— 232 20 1915 auf einen englischen Dampfer, der und wohl- behalten nach Fernando Poo brachte, wo wir von Pater Voß und den dortigen spanischen Patres gast- freundlich aufgenommen wurden.“ In Erwartung des weiteren Vormarsches der Engländer auf dem Hochplateau standen unsere Truppen nahe Dschang in steter Fühlung mit dem Gegner. Gegenüber Ossidinge verharrte weiter- hin die Abteilung Sommerfeld bei Widekum. Am 10. Januar traten unerwartet die Eng- länder in größter Eile den Rückmarsch nach Nkongsamba an. Von hier begann der Rücktrausport von Truppen und Kriegsgerät auf der wieder in Betrieb gesetzten Nordbahn nach Duala. Auch die über Ossidinge in Vormarsch begriffenen englischen Truppen zogen sich gegen die Grenze zurück. Dem zurückweichenden Gegner folgten unsere Truppen in der allgemeinen Linie Ekone- man — Johann Albrechtshöhe — Jabassi. Letzterer Ort wurde am 19. Januar von der Ab- teilung Haedicke wieder besetzt. Nähere Nach- richten über die Beweggründe dieses auffallenden Rückzuges der Engländer von dem erst mit so großen Verlusten erkämpften Plateau von Dschang liegen noch nicht vor. Vermutet wird Unzuver- lässigkeit der englischen Eingeborenen-Truppen. Auch von Aufstandsbewegung der Fulbe in Ni— gerien als Folge des „Heiligen Krieges“ sprechen Privatnachrichten. Imnördlichen Teile des Schutzgebietes, in Adamaua und im Tschadseegebiet, ist die Lage unverändert. Bei Mora und Garua haltren sich unsere Truppen in befestigten Stellungen bedeutender Ubermacht gegenüber. Anfang Januar hatten die Verbündeten in Leinde und Tongo bei Garua 7 Kompagnien, 2 Schwadronen zu- sammengezogen; etwa in gleicher Stärke lagen sie vor Mora. In dem deutsch-englischen Grenz- gebiet südlich des Yola-Bogens bis Karbabi fanden Plänkeleien der beiderseitigen Sicherungs- truppen statt. Von Kontscha aus stieß eine 22 Köpfe starke Patrouille bis nach Yola hinein vor und gelangte nach glücklichem Gefechte wohl- behalten an ihren Ausgangspunkt zurück. In dem bereits früher veröffentlichten Bericht des Gouverneurs vom 4. Januar 1915 war der Vor- marsch französischer Truppen von Kunde auf Ngaundere und von Betare auf Dengdeng ge- meldet. Diese Vorwärtsbewegungen stellten indes einen weit nach Norden ausholenden Angriff französischer und belgischer Streitkräfte gegen unsere Vortruppen am Bumbe II und am Kadei dar. Der Anmarsch auf Rgaundere fand nicht statt. Vor dem überlegenen Gegner sammelte sich die durch die Abteilung von Heigelin verstärkte Ost- abteilung unter Hauptmann Eymael bei Dume und Bertua. Bei Dokoa, etwa 6 km nördlich Bertua, sowie bei letzterem Orte selbst fanden am 25., 27. und 28. Dezember für uns günstige Gefechte statt. Südlich des Dume-Flusses wurden feindliche Angriffe am 27. Dezember bei Mombi, etwa 30 km südöstlich Njassi, und am 30. De- zember im Mensime-Gebiet und damit Versuche, auf Abongmbang durchzustoßen, zurückgewiesen. Mitte Februar standen unsere Truppen etwa in der Linie Dengdeng — Simekoa letwa 40 km westlich Bertna) — Inkaduma. Ihnen gegen- über waren Bertua und Njassi am Dume-Fluz, etwa 50 km östlich der Dume-Station, vom Feinde besetzt. Nach neueren Privatunachrichten sollen indes die Franzosen mit dem Rück- zug ihrer Truppen auf den Kadei begonnen haben, hierzu anscheinend durch Aufstands- bewegungen östlich des Ssanga veranlaßt. In dessen Stromgebiet waren Angriffe der Fran- zosen und Belgier auf Molundu am 4. Dezember mit erheblichen Verlusten für den Geguer ab- geschlagen worden. Unter der von unseren Truppen gemachten Beute hatten sich 2 Geschütze befunden. Am 22. Dezember 1914 erschienen darauf vor Molundu 13 Dampfer und 2 Barkassen, die den mit erheblichen Kräften zu Lande ausgeführten Angriff vom Fluß aus unterstützten. Der Platz wurde nunmehr dem Gegner überlassen. Dessen weiteres Vordringen auf Lomie haben unsere, in der Linie Eta (Long) — Ngatto (etwa 100 km nordwestlich Molundu am Bök-Flusse, einem rechten Nebenflusse des Bumba) — Bange am Bumba, etwa 50 km südlich Jukaduma stehenden Truppen verhindert. Im Süden des Schutzgebietes vermochten die von bewaffneten Eingeborenen unterstützten feind- lichen Patrouillen im allgemeinen nicht die Linie Sembe —Ngarabinsam — Minkebe zu über- schreiten. Westlich dieser Linie beherrschten unsere Truppen noch die Ubergänge über den Wolö- Fluß, nachdem die Versuche des Gegners, am 26., 28. und 30. Dezember den Übergang über den Fluß zu erzwingen, abgewiesen waren. Kleinere unentschiedene Gefechte fanden Anfang Jannar bei Bissok südlich des Wolö-Überganges der Ojem-Straße statt. Von Anfang März stammende Nachrichten von Kaufleuten besagen, daß im Verlauf des Februar unsere Truppen sich vor der großen feindlichen lbermacht auf Ambam zurückzuziehen begonnen hätten. Damit würde allerdings Neu-Kamerun völlig den Franzosen überlassen sein. Eine Be- einträchtigung der Gesamtlage würde die Preisgabe dieses Gebietes jedoch nicht zu bedeuten haben. Der Erfolg der vereinigten Engländer und Franzosen nach einer neunmonatigen Kriegführung ist also trotz des Auf- gebots einer gewaltigen Übermacht und trotz der fast völligen Abschließung des Schutzgebietes von der Außenwelt durch eine Blockade lediglich die Besetzung eines