I 227 20 zurück. Erst nach Ankunft in Kilindini erhielt ich nach wiederholter Anfrage die Quittung für die von mir ordnungsgemäß übergebenen Schiffs- papiere. Nach der Beschlagnahme teilte der Kom- mandant mir mit, daß er den Dampfer in Grund schießen würde, aber gegen 8 Uhr abends ließ er mich rufen und erklärte mir, daß bestimmt worden sei, den Dampfer in Schlepptau zu nehmen. Der „Adjutant“ wurde drei Tage geschleppt und dann wieder losgeworfen, um unter Führung eines englischen Offiziers nach Mombassa zu fahren. Zwei deutsche Ingenieure, Görrissen und Reich- mann, erhielten den Befehl, wieder an Bord zu gehen, ebenfalls die indische Besatzung. Während die „Dartmouth“ nun mit äußerster Kraft nach Kilindini fuhr und dort am 13. morgens eintraf, dampfte der „Adjutant“ mit eigener Kraft weiter. Am 20. Oktober trafen die Herren Görrissen und Reichmann in Nairobi ein und erzählten, daß der „Adjutant“ am 14. bei Kilifi gestrandet und erst in der Nacht vom 15. zum 16. durch den Kabel- leger „Duplex“ abgeschleppt und nach Kilindini gebracht sei. Der „Adjutant“ hatte bei der Stran- dung das Ruder gebrochen, den Hintersteven stark verbogen und machte ziemlich viel Wasser; doch scheinen sie diese Schäden in Kilindini repariert zu haben, da die von Daressalam gekommenen Leute den „Adjutant“ als englischen Hilfskreuzer in Zanzibar gesehen haben. Nach Ankunft in Nairobi habe ich Protest an den Kommandanten geschickt mit der Bitte um Weitergabe an den nächsten amerikanischen Konsul. Erst auf wiederholte Anfrage hin ist mir An- fang Dezember mitgeteilt worden, daß der Protest an den obersten englischen Marincoffizier in Mom- bassa weitergegangen sei, aber eine Antwort von dort sei nicht eingetroffen." Soweit die Ereignisse an der Küste. Über die Zusammenstöße im Bereiche der Inlandgrenzen wäre folgendes zu erwähnen: In der Landschaft Sonjo, westlich des Magadi-Sees, wurde der dort befindliche kleine Posten von einer englischen Abteilung über- fallen, wobei der Postenführer, der ehemalige Feldwebel der Schutztruppe Bast, und fünf Askari fielen. Wie der Gouverneur berichtet, haben die Engländer allem Anschein nach die Gefallenen nicht beerdigt. Es sei beabsichtigt, an der Stelle des Überfalls einen schlichten Gedenk- stein zu setzen. Am 8. Januar war es den Engländern ge- lungen, sich in den Besitz der am Ostufer des Victoria-Sees, wenig südlich der deutsch- englischen Grenze gelegenen kleinen Station Schirati zu setzen. Sie scheint nur schwach be- setzt gewesen zu sein, denn der englische Bericht spricht von nur leichter Gegenwehr. Wahrschein- lich war der größere Teil der Besatzung an an- derer Stelle tätig. Lange sollten sich die Engländer des Besitzes nicht erfreuen. Nachdem sie am 17. Januar mit einem Verlust von 4 Europäern und 2 Askari an Toten, 9 Europäern und einer unbekannten Anzahl Askari an Verwundeten sowie unter Ein- buße von 8 Maultieren sowie viel Munition, Pro- viant und Ausrüstung geschlagen waren, räumten sie am 3. Februar die von ihnen stark befestigte Station, nach Vernichtung der übrigen Gebäude. Schirati wurde darauf von unseren Truppen wieder besetzt. Vor der am Westufer des Victoria-Sees ge- legenen Station Bukoba erschienen am 6. De- zember v. Is. 7 Uhr früh zwei englische Dampfer, feuerten 12 Granaten und Schrapnells auf die Stadt, ohne Schaden anzurichten, und entfernten sich wieder um 3 Uhr nachmittags. Wie bereits in früheren Mitteilungen erwähnt, waren die westlich Bukoba bis zum Kagera vorgedrungenen Engländer bei Kifumbiro ge- schlagen und zum Rückzug über die Grenze ge- zwungen worden. Neuerdings waren sie wieder vorgerückt, wobei eine, bis nördlich Kifumbiro gelangte Abteilung in Stärke von 40 Mann überfallen und nach kurzem Widerstande mit einem Berlust von 17 Toten, darunter 5 Indern, in die Flucht geschlagen wurde. Deutscherseits traten keine Verluste ein. Nach einem von der „Daily Mail“ aus Havre verbreiteten telegraphischen Bericht des belgischen Vizegouverneurs von Katanga soll am Kiwu- See ein neuer Angriff deutscher Truppen von- kongo-belgischen und aus Uganda herangezogenen englischen Streitkräften abgeschlagen, und sollen die Deutschen auf eigenes Gebiet verfolgt worden sein. Wann sich das zugetragen habe, wird nicht gesagt. Die Bestätigung denutscherseits bleibt also- abzuwarten. Ferner berichtet das französische Kolonial= ministerium, daß seitens der auf dem Tanga- njika-See befindlichen drei bewaffneten deutschen Dampfern ein erneuter Angriff auf den kongo- belgischen Hafen Lukuga gemacht worden sei. Hierbei soll der Dampfer „Hedwig von Wissmann“ von belgischer Artillerie beschossen worden sein, aber trotz der erlittenen Beschädigung das deutsche Ufer wieder erreicht haben. Eine von Reuter verbreitete Nachricht über ein angebliches Patronillengefecht bei Abercorn südlich des Tanganjika-Sees am 17. März, wobei die deutsche Abteilung nach lebhaftem Ge- fecht mit Verlust von einem Offizier und drei Askari an Gefallenen über die Grenze zurückgeworfen worden sein soll, bedarf ebenfalls noch der Be- stätigung.