144 20 Auseinandersetzungen mit England stattgefunden. Bezeichnend ist nun, daß nach den vorliegenden Nachrichten der zum Administrator des Schutz- gebiets ernannte Oberst Holmes der Schwieger- sohn eines der Inhaber der Firma Burns, Philp & Co. ist, und daß zwei von den Offizieren der Besatzungstruppen Sohn und Schwiegersohn des Herrn Holmes und Angestellte der betr. Firma find! Nachdem Neuguinea durch die Australier be- setzt war, importierte die Firma Burus, Philp & Co., die auch sofort wieder ihre Dampfer zwischen Australien und Neuguinea laufen ließ, alsbald eine Menge Proviant. Da indessen kurz nach Ausbruch des Krieges die Firmen noch eine Menge Reis und andere Waren aus Niederländisch-Indien bekommen hatten, so herrschte damals in der Kolonie kein Mangel an Lebensmitteln. Die Firmen wollten daher den Proviant nur unter bestimmten Bedingungen, darunter der Freigabe einiger Schiffe, nehmen. Daraufhin wurden die Firmen einfach gezwungen, Burns, Philp & Co. den Proviant zu dem von ihr festgesetzten Preis abzukaufen! Alle Vor- stellungen, daß sie für die Waren keine Ver- wendung hätten, blieben erfolglos. Die Regierung verlangte in schroffster Form die bedingungslose Ubernahme des Proviants, und nach anfänglichen Weigerungen mußten die Firmen gute Miene zum bösen Spiel machen. So wurde allein eine der Firmen gezwungen, 600 Kisten Dosenfleisch zu einem Preis zu nehmen, der rund 25 v. H. höher war, als ihn die Firma sonst für das betreffende Fleisch den Eingeborenen anrechnete. Der Leiter der Neuguinea-Kompagnie, Herr Täuffert, der in ziemlich unverblümter Weise gegen diese Be- handlung protestiert hatte, wurde kurzerhand als lästiger Ausländer aus dem Schutzgebiet aus- gewiesen und nach Sydney deportiert. Von den Außenbezirken des Bismarck- archipels liegen Nachrichten bisher nur spärlich vor; doch sind die verschiedenen Regierungsstationen inzwischen wohl sämtlich von den englischen Truppen besetzt worden. So wurden Käwieng (Bezirksamts- sitz in Nord-Neumecklenburg) am 17. Oktober, und Bougainville (Station Kieta) Ende Dezember von den feindlichen Streitkräften in Besitz genommen. Auch von Namatanai, dem Sitz der Regierungs- station Süd-Neumecklenburg, sind die Beamten und Ansiedler bis auf wenige Ausnahmen weg- gebracht worden. In Kaiser-Wilhelmsland ist, wie schon früher mitgeteilt wurde, zunächst Friedrich- Wilhelmshafen, der Sitz des Bezirksamts, von anstralischen Streitkräften besetzt worden. Am 22. September fuhr die Berrima, eskortiert von den Kriegsschiffen „Australia"“, „Montcalm“ und „Entcounter“ nach Friedrich Wilhelmshafen, kam dort am 24. September an und besetzte die Station ohne Widerstand. Der Bezirksamtmann war gerade auf Reisen im Innern abwesend. Die übrigen Beamten wurden gefangengenommen und auch nach Rabaul gebracht. Nach den weiter eingegangenen Nachrichten ist der Betrieb auf den Pflanzungen im Bezirk Friedrich-Wilhelmshafen sehr ge- stört worden. Wie in Rabaul, so haben auch hier die Truppen die Eingeborenen gegen die Deutschen aufgehetzt und ihnen erklärt, sie brauchten nicht mehr für die Deutschen zu arbeiten. Auch sei der Lohn, den sie erhielten, viel zu gering, die Engländer würden viel mehr bezahlen. Die Folge davon war, daß zahlreiche Eingeborene aus den Pflanzungen einfach weg- liefen. Angriffe auf Weiße scheinen nicht vor- gekommen zu sein, dagegen versuchten verschiedene Polizeisoldaten, wie dies auch früher schon in solchen Fällen beobachtet worden ist, Erpressungen an ihren eigenen Landsleuten. Das schlechte Beispiel, das auf diese Weise den Arbeitern in der Umgebung von Friedrich Wilhelmshafen ge- geben wurde, wirkte auch auf die näher ge- legenen übrigen Küstenplätze und Pflanzungs- betriebe, so daß hier überall empfindliche Störungen eintraten. Dagegen ist im Nordbezirk (Eitape), dank dem tatkräftigen Vorgehen des Stations- leiters Schmaus, alles ruhig geblieben, und dort wird auf den Pflanzungen ungestört weiter- gearbeitet. Aus dem Südbezirk, Morobe, liegen leider irgendwelche Nachrichten noch nicht vor. Ob diese Station von den Engländern besetzt worden ist, ist nicht bekannt. Dagegen sind inzwischen amtliche Berichte eingegangen, wonach auch Eitapé, das bis zum Dezember von den Eng- ländern ganz unbehelligt geblieben war, vom Feinde besetzt worden ist. Dort landete am 4. Dezember 1914 der australische Ortskomman= dant vor Friedrich-Wilhelmshafen auf dem Missionsdampfer „Gabriel“ mit 50 Mann und besetzte den Platz, ohne Widerstand zu finden. Die im Bezirk noch zurückgebliebenen Beamten hatten rechtzeitig von der Besetzung Nachricht erhalten und sich zurückgezogen. Zu essen war in Eitapé genügend vorhanden gewesen. Der Dampfer „Siar“" hatte anfangs Oktober für drei Monate Proviant von Nieder- ländisch-Indien mitgebracht gehabt. Der Gesund- heitszustand der Europäer war nach einem hier vorliegenden Bericht im Eitape-Bezirk bis zum 20. Oktober gut, desgleichen auch in Maron und auf den westlichen Inseln. Es war darin weiter erwähnt, daß von Dallmannhafen bis zum Angriffshafen auf den Pflanzungen und