W 104 20 bemerkt zu werden, konnten jedoch auch ihrerseits das Feuer nicht eröffnen. Bei eintretender Klarheit begann die Beschießung. Die Engländer rich- teten das Feuer nicht gegen die Forts (1), sondern fast ausschließlich gegen den inneren Hafen, weil ihnen von dort das Vorhandensein geflüchteter deutscher Handelsschiffe gemeldet worden war. Ihre Granaten beschädigten auch tatsächlich mehrere Kauffahrer, nicht nur deutscher, sondern auch holländischer, portugiesischer und südamerikanischer Nationalität. Die Stadt litt beträchtlichen Schaden, alle im Hafen liegenden Schiffe wurden dienst- untauglich gemacht, 14 Europäer und 20 Ein- geborene wurden gefangen genommen. Die Ver- luste der Engländer betrugen 1 Toten und 12 Verwundete. Abgesehen von der Richtigkeit der Tatsache der Beschießung selbst, ist der übrige Inhalt dieser englischen Meldung, wie wir jetzt wissen, irre- führend, ja zum großen Teil direkt unwahr. Am meisten fällt dabei auf, daß auch das Datum der Beschießung gefälscht ist; eine Untersuchung der Gründe dafür würde hier zu weit führen. Der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika meldet darüber folgendes:') „Am 28. November, 5 Uhr nachmittags, erschienen auf der Außenreede vor Daressalam zwei englische Kriegsschiffe, die später als das Schlachtschiff „Goliath“ und der Kreuzer „Fox“, sowie zwei andere Schiffe, die als die von den Engländern gekaperten Schlepper der Ostafrika-Linie „Hellmuth“ und „Kadett“ erkannt wurden. Einer der letzteren suchte die Außen- reede nach Minen ab. Nach Verhandlungen unter Parlamentärflagge wurde den Engländern die Einfahrt einer Pinasse in den Hafen zu dem Zweck gestattet, sich davon zu überzeugen, daß die dort liegenden Dampfer der Deutschen Ostafrika- Linie nicht betriebsfähig seien. Unter Bruch der getroffenen Abrede ließen jedoch die Engländer eine weitere, mit Maschinengewehr bewaffnete Pinasse einfahren, legten sofort an den deutschen Dampfern an, nahmen an den Maschinen Sprengungen vor und machten Teile der Dampfer- besatzungen zu Gefangenen. Als nun auch noch eine dritte armierte Pinasse in den Hafen ein- fuhr, wurde unserseits mit einem Maschinen- gewehr das Feuer eröffnet. Darauf begannen die englischen Kriegsschiffe die Beschießung und richteten ihr Feuer in erster Linie auf das Gouverneurspalais, das vollkommen zerstört wurde, und auf die Umgegend der Hafeneinfahrt. Unter dem Schutze des Feuers der Schiffe gelang den Pinassen mit Verlusten die Wiederausfahrt aus dem Hafen, unter Mitnahme von 15 Europäern, einschließlich einer Wärterin, ferner 10 Arabern, *) In der Hauptsache bereits veröffentlicht. 8 Chinesen und 2 Indern der Besatzungen der Dampfer „Feldmarschall“ und „König“. Der übrigen Besatzung war es geglückt, vorher an Land zu flüchten. Die dritte Pinasse hatte, als sie beschossen wurde, Kehrt gemacht. Dem Schlepper „Hell- muth“ gelang der Durchbruch um 130 nachmittags mit zwei Rettungsbooten von den D. O. A. L.= Dampfern im Schlepp. Die dritte Pinasse brach um 430 nachmittags durch, ließ aber vor der Einfahrt zwei unserer Leichter und ein Boot im Stich. Die Beschießung dauerte bis 5 Uhr nach- mittags, worauf die Schiffe die Reede verließen und außer Sicht kamen. Das Schlachtschiff „Goliath“ (14000 t) schoß aus 30,5= und 15 cm- Geschützen. Abgegeben wurden etwa 200 Schuß. Soweit bekannt, sind keine Verluste an Menschen- leben entstanden. Der an den Maschinen der Schiffe durch die Sprengungen entstandene Schaden wird beim Dampfer „Feldmarschall“ auf 100 000, beim „König“ auf 150 000 . geschätzt. Unserseits wurden durch Leutnant Soeten und einige Askari auf dem „Feldmarschall“ der Leutnant Com- mander Patterson, zwei Leutnants und 8 Mann gefangen genommen. Am 29. November früh erschienen die gleichen Schiffe wieder vor Daressalam. Seitens des Kreuzers „Fox“ wurde ein Signal zum Senden eines Bootes gegeben und dann die weiße Flagge gehißt. Das Signal blieb unserseits mit Rücksicht auf den schweren Vertragsbruch der Engländer am Tage vorher unbeantwortet. Um 12 Uhr näherte sich „Kadett"“ mit weißer Flagge und dem Signal, ein Boot zu senden, fuhr aber nach vergeblichem Warten wieder zurück. „Fox“ wiederholte die weiße Flagge, und beide Kriegs- schiffe näherten sich. Um 210 nachmittags begann die erneute Beschießung, bie bis 440 nachmittags dauerte. Es wurden Salven gefeuert und 300 bis 400 Schuß abgegeben. Schwer beschädigt sind: Bezirksgericht, Kasino, Bank,. Usagara (Deutsch-ostafrikanische Gesellschaft), Kaiserhof, Vermessungsbureau, Eingeborenenschule, Brauerei, Bauamt und die Wohnungen Niemer, Heuer, Büttner, Heinrich und Morzelina. Im Rekrutendepot wurden mehrere Askariweiber ge- tötet und verwundet. Sonst sind, soweit bekannt, keine Verluste an Menschenleben entstanden. Um 520 nachmittags näherte sich wieder ein Schlepper unter weißer Flagge. Unserseits wurde keine Antwort gegeben. Schnee.“ Man vergleiche mit vorstehender amtlicher Meldung die Angaben des Reutertelegramms. Die Vorgänge vor der Beschießung verschweigt