224 2□ Nähere Einzelheiten über das Gefecht sind noch nicht bekannt, aber hoffentlich bald zu er- warten. Erst nach Eintreffen der deutschen Meldungen wird man den englischen amtlichen Berichten entgegentreten können, welche zwar die eigene Niederlage zugeben, anderseits aber die amtliche deutsche Darstellung bezüglich der eng- lischen Verluste als unrichtig bezeichnen. Der Bericht des englischen Kriegsministeriums gibt nämlich die englischen Verluste auf insgesamt 280 Mann an, von denen 242, also zwei Kom- pagnien, gefangen worden seien. Dem entgegen werden im „East African Standard"“ die Verluste wie folgt angegeben: Tot 3 indische Offiziere, 35 Mann, verwundet. 4 europäische — " - .2 indische - 86 vermift 9 - - 239 — 18 Offiziere, 360 Mann. Ferner wird hier die Zahl der gefangenen Kompagnien auf drei angegeben nebst zwei weiteren englischen (also doch europäischen) Offizieren. Das englische Kriegsministerium scheint demnach nicht genügend unterrichtet worden zu sein. Sehr be- zeichnend ist es, daß das Zurückziehen der eng- lischen Truppen nach der Gegend von Mombassa mit den durch den Beginn der Regenzeit un- günstig gewordenen klimatischen Verhältnissen begründet wird. Der englischerseits über das Gefecht von Jassini im „East African Standard“ veröffent- lichte Bericht lautet: „Nairobi, den 20. Januar 1915. Schwere Gefechte fanden statt in der Nähe von Vanga an der Küste. Wie erinnerlich, trieben unsere Truppen im Dezember die deutschen Truppen aus dem Umbatal und errichteten Posten am Flusse entlang, sowie einen Vorposten in Jassini auf deutschem Gebiet. Kurz darauf griff der Feind Jasin an, wurde jedoch ohne große Schwierig- keiten wieder vertrieben. Am 18. Jannuar jedoch versammelte der Feind heimlich eine große Macht von beinahe 2000 Mann mit 6 Kanonen und 14 bis 16 Maschinengewehren und griff Jassini von neuem an. Er konnte eine starke Stellung erobern und schnitt unsern vorgeschobenen Posten von seinen Verstärkungen ab. Unsere Garnison in Jassini war nur klein, die Umbatal-Streitkräfte unter General Tighe griffen den Feind zweimal an, aber seine Stellung war so stark und seine Geschützüberlegenheit’) so hervorragend, zusammen. *) Im englischen Tert heißt es „kun power“. also „Geschütnzüberlegenheit“ und nicht „zun powder“ = „Pulver“, wie es in deutschen Zeitungen übersetzt worden war. (R. K. A.) daß beide Versuche, Jassini zu entsetzen, fehl- schlugen, obgleich unsere Truppen tapfer kämpften. Die Besatzung von Jassini verteidigte sich groß- artig, aber am Morgen des 19. war die Mu- nition verbraucht, so daß sich die Besatzung er- geben mußte. Der Feind erlitt schwere Verluste. Unsere Stellung am UmbasFlusse ist unverändert.“ Eine weitere ausführlichere Darstellung gibt das amtliche englische Pressebüro wie nach- stehend: „Obschon am 7.Oktober bei Gasi kräftig zurück- geschlagen, hielten die deutschen Streitkräfte sich auf britischem Gebiet nördlich des Umbaflusses. Es erschien daher angezeigt, in diesem Teile des Schutzgebietes ein Vorgehen einzuleiten, um deimt Feind aus britischem Gebiete zu vertreiben. Eine Kolonne von etwa 1800 Mann, bestehend aus Indern und afrikanischen Schützen (die gewöhn- liche Schutztruppe) mit Artillerie, wurde zu diesem Zwecke abgesandt. Am 2. Januar war der Feind über seine eigene Grenze zurückgeschlagen, und die britische Kolonne hatte sich mit Hilfe der Flottenstreitkräfte unter nur geringen Verlusten längst des Umbatales festgesetzt. Unsere Truppen besetzten wiederum den Ort Vanga, den die Deutschen seit Beginn der Feindseligkeiten inne- gehabt hatten, sowie einen vorgeschobenen Posten in Jassini, etwa 30 km innerhalb des feindlichen Gebietes. Diesen Posten hielten drei Kompagnien indischer Infanterie, im ganzen etwa 300 Mann. Am 12. Jannar griff eine beträchtliche deutsche Streitmacht Jassini an, wurde jedoch mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Nachdem die Deutschen darauf eine größere Streitmacht in Stärke von etwa 200“) Mann mit sechs Ge- schützen und zahlreichen Maschinengewehren zu- sammengezogen, griffen sie den Posten am 18. Januar an. Von dem Umbatale her taten die Truppen alles mögliche, um die Besatzung von Jassin zu entsetzen, was sich jedoch nicht rechtzeitig bewirken ließ, da am Morgen des 19. die Besatzung, die sich verschossen und ihren Befehlshaber, Obersten Ragbir Singh, verloren hatte, genötigt gewesen war, sich zu ergeben. Sowohl bei der Ver- teidigung von Jassin wie bei den Kriegshandlungen zum Entsatz des Postens fand der in Britisch- OÖstafrika kommandierende General Anlaß, die Tapferkeit der indischen und afrikanischen Truppen zu loben. Bei Eintritt der Regenzeit zog sich die Kolon ne aus der ungesunden Gegend am Umbaflusse in das gesündere Gebiet um Mombassa zurück." Die „Times“ veröffentlichten ferner um Ende April folgenden Bericht aus dem „East African *) Soll doch wohl 2000 heis:en. (R. K. A.)