W 119 20 Kaufleute, die sich in ihren Faktoreien aupfhielten, gefangen. Leicht ist dem Feind die Eroberung der von ihm besetzten Plätze ja nicht gemacht worden; er hat recht bedeutende Verluste erlitten. Die Franzosen waren bis Gasa bei Baturi vorgerückt, von wo sie aber zurück mußten“. Schließlich schildert der gleiche Kaufmann die Lage an der Südküste — am 29. Januar d. Is. — wie folgt: „unsere Feinde kommen nicht recht voran; seie sitzen allerdings in Kribi mit 800 Senegalesen, wagen aber anscheinend nicht den Vormarsch. Ebenso ist Kampo besetzt; auch dorr kein Vormarsch ins Innere. Unsere Truppen beunruhigen täglich diese beiden Be- satzungen; Dehane soll noch in unserem Besitz sein.“ Im Südosten der Neukameruner Grenze hatte im Oktober 1914 die Abteilung Heigelin bedeutende Erfolge zu ver- zeichnen. Sie war durch 123 Gewehre ver- stärkt worden, mit denen Bezirksamtmann Eltester von Ukoko nach Ojem, wahrscheinlich durch das spanische Munigebiet, durchgekommen ist. Darauf unternahm von Heigelin Ende Oktober mit etwa 500 Gewehren einen Vorstoß auf französisches Gebiet nach Ebom am Mkam und warf die französische Besatzung unter erheblichen Verlusten nach Essone zurück. Er erbeutete in Mekumekoge am Mgwe größere Mengen Lebensmittel und zog sich darauf nörd- lich Abiane hinter den Wolö zurück. Noch Anfang Dezember 1914 ist Neukamerun südlich der Altkameruner Grenze vom Feinde frei gewesen. Daß im Zusammenhang mit der Ende Dezember erfolgten feindlichen Besetzung Kampos der Feind von Süden bzw. Südosten durch Neukamerun an die Altkameruner Grenze vorge- drungen ist, darüber liegen Nachrichten nicht vor, ist übrigens nach den genannten Privatnachrichten vom 29. Januar d. IJs. unwahrscheinlich. Der französische Kolonialminister hat Mitte Dezember im „Petit Parisien“ folgenden Plan der Eroberung Kameruns durch die vereinigten Engländer und Franzosen bekannt gegeben: „In Kamerun operieren drei Kolonnen, jede große Effektivbestände umfassend, gleichzeitig; die erste, stärkste, wird vom englischen General Dobell be- fehligt, besteht aus englischen, französischen Truppen; letztere aus Westafrika gekommen. Kolonne Dobell arbeitet an der Küste und bemächtigte sich hinter- einander der Städte Duala, Victoria. Die in der Nähe befindlichen Schiffe halfen dabei. Zweite Kolonne unter Kommando Generals Aymerich hatte Aufgabe, den Deutschen die bekannten An- tennen") wiederzunehmen, die ihnen nach Agadir geschlossenem französisch-deutschem Vertrag zugefallen waren. Hierbei entspannen sich äußerst heftige Kämpfe, bei denen belgische Truppen mit- halfen; verbündete Truppen nahmen Antennen und kämpfen jetzt Kamerun. Dritte Kolonne unter General Largeau besteht aus französischen Elementen aus Gegend des Tschad und Wadaiz; sie operiert zusammen mit einem starken englischen Kontingent von Nigeria. Sie bemächtigte sich Kusseris, wo eine erste Expedition Mißerfolg hatte. Die drei Kolonnen verfolgen jetzt das Werk der Eroberung Kameruns. Zu Beginn des Krieges begegneten sie großen Schwierigkeiten; Deutsche waren vorzüglich vorbereitet, hatten namentlich zahlreiche Mitrailleusen zur Verfügung. Die Operationen nehmen mit Methode Fortgang; die dort befindlichen Kräfte der Verbündeten find ausreichend.“ Werden an diesem Plan die militärischen Operationen der Feinde, wie sie aus den bis heute vorliegenden amtlichen und privaten Meldungen hervorgehen, gemessen, so ist das Er- gebnis folgendes: Die nördliche Heeresgruppe Largeau hat Kusseri genommen und bedroht die Gebiete von Mora und Garua. Die Heeresgruppe Dobell an der Küste hat in Mittelkamerun Rio del Rey, Victoria, Duala, Buea und Johann-Albrechts-Höhe besetzt und die Grenze zwischen Urwaldgebiet und Grasland beim Endpunkt der Nordbahn erreicht, auch südlich von Duala Edea und die Küstenplätze Kribi, Kampo und Ukoko eingenommen; sie hat damit die ganze Küste im Besitz und die Zufuhr von See her abgeschnitten. Die östliche Heeresgruppe Aymerich hat im Osten mit ihrem rechten Flügel den Ssanga- und Ubangi-Zipfel erobert und hat die Alt- kameruner Grenze gegen den Kadêi und Dume- Fluß überschritten, steht aber im Südosten mit ihrem linken Flügel noch an den Grenzgebieten von Neukamerun und Französisch -Aaquatorial- Afrika. Die unter wechselndem Waffenglück errungenen Einzelerfolge der vereinigten Engländer und Fran— zosen sind auch als Fortschritt im ganzen anzu— erkennen. Ein Teil der Peripherie Kameruns im Innern und die Küste ist in der Gewalt des Feindes und teilweise von ihm überschritten, der andere Teil der Peripherie unmittelbar bedroht. Dieses Resultat konnte in Anbetracht der bis- herigen Dauer des Krieges und bei der er- drückenden Übermacht des Feindes an — — *) Gemeint sind die Ssanga= und der Ubangi- Zipfel in Neukamerun. (NR. K. A.)