127 ꝛ Einige Aufklärer unter Führung eines Kapi— täns beschießen auf 1800 Yards einen Eisenbahn— zug und 50 Reiter, erzielen hierbei die Glanz- leistung von fünf Toten, werden dann aber plötz- lich von dem außerdem noch zurückgegangenen Gegner auf 70 Dards beschossen, der auf diese gewaltige Entfernung nur zwei Verwundete erzielt, worauf man sich natürlich zurückzieht. Merk- wücdigerweise läßt während des Vorfalls die in Garub befindliche Hauptabteilung gar nichts von sich hören, tat auch anscheinend nachher nichts. Man erfährt auch nichts darüber, ob die Truppen Dewes in Garub blieben oder nun auf Aus weiter vorrückten — wo doch der Feind festge- stellt war —, oder was sonst geschah. Die Wahr- heit wird wohl die sein, daß ebenso wie am 16. Dezember v. Is. die Engländer an dieser Stelle wieder einen Mißerfolg aufzuweisen hatten. Im Anschluß daran meldet Reuter dann noch, daß die Deutschen die Bahnlinie zwischen Garub und Aus an mehr als hundert Stellen mit Dynamit gesprengt hätten. Aus allem geht hervor, daß also bis jetzt die englisch-südafrikanischen Truppen, trotz ihrer angeblichen dortigen Stärke von mehreren tausend Mann, noch nicht über die nähere Umgebung von Lüderitz- bucht hinaus vorgedrungen sind. Über die Ereignisse in Swakopmund, dem Ausgangspunkt der Bahn nach Karibib—Windhuk wäre folgendes zu berichten: Am 21. Oktober v. Is. erschien, wie hier erst Mitte Januar auf Umwegen amtlich bekannt geworden ist, von Walfischbay aus der englische Hilfskreuzer „Kinfauns Castle“ auf der Reede von Swakopmund und beschoß diese gänzlich un- verteidigte und unbefestigte Stadt, nach- dem der Kommandant des Kreuzers schon mehr- fach mit der Beschießung gedroht hatte. Was die Veranlassung hierzu geboten hat, ist nicht bekannt. Ebensowenig liegt ein Grund zu der Annahme vor, daß ein Irrtum im Datum vorliegen köonnte. Wenn Reuter sich darauf aus Kapstadt melden läßt, daß nach einer deutschen Erklärung Swakopmund am 24. November be- schossen worden sei, und daran die Bemerkung des Londoner Oberbefehlshabers Simons knünpft, daß die Beschießung die Strafe für den seitens einer deutschen Abteilung am gleichen Tage aus- geführten Überfall auf Walfischbay sei, so muß man dies als irreführend bezeichnen. Der Mitteilung lag wohl nur der Zweck zugrunde, einen Grund für die völkerrechtswidrige Tat zu konstruieren. Möglich ist es ja immerhin, daß am 24. November eine nochmalige Beschießung stattgefunden hat, von der hier noch nichts be- kannt ist. Außer Lüderitzbucht haben sich die Engländer auch Swakopmund und Walfischbay als Ope- rationsbasis für ihr Vordringen in Südwestafrika ausersehen. Weihnachten vorigen Jahres landeten sie in Walfischbay eine starke Abteilung südafrikanischer Truppen und begannen alsbald von hier aus eine Bahnlinie nach Norden zum Anschluß an die Bahn Swakopmund — Windhuk zu legen. Gleichzeitig schoben sie Truppen vor, die am 14. Januar in Swakopmund einzogen, ohne Widerstand zu finden. Die Stadt war fast völlig verlassen, die Gebäude unbeschädigt (Beschießung vom 21. Oktober 19147), aber die Trinkwasser- vorrichtung, die elektrische Zentrale, die Krahne am Pier, die Kabelstation und die Telegraphen- leitungen waren sämtlich zerstört. JFast alle Lebensmittel waren nach dem Inneren des Landes geschafft worden. Anscheinend waren deutscherseits auf dem Anmarschwege des Feindes Tretminen gelegt worden; denn die englischen Berichte sprechen von einer Explosion von Landminen südlich Swakop- mund, wobei zwei Mann getötet, einer ver- wundet worden seien. Am 8. Januar soll dann eine Kavallerie-Abteilung von Walfischbay aus in südöstlicher Richtung, etwa 35 km weit, bis Ururas vorgeritten aber zurückgekehrt sein, ohne von den Deutschen etwas gesehen zu haben. Eine andere Abteilung, die etwa anfangs Februar auf Nonidas, 12 km östlich Swakopmund, an der Bahnlinie vorrückte, soll auf deutsche Streitkräfte gestoßen sein, die sofort einen Angriff auf die englischen Vorposten (soll wohl „Vortruppen“ heißen) eröffneten, von denen zwei Mann fieelen. Der Feind habe sich dann zurückgezogen und einen Gefangenen in englischen Händen gelassen. Der Erkundungsvorstoß habe äußerst wertvolle Informationen ergeben. Am 22. Februar scheint es dann wieder bei Nonidas und Goanikontes, etwa 30 km östlich Swakopmund, zu Zusammenstößen ge- kommen zu sein. Aus den vorliegenden Meldungen geht nicht klar hervor, wer der Angreifer auf diese beiden Plätze war, die nach der einen Lesart noch von den Deutschen, nach der anderen schon von den Engländern be- setzt waren. Reuter meldet jedenfalls, daß die Deutschen Verluste von fünf Gefangenen und einen Verwundeten hatten, während die der Eng- länder unbekannt seien (1). Schon in unserer letzten Veröffentlichung wurde erwähnt, daß es nach portugiesischen Meldungen im nördlichen Grenzgebiet zu kriegerischen Zusammenstößen zwischen unserer Schutztruppe