V71 20 Bodengestaltung, Bewachsung und Tierwelt des Bezirks. Die Oberfläche des Bezirks ist ein von Süd- osten aus einer Mcereshöhe von etwa 850 m nach Nordwesten auf etwa 350 m allmählich ab- fallendes Plateau, das durch mehrere im Westen des Bezirks von Süden nach Norden, im Osten des Bezirks von Südosten nach Nordwesten strö- mende Flüsse in Felder geteilt ist. Diese Flüsse nehmen ihrerseits wieder eine Unzahl von Neben- flüssen und deren kleinen Zuflüssen in sich auf. Dieses ganze dem Geäder eines Lindenblattes gleichende Flußisystem zerfurcht die leicht geneigte Fläche des Plateaus mit seinen tief und steil ein- geschnittenen Tälern und erschwert jeden nicht der Wassorscheide zwischen zwei Flüssen folgenden Ver- kehr auf das äußerste. Die Wasserläufe sind von verschieden breiten Galeriewäldern umsäumt, die ihrem Baumbestand nach eine Mittelstufe zwischen dom tropischen Urwald Zentralafrikas und dem lichten Wald Katangas bilden, jedoch im Westen und Norden des Bezirks mit dem hohen Baum- wuchs, dem dichten Unterholz und den zahlreichen Lianen mehr dem ersteren ähneln. Die zwischen diesen Galeriewäldern liegenden Plateaus sind Gras= und Baumsteppve. Letztere überwiegt daher im Bezirk bei weitem, doch gibt es im Bezirk auch zusammenhängende MWälder von einer Aus- dehnung von mehreren Tagemärschen, so die großen Wälder südlich Lnebo und zwischen dem Lubudi und Masongoma. Sehr zutreffend ver- gleicht daher schon Wissmann (in „Meine zweite Durchquerung Agquatorialafrikas“, S. 322) das Bild dieser Gegend aus der Vogelperspektive mit einem dunkelgeäderten Marmor mit einigen dunkleren Flecken. Der Boden der Plateaus bestoht aus Laterit oder Sand, steiniges Gelände habe ich nur im a#anßersten Osten des Bezirks am Lubi beobachtet. Die Täler haben teilweise tiefgründige Oumus- schichten, teilweise tritt das Grundgestein, ein grauer und roter Granit, in schroffen Formen zutage. Sämtliche größeren Wasserläufe sind auf etwa 5° 30“ südlicher Breite durch Wasserfälle oder eine Serie von Schnellen unterbrochen. Eine Ausnahme bildet nur der Loange. Die Folge ist, daß die Strömung aller Wasserläufe unter- halb jener Linie wesentlich gemildert und ver- hältnismäßig gering ist, während gerade bei dem sonst am weitesten stromauf schiffbaren Loange die bis zu seiner Mündung in den Kasai anhaltende starke Strömung ein erhebliches Hindernis für die Schiffahrt mit kleinen Dampf= oder Motorboten bildet. Auffallend gering ist die Menge des vor- handenen Mildes, wohl eine Folge der großen Jagdleidenschaft der zahlreichen Bevölkerung. Elefanten sind selten, Flußpferde und Krokodile finden sich an verschiedenen Stellen, namentlich noch am Unterlauf des Kasai, doch ist von ihrem überaus zahlreichen Vorkommen, von dem die ersten Besucher dieser Gegend berichten, nichts mehr zu bemerken. Leoparden finden sich ver- hältnismäßig zahlreich in den dichter bevölkerten Gegenden, in denen das zahlreiche Kleinvieh ihnen die Nahrung liefert; Löwen gibt es nur im Osten des Bezirks, doch sind sie hier zu Zeiten schon zu einer Landplage geworden. Die von Wissmann so sehr zahlreich festgestellten Gift- schlangen wurden nur ganz ausnahmsweise beob- achtet. Auffallend gering ist auch die Zahl der Insekten, insbesondere auch der Anophelesmücken und der Glossinen, ein nicht zu unterschätzender Faktor für die gesundheitlichen Verhältnisse des Bezirks. Ob ein Zusammenhang zwischen dem Fehlen des Wildes und dem der Glossinen anzu- nehmen ist, mag dahingestellt bleiben. Die Bevölkerung des Bezirks. Die weiße Bevölkerung des Bezirks betrug am 1. Januar 1914: 162 Seelen. Davon waren 134 Männer, 20 Frauen und 8 Kinder. Von den Kindern gehörten 7 einer Familie an, die inzwischen den Bezirk verlassen hat. Von dieser Bevölkerung waren 44 Beamte des Staats oder Truppenangehörige und deren Frauen und Kinder, 47 Missionare und Missionarinnen oder Schwestern, 42 Kaufleute und deren Frauen und 29 Industrielle. Letztere sind auf Rechnung der Leverschen Unternehmung in Brabanta, der Diamantenausbente der „Forminière“ in Tshikapa und der Trassierungserpedition der Bahn „Bas- congo-Katanga“ zu setzen. Ihrer Nationalität nach waren 93 Belgier, 38 Engländer und Amerikaner, 15 Portugiesen, der Rest gehörte andern Nationen an. Deutsche gab es im Bezirk nur zwei"). Es starben insgesamt 4 Angehörige der weißen Rasse oder 2,5%. Der Gesundheits- zustand war also verhältnismäßig gut. — Für die Mischlinge fehlte es an genauen Angaben: in der katholischen Mission St. Joseph befanden sich 30, die von der Mission in Pflege genommen waren. Die Zahl der Europäer dürfte inzwischen eine gewisse Verschiebung erhalten haben und später noch weiter erhalten: die Zahl der Kauf- leute dürfte infolge der Kautschukkrise sich ver- mindern, die Zahl der Industriellen infolge der Ausdehnung der Arbeiten der oben genannten drei großen Gesellschaften zunehmen. “] Die Zahlen sind nicht absolm zuverlässig. da für cinzelne Teile des Bezirts nur Schäuungen vorlagen. )*