W 157 20 Teile der Leiche in ihren Taro= und Sagobrei und verzehrt diese aparte Speise. Daß auf solchem Wege eine Dysenterie= oder Typhus-Epidemie geradezu deletäre Ausdehnung über den ganzen Bezirk erreichen muß, liegt auf der Hand. Dies war auch im Jahre 1912 der Fall, und an vielen Stellen wurden die Stätten der damals an der Ruhr ausgestorbenen oder wegen der Seuche verlassenen Dörfer gezeigt. Von den in Höhlen gelagerten Skelettknochen wurde eine große Menge, darunter auch ein paar Schädel gesammelt (Manus). Auch eine Serie von Spitzkopfschädeln gelang es zu erwerben (Luschanhafen). An diesem Material können genaue Messungen erst in der Heimat vor- genommen werden. Über die Messung an Lebenden berichtet die Anlage. Eine Sitte der Manusleute sei noch erwähnt: Manche Frauen fuhren abgekehrt und in große Matten gehüllt im Kanu an gewissen Männern vorbei. Uberall wurde gesagt, daß dies die Gläubigerinnen seien, denen von den Schwieger- söhnen noch nicht die 40 Faden Muschelgeld für die Tochter erlegt seien. Diese unheimlichen Mahnweiber machten den Eindruck leibhaftiger Erinnyen. (Beobachtet in Mbünai, Salällo und Ptüssi.) UÜber den hier überall bekannten kriegerischen Penismuscheltanz sei folgendes mitgeteilt: Der Tänzer trägt auf dem Rücken einen Feder- schmuck (Parang#ara), in der rechten Hand einen Obsidianspeer, in der linken häufig den Oberschenkelknochen seines Vaters oder Opnkels, um deren Kraft mit zu besitzen. Dazu klemmt er die Penismuschel auf das Glied. Die Muschel ist eine weiße Mana (Cypraea), die mit eingeritzten Ornamenten, Eidechsenmotiven u. a. m. verziert ist. Die Vorhaut wird in den Spalt eingelegt; eine künstliche Vergrößerung der Muschelöffnung findet nicht statt. Dann wird durch eine melkende Bewegung ein Teil der Eichel in das Innere gepreßt. Durch die nun erfolgende Stauung wird die Befestigung noch verstärkt. Der Tanz besteht im Anfang in wagerechten Bewegungen des Gesäßes, danach in senkrechten, den Coitus nachahmenden. Alle diese Bewegungen werden natürlich von dem am Ende beschwerten Penis am lebhaftesten ausgeführt. Am Schluß einer Tanzphase wird der Penis zwischen den Beinen nach hinten geworfen und durch Zusammenpressen der Oberschenkel zurückgehalten. Der Penis- muscheltanz wurde kinematographisch ausgenommen. Ein Gegenstück zu diesem Tanz bildet übrigens der Labientanz auf den Gardner Inseln. Dort tanzen die Weiber, wenn eine geboren hat, indem sie mit den Händen je eine Schamlippe ergreifen und zerren. überlieferung zu sein. Auf den Admiralitätsinseln wurde eine Reihe von Liedern textlich und phonographisch auf- genommen. Sie stammen von Pak, Labes, Mbünai. und Hus: Ein Regengesang, mehrere Totenklagen und Liebeslieder scheinen von alter Andere wieder betrafen nichtige alltägliche Handlungen und waren wohl in neuer Zeit bei irgendeiner Gelegenheit im- provisiert. Interessant ist, daß eine Reihe von Liedern die neuen Begriffe: Anwerbung auf einem Dampfer, Ankunft des Bezirksamtmanns, Ein- stellung eines Mannes in die Polizeitruppe und ähnliches, dichterisch festhalten. Wesentlich ist auch, daß die edle Dichtkunst kein Privileg des männlichen Geschlechts ist. Eine Frau in Mbünai hat zum Beispiel ein Lied auf ihren Bruder verfaßt, als er angeworben wurde. Bei dem Hersingen der Lieder fällt als typisch auf, daß eine kurze Melodie als Strophe sehr oft mit neuen Versen wiederholt wird, daß aber zwischen allen Strophen eine 5 bis 10 Se- kunden dauernde Pause peinlich gehalten wird. Bei Reproduktion solcher phonographischen Auf- nahmen waren die Momente des Wiedereinsetzens einer neuen Strophe stets das Signal zu einem frenetischen Jubel über diese „Nachäffung“. Die Trommelsprache ist in Manus un- vergleichlich differenzierter und weiter ausgebildet als in Neu-Pommern und Neu-Mecklenburg. Weit über fünfzig Signale wurden phonographisch aufgenommen. Eine Bearbeitung dieses Materials ebenso wie der Liederwalzen ist erst später möglich., Die Methoden des Fischfangs find ungeheuer mannigfaltig. Die Leute werfen mit Fischspeeren, sie angeln mit Eberzähnen oder Muschelhaken, haben Stülp= und Schwimmreusen aller Form und Größe für Fluß= und Meerfische, dreieckige Netze von 50 cm bis 6 m Basis. Sie fangen mit Fischdrachen vom Kanu aus und machen sich den anatomischen Bau des Fischgebisses, dessen Zähne nach hinten stehen, zunutze, indem sie als Köder eine starkklebrige Spindel nehmen, welche die Fischschnauze nicht mehr freigibt. Sie werfen auf zur Ebbe freiliegenden Riffen kleine Wälle auf, die das Wasser abfließen lassen, die verspäteten Fische jedoch zurückhalten. Sie fangen mit gleichem Prinzip bei Ebbe die Fische aus den im Seegrasboden erbauten komplizierten Irrgärten aus Bambusgeflecht. Endlich machen sie mit schweren großmaschigen Netzen Jagd auf die Seekuh. Bei der Sagogewinnung wird folgender- maßen verfahren: Nachdem der Palmenstamm umgelegt und auf- geschlagen ist, beginnt der erste Prozeß: das Aus- hauen des Markes „koälim“. Es geschieht mit