G 135 20 geben, zumal bewaffnete Kräfte zum Schutze der Reserve-Funkenstation und des Gouvernements an verschiedenen Stellen nicht vorhanden waren. Ein geeigneter Platz wurde etwa 3 km südlich des oben genannten Platzes auf einer Bodenwelle von etwa 180 m über Meereshöhe im Urwalde gefunden. Ein Fußpfad dahin wurde aus- geschlagen und der Bau einiger Buschhäuser be- gonnen. Mein Wunsch wäre gewesen, den Gouvernementssitz jenseit des Kerawats in die Bainingberge zu verlegen. Der einzige Beamte, welcher die Baininggegend, die Bewohner und die Verpflegungsverhältnisse kannte, nämlich der Stationsleiter Adelmann in Herbertshöhe, war aber krank. Kein anderer war in der Lage, Weg und Steg zu finden und mit den noch gänzlich kulturfremden Bainings Verbindungen anzu- knüpfen. Es ist auch erörtert worden, mit dem Gou- vernementsdampfer „Komet“ den Kaiserin-Augusta- fluß hinaufzufahren und an einer geeigneten Stelle im kleinen Kreise ein Lager zu beziehen. Der Plan ist aber verworfen worden, weil der Auszug eine zu unvermittelte Preisgabe des bisherigen Verwaltungszentrums und, wie die Verhältnisse lagen, eine vollständige und vor- zeitige Eliminierung des Gouverneurs aus der Verwaltung bedeutet hätte. Die Funkenstation auf „Komet“ reichte nicht bis Bitapaka. Etwa 3 km nordwärts des Platzes für die Reserve-Funkenstation, am Rande des Ur- waldes, liegt im Tieflande ein Häuptlingsdorf. Dieser Platz, von zahlreichen alten Eingeborenen- pflanzungen umgeben, sollte als Sammelplatz für Ochsenwagen, Pferde, Proviant und als letzter Sammelpunkt für die bewaffnete Macht dienen. Das Erholungsheim in Toma war telephonisch mit Herbertshöhe und des weiteren mit Rabaul und Bitapaka verbunden. Eine neue Telephon- leitung wurde von Toma über Tobera nach Bi- tapaka gelegt. Schließlich wurde auch noch eine Telephonleitung von Toma über Wunadidir und die Taulil-Niederung nach den 3 oben genannten Plätzen hergestellt. Entwicklung der Dinge. In der zweiten Hälfte des August und im Anfang September konnte Schiffsverkehr von und nach Rabaul ungehindert stattfinden. Die kleinen Dampfer der Neu Guinea Co. „Madang“ und „Siar“ sowie die Dampfbarkasse des Bezirksamts Kaewieng „Nusa“ haben daher einzelne Fahrten, vornehmlich im Bismarckarchipel, ausführen konnen. „Siar“ fuhr Ende August mit dem Administrator der Neu Guinea Co. Täuffert an Bord nach Holländisch-Neuguinea. Der Ge- nannte wollte sich von dort nach Niederländisch- Indien begeben, um Nahrungsmittel für das Schutzgebiet zu beschaffen. Anfangs September trat auch ein Beamter der Hamburgischen Südsee- Aktiengesellschaft mit Motorschoner eine Reise zu gleichem Zwecke an. Die bei meiner Landung in Rabaul in der Dienstwohnung des Gouverneurs untergebrachten Engländer wurden auf Anordnung des Bezirks- amtmanns in Rabaul nach der Nord-Baining-= küste gebracht, um in dem Hause des Farmers Batze untergebracht und bewacht zu werden. Es waren das der Schwiegervater des Kapitäns Möller vom „Komet"“, britischer Generalleutnant Wylde, der frühere britische Konsul Jolley, dem bei Ausbruch des Krieges die Ausübung seiner Funktionen untersagt war, und eine Anzahl Pflanzer, Kaufleute und kaufmännische Angestellte, im ganzen 7 Personen. Ich erfuhr von den getroffenen Maßnahmen durch Frau Möller, welche ihren Vater reklamierte, und gab letzteren gegen Parole sofort frei. Auf ihren Antrag habe ich dann auch die anderen Engländer auf Parole nach Rabaul entlassen. Der frühere britische Konsul Jolley wollte indes sein Wort nur geben, wenn ihm der Aufenthalt auf seiner Pflanzung am Weberhafen gestattet würde. Das war un- möglich, weil gerade im Hinterlande des Weber- hafens unsere Vorbereitungen gegen einen etwaigen Angriff ausgeführt werden mußten. Ich ließ ihn daher nach Kaewieng bringen mit dem Auftrage an den Bezirksamtmann, ihn gut unterzubringen und auf Kosten des Schutzgebietes gut zu ver- pflegen. Was den Funken-Telegraphenverkehr an- geht, so war Jap seit dem 12. August nicht mehr zu hören. Indessen kamen noch Zeitungsnachrichten über den Krieg von Samoa über Nauru. Von Anfang September ab wurde Samoa nicht mehr gehört. Von Nauru kam noch die Nachricht, daß sämtliche Engländer, 47 an der Zahl, nach Ocean Island abgereist seien. Dann schwieg etwa seit dem 8. September auch Nauru. Die Nahrungsversorgung der Europäer war in allen Teilen des alten Schutzgebiets aus- reichend. Es mangelte nur an Mehl und Salz. Indessen war allenthalben nur wenig Reis für die Farbigen vorhanden. Auf der Gazelle-Halbinsel konnte man sich trotz außergewöhnlicher Dürre mit Eingeborenen-Nahrungsmitteln behelfen. Aber in Neu-Mectlenburg herrschte unter den eingeborenen Pflanzungsarbeitern bittere Not. Am Gouvernementssitz in Toma war frische Stimmung. Es wurde ausgiebig und mit Lust und Liebe gearbeitet. In Bitapaka war es dem Oberingenieur Kleinschmidt gelungen, bis zum 4. September die eine Hälfte der definitiven MWaschinenanlage zu vollenden. Die für die