W 223 2 —--———————— Teeec# Der Krieg in den deutschen Schutzgebieten. Vierte Mitteilung. I1. Deutsch-Ostafrika. Nach den letzten hier eingetroffenen amtlichen Nachrichten aus dem Schutzgebiet, welche die Ereignisse bis zum 7. Februar d. Is. umfassen, kann die dortige Lage weiterhin als durch- aus günstig bezeichnet werden. Wiederum sind die englischen Versuche, in Deutsch-Ostafrika einzudringen, gänzlich gescheitert. Nur die dem Festland vorgelagerte Insel Masfia geriet nach tapferem Widerstand der kleinen Besatzung in die Hände der Feinde. Auf Grund des gesamten vorliegenden Nach- richtenmaterials, das auch fremdländischen, in erster Linie natürlich englischen Quellen entstammt, ergibt sich solgender Verlauf der Ereignisse: Nach den bei Tanga und am Longidoberg, nordwestlich des Kilimandscharo, am 3. bis 5. No- vember v. Is. erlittenen Niederlagen haben die Engländer bis Mitte Dezember anscheinend nichts gegen Deutsch-Ostafrika unternommen. Erst um diese Zeit begannen sie wieder mit Vorstößen, und zwar von Mombassa aus in Richtung Tanga. Der im „East African Standard“ (Nairobi) veröffentlichte amtliche englische Bericht vom 15. Januar d. Is. sagt hierüber: „Am 18. Dezember 1914 rückten wir gegen das Umbatal vor, um den Feind, der diesen Teil in bedeutendem Umfange seit einigen Monaten besetzt hielt, wieder über die Grenze zu treiben. Am Abend des 20. Dezember war dieser Zweck erreicht, und wir vervollständigten unseren Besitz am 22. Dezember, indem wir Posten am Südufer des Umba besetzten und Jassini im deutschen Gebiet nahmen. Kürzlich hat der Feind in dieser Gegend seine Tätigkeit wieder aufsgenommen, aber seine Anstrengungen waren ohne Erfolg, und wir hielten den Platz.“ Aus dem Bericht des Gouverneurs von Deutsch-Ostafrika geht nicht hervor, daß das an der Grenze gelegene Umbatal in „bedentendem“ Umfang besetzt war. Wäre das der Fall ge- wesen, so hätte sich das Vordringen der Engländer über die Grenze und ihre Besetzung von Jassini am 22. Dezember nicht ohne größere Kämpfe abgespielt. Davon spricht aber der englische Be- richt nicht, sondern nur von dem erreichten Zweck. Anscheinend haben bei dieser Gelegenheit, wie auch aus anderen englischen Quellen hervorgeht, nur Patrouillengefechte stattgefunden. Auch ein deutscher amtlicher Bericht von Anfang Januar d. Is. spricht von einem Patrouillen-- gefecht bei Wanga, wobei ein Schütze schwer verwundet wurde. In dem amtlichen englischen Bericht heißt es auch, daß die deutsche Truppe kürzlich ihre Tätig- keit in jener Gegend, jedoch ohne Erfolg, wieder aufgenommen habe. Hierauf bezieht sich auch ein in der in Beira (Portugiesisch-Ostafrika) erscheinen- den englischen Zeitung „Beira- Post“ veröffent- lichter Bericht vom 9. März, in dem es über die Ereignisse von Jassini heißt: „Diese (d. h. die englische Besatzung von Jassini) wurde am 12. Januar von etwa 300 Mann angegriffen, die jedoch zurückgeschlagen wurden.“ Das gleiche behaupten ein späterer amtlicher englischer Bericht im „East African Standard“ vom 20. Januar, sowie eine Mitteilung des englischen Pressebureaus vom 27. April d. Is. Der amtliche Bericht des Gouverneurs Dr. Schnee enthält hierüber nichts. Die Richtigkeit der eng- lischen Berichterstatmung muß daher vorläufig bezweifelt werden. Auf jeden Fall haben es die Engländer nicht gewagt, über Jassini hinaus nach Süden vor- zugehen. Sie kamen auch nicht dazu; denn am 18. Januar wurden sie deutscherseits dort an- gegriffen, in zweitägigem schweren Gefecht voll- kommen geschlagen und über die Grenze zurück- geworfen. Der bis jetzt vorliegende, nur kurze amtliche Bericht des Gonverneurs sagt hierüber fol- gendes: „In zweitägigem Gefecht am 18. und 19. Januar wurde starker Gegner bei Jassini geschlagen. Verlor 200 Tote; 4 Kompagnien gefangengenommen. Gesamtverlust wird etwa 700 Mann betragen. 350 Gewehre, 1 Maschinen- gewehr, 2 Reittiere, 60 000 Patronen erbentet." 1“