142 20 dem Komethafen an der Nordküste von Neu- Pommern gefahren, war morgens auf 400 m an das ganz unbewachte Schiff herangefahren und hatte „Komet“ in Besitz genommen. Um Mitte Oktober traf der Administrator der Neu-Guinea Co. Täuffert wieder in Rabaul ein. Er hatte mit der „Siar“ Proviant auf die ver- schiedenen Stationen der Gesellschaft gebracht und den Dampfer dann versteckt. Um die gleiche Zeit teilte der Stabs- major Heritage mir mit, daß beschlossen worden sei, mich nunmehr nach Australien zu deportieren. Die Abfahrt von Rabaul er- folgte am 17. Oktober mit „Komet“, der, mit Geschützen ausgerüstet, unter der britischen Kriegs- flagge fuhr. Das Schiff lag am 22. und 23. Ok- tober in Cairns und langte am 29. Oktober in Sydney an. Sydney, den 30. Oktober 1914. Haber, Geheimer Oberregierungsrat.“ Über die Vorgänge im Schutzgebiet nach Ab- reise des stellvertretenden Gouverneurs ist noch folgendes bekannt geworden: Die Verwaltungs- geschäfte werden seitdem von der militärischen Okkupationstruppe weitergeführt. Zum obersten Beamten mit dem Titel „Administrator“ ist der Oberst Holmes von der australischen Armee ernannt worden. Wie bereits aus den über- gabebedingungen hervorgeht, werden Verwaltung und Rechtsprechung nach deutschem Recht weiter- geführt. Ein Teil der deutschen Beamten ist zu- nächst auf die Dauer von drei Monaten in beratender Eigenschaft zur Verfügung der austra- lischen Offiziere geblieben, und zwar das ärzt- liche Personal, bestehend aus den Regierungs- ärzten Dr. Wick und Dr. Kersten, sowie Se- kretär Grundler als Kassen= und Abrechnungs- beamter, Sekretär Schulz für die Zollangelegen- heiten, Sekretär Weller für das Postamt in Rabaul und Otto Hoheisel für dasjenige in Herbertshöhe, Dr. Bredemann für den bota- nischen Garten und endlich für das Vermessungs- wesen der Landmesser Georg Becke und der Vermessungsgehilfe Kohler in Herbertshöhe. Die richterlichen Geschäfte sind dem Haupt- mann Manning, welcher in seinem Ziovilberuf australischer Advokat ist, übertragen worden. Ihm zur Seite stehen vorläufig der bisherige Kaiser- liche Bezirksrichter Weber und der Gerichts- schreiber Grumbach. Da es im deutschen Inter- esse erwünscht ist, daß die Vorgänge unter der australischen militärischen Verwaltung nicht unbe- kannt bleiben, so ist es nur zu begrüßen, daß die erwähnten Beamten sich bereit finden ließen, unter derartig schwierigen Verhältnissen vorläufig im Dienst zu bleiben. Leider verlautet, daß sie inzwischen aus besonderen Gründen ihre Funk- tionen eingestellt haben. Nach Anordnung des britischen militärischen Administrators sind sämtliche Zollager überholt worden, alle rückständigen Zolldeklarationen und Anmeldungen für Zollrückvergütungen mußten sofort eingereicht werden. Auch wurde die so- fortige Begleichung aller Zollgefälle, auch soweit sie von der deutschen Regierung bisher gestundet waren, verlangt. Gegen diese Maß- nahme ist selbstverständlich von den deutschen Firmen Protest eingelegt worden, und es sind nach den vorliegenden Berichten Verhandlungen im Gange, um eine Vereinbarung zu erzielen, durch die der englischen Regierung durch Ein- tragung einer Hypothek auf die Ländereien Sicherheit für die Zollschulden gewährt werden soll. Ob diese Verhandlungen zu einem be- friedigenden Abschluß geführt haben, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Die Steuern werden gleichfalls nach den bisherigen Bestim- mungen erhoben, doch ist nach dem hier inzwischen eingegangenen englischen Amtsblatt Nr. 2 die Umsatzsteuer etwas erhöht worden. Der Gebrauch der deutschen Sprache in amtlichen Eingaben ist inzwischen durch Verfügung vom 15. Oktober v. Is. verboten worden. Von den Maßnahmen der englischen Verwal- tung ist weiter zu erwähnen die Einrichtung eines Land= und Vermessungsdepartements sowie eines Departements für die öffentlichen Arbeiten. In dem hier vorliegenden ersten englischen Amtsblatt vom 15. Oktober 1914 ist weiter erwähnt, daß mit der Regierungskasse eine Sparkasse ver- bunden worden ist, und daß Maßnahmen ge- troffen worden sind, um Bank= und Wechsel- geschäfte durch Vermittlung der „Commonwealth Bank of Australia“ zu den gewöhnlichen Wechsel- kursen zu machen. " Zum Leiter des Postwesens hat die britische Verwaltung nach dem Amtsblatt Nr. 2 vom 1. November 1914 einen „Chief-Postmaster“ in Rabaul ernannt und auch für Herbertshöhe einen englischen Postmeister bestellt. Die deutschen Marken, die anscheinend weiter benutzt werden, haben englischen Aufdruck erhalten, bestehend aus den Anfangsbuchstaben des britischen Königs „G. R. J."“ und dem Wert der Marken nach englischer Währung. Drahtlose Stationen sind in Rabaul und Friedrich -Wilhelmshafen (Kaiser-Wilhelmsland) eingerichtet worden, die mit den australischen Stationen in Verbindung stehen. Sowohl für gewöhnliche Telegramme als auch für überseetelegramme zu halber Gebühr nach Rabaul und Friedrich-Wilhelmshafen gilt die entsprechende Worttaxe für Australien mit