordet würde. Inzwischen hatten die Engländer eingesehen, daß sie außer Duala nur noch einige Küsten- städte mit Hilfe ihrer Kriegsschiffe bombardieren und besetzen konnten, daß sie aber, um der Kolonie Herr zu werden, einer starken Truppenmacht be- durften. Deshalb holten sie aus ihren Nachbar- kolonien etwa 10 000 schwarze Soldaten und rückten mit 2000 bis 3000 Mann und vielen Maschinengewehren auch nach Buea vor, da sie annahmen, daß Buea, der Sitz des Gouverneurs, stark befestigt sei. Weil die Deutschen aber nur eine Handvoll Soldaten für Buea hatten, so war eine Verteidigung gar nicht beabsichtigt; die wenigen Soldaten sollten nur den Anmarsch des Feindes erschweren und sich dann zurückziehen, um andere Truppenteile zu verstärken. Dieser Plan gelang auch insoweit, als unsere wenigen Leute — es sollen 150 bis 200 gewesen sein — den Feind durch ein zwei- stündiges Gefecht aufhielten. Am 15. November rückte der Feind in Buea ein. Unsere Sonntag- morgenversammlung war gerade beendet, da kamen die Schüler gelaufen: „Die Engländer kommen!“ In der Annahme, daß ihnen bereits ein Unterhändler mit weißer Fahne entgegen- gegangen sei, traten wir an den Grenzzaun unseres Missionsgrundstückes, das gerade am Eingang von Buca liegt, um den Einmarsch mitanzusehen. Da lag ein Vortrupp von etwa 100 schwarzen Soldaten, 10 Schritt von uns entfernt, mit aufgepflanztem Bajonett und zum Platzen gefüllten Patronentaschen. Missionar Bender wechselte einige Worte mit dem Offizier, dann kehrten wir ins Missionshaus zurück. Bald dar- auf kam ein Offizier mit einigen Soldaten, um das ganze Grundstück genau abzusuchen. Er fragte auch die Eingeborenen, ob wir nicht deutsche Soldaten im Hause versteckt hätten. Nach ihm kam der ganze Vortrupp und warf sich — auf dem Missionsgrundstück — gegenüber einer Schlucht schußbereit nieder, weil er einen Hinter- halt fürchtete. Unser Missionshaus wurde um- zingelt, damit wir keine Nachricht geben konnten. Während dieser Zeit zog die Haupttruppe in Buca ein. Der Kommandant war sprachlos, als