W 80 20 Schüler in der Wahl ihres Berufs frei seien und naturgemäß auch der Regierung oder privaten Unternehmungen für deren Zwecke zur Verfügung ständen. Ein arabischer Einfluß besteht im ganzen Bezirk bisher noch nicht, selbst arabische Händler haben sich hier noch nicht betätigt. Landwirtschaft, Fischerei und Jagd. Das Gouvernement hat im Bezirk eine land- wirtschaftliche Station in Miau, 42 km südlich Luluaburg am Ufer des gleichnamigen Flusses gegründet. Die Station liegt auf etwa 600 m Meereshöhe; sie ist mit Luluaburg durch eine sogenannte route carossable= verbunden, die auf der Wasserscheide zwischen Miau und Lulua entlang führt und tatsächlich auch befahrbar sein soll. Die Station teilt das Schicksal so mancher anderen Station im Belgischen Kongo: Sie wurde erst im Jahre 1912 gegründet, indem die beiden früher im alten Kasaibezirk in Lusambo und Lulua- burg bestehenden landwirtschaftlichen Stationen nach hier zusammengelegt wurden. Doch schon jetzt steht eine erneute Verlegung in Frage. Zwar find die Weide= und Wasserverhältnisse in Miau verhältnismäßig gut und das Klima scheint frischer als in Luluaburg — meteorologische Beobachtungen sind noch nicht gemacht —, aber es findet sich auch in den Galeriewäldern des Flusses die Glossina palpalis (angeblich nicht die morsitans), und im Jahre 1913 hat die Station etwa ein Drittel ihres Rindviehbestandes, insgesamt 150 Haupt, verloren. Bei 70 Tieren wurde hierbei Tripanose als Todesursache festgestellt. Seit Be- ginn des Jahres 1914 sollen die Gesundheits- verhältnisse des Rindviehs wieder normal sein, die Sterblichkeit soll nicht mehr wie 1 bis 2 v. H. pro Monat betragen. Der Viehbestand der Station betrug im Sommer 1914 1. etwa 300 Haupt Rindvieh, 2. 15 aus Italien eingeführte Esel, 3. 8 Pferde, davon 2 aus Dakar, die übrigen aus dem Oubangui, 4. ein Bulle der rotweißen flämischen Rasse aus Belgien; seine ersten Nachkommen wurden zum Oktober 1914 erwartet, 5. 110 Schafe, 6. 26 Ziegen. Schafe und Ziegen kommen augenscheinlich schlechter auf der Station fort, als sie bei den Eingeborenen selbst zu gedeihen pflegen. Der Grund scheint der zu sein, daß sie bei den Ein- geborenen als Haustiere im eigentlichsten Sinne des Wortes gehalten werden und die von der Tafel der Eingeborenen abfallenden Speisereste: Maniok, Mais, Hirse usw. als Kraftfutterzugabe verzehren, während sie auf der Station lediglich auf den Weidegang angewiesen sind. Die Haltung der Schafe und Ziegen soll daher auf der Station aufgegeben werden. Die Station verfolgt folgende Ziele: 1. sie will die Eingeborenen mehr für die Viehzucht interessieren, 2. unter ihnen die Viehzucht mehr verbreiten und die vorhandenen Bestände verbessern, 3. den Missionen für ihre Viehzucht unent- geltlich Vieh liefern, 4. außerdem einige Kulturversuche anstellen. Zur Zeit werden auf der Station Versuche mit Mais, Maniok, Sojabohnen, Teosinth (7) und Panicum angestellt. Man hat auch schon Ver- suche mit dem Anbau von Weizen gemacht, doch bisher ohne besonderen Erfolg. Auch Baumwolle ist in kleinem Maßstabe versuchsweise angepflanzt worden. Die Faser war sehr schön weiß, doch war der Stapel kurz und nicht sehr fest. Der Boden des Bezirks, der entweder sehr lehmig oder aber leichter Sandboden ist, würde sich vielleicht auch zum Anbau der Erdnuß in größerem Stil eignen, doch sind eingehende Untersuchungen hierüber noch nicht angestellt. Der landwirtschaftliche Dienst des Bezirks um- faßt zur Zeit drei Personen: 1. den Bezirkslandwirt, der hauptsächlich die Kulturen der Eingeborenen zu studieren und auf deren Verbesserung und Ausbreitung hinzu- arbeiten hat, 2. unter ihm den Bezirkstierarzt, der den Gesundheitszustand der Tiere auf der Station Miau zu überwachen, die Tierkrankheiten zu studieren und auf Verbesserung der Züchtung der Eingeborenen zu sehen hat; beide Beamte sind für die beiden Bezirke Kasai und Sankuru zu- ständig, 3. den Leiter der Station Mian. Andere Viehzuchtstationen oder Pflanzungen des Gouvernements existieren im Bezirk nicht, will man nicht die kleinen Kaffeepflanzungen und Obstgärten, die sich bei einzelnen Stationen finden, hierher rechnen. Doch sind diese un- bedeutend, da das Interesse der Beamten für den Anbau von Fruchtbäumen im allgemeinen gering ist. Die Missionen unterhalten Rindvieh- herden für den eigenen Butter= und Milchbedarf. Die Herde der katholischen Mission in Hemptinne zählte 85 Haupt, insgesamt besaß die katholische