M 247 2.0 Die ihm gegenüber befindlichen deutschen Streit- kräfte hatten sich am Pforteberg, hart nördlich der Bahn Swakopmund— Karibib, sowie südöstlich davon beim Riet am Swakopfluß seinem Vormarsch entgegengestellt. An beiden Punkten ist es am 20. März zu äußerst erbitterten Kämpfen gekommen, die einen für die deutschen Abteilungen ungünstigen Verlauf gehabt haben sollen. Hierüber läßt sich aus den einzelnen, etwas verschieden lautenden englischen Berichten fol- gendes entnehmen: Botha entsandte von Husab aus in der Nacht zum 19. März die eine Hälfte der 2. Brigade unter Kommandant Collins in der Richtung nörd- lich Pforteberg, die andere Hälfte am 19. unter Oberst Alberts auf Pforteberg mit dem Befehl, die dortige deutsche Stellung anzugreifen. Botha selbst rückte am gleichen Tage mit der 1. Brigade unter Oberst Brits auf Riet vor. Dem Kom- mandanten Collins soll es nun gelungen sein, den Deutschen die Eisenbahnverbindung abzu- schneiden und einen Eisenbahnzug fortzunehmen, jedoch soll er wiederum nicht imstande gewesen sein, die Deutschen aus ihrer Stellung zu werfen. Erst mit dem Eingreifen der anderen Hälfte der Brigade am Morgen des 20. soll sich nach einem, bis zum Nachmittage 3 Uhr dauernden Gefecht die etwas über 200 Mann starke deutsche Be- satzung ergeben haben. Der Angriff auf die deutsche Stellung bei Riet, die sich mit dem linken Flügel an das Bett des Swakop anlehnte, und vor der sich ein offenes Gelände von etwa 700 m Tiefe befand, begann am 20. März früh. Der Kampf dauerte bis zum späten Abend und endete angeblich mit dem Rückzug der deutschen Abteilung, die 8 Tote und 8 Verwundete zurückließ. Über den Verlauf dieses Gesechtes gibt ein, hier am 29. März bekannt gewordener Reuter- bericht aus Swakopmund folgende Darstellung: „Obschon die Erbeutung von Geschützen und die meiste Gefangennahme in dem Raume an dem Bahn- hof Pforte und der Barens--Grube stattgefunden hat, haben sich auch Küämpfe bei Riet auf einem Ge- lände abgespielt, wo der Feind natürliche starke Stellungen besetzt bielt, die noch durch umfangreiche Erdwerke verstärkt waren und auf das Vorhaben eines längern Widerstandes hindenteten. Es waren Ver- schauzungen auf eine Breite von mehreren Meilen an- gelegt. Die Deutschen waren anscheinend von der Un- einnehmbarkeit ihrer Stellung so sehr durchdrungen, daß die bei Pforte gefangengenommenen Offiziere sich zu glauben weigerten, daß Riet in britische Hände ge- fallen sei. In Riet waren die deutschen Geschütge hinter großen Granitklippen verdeckt aufgestellt, hatten jadoch wenig Wirkung, wogegen die Transvaaler Artillerie bald eingeschossen war und mit moörderischer Sicherheit die deutschen Batterien zerstörte, so daß diese mehrfach anders anfgestellt werden mußten. Eine unserer Granaten, heißt es weiter, schoß ein Manltiergespann, das einen Protzkasten zog, kopfüber zusammen. Später wurden an der Stelle mehrere Leichen aufgelesen. Zwei andere ganz volle Prot= kästen fielen ebenfalls in unsere Hand. Der Feind wurde gänzlich in die Flucht geschlagen und räumte unter dem Schutz der Dunkelheit eiligst seine Stellungen. Während seines Abzugs ließ er mehrere Wagen- ladungen, Schiesjvorräte und anderes in die Luft fliegen. Den Weg, den er abgog, fand man am andern Tage bestreut mit weggeworfenen Mänteln. Wasser- flaschen, Tornistern und andern Ausrustungsstücken der JInfanterie. Auf den Lagerplätzen der Insanteristen und Artilleristen sand man die Sachen der Mann- schaften noch unausgepackt, daneben eine Anzahl Zettel (Zelte2), Unterteile von Geschütnzn, tausend Decken, voll- ständige Packsättel mit Zubehör, är tliche Gegenstände, Hafersäcke, neues Manltierzeug, Kästen mit Geräten für Feldschmieden. Sattlerwerkzeug und schließlich einen ganzen Lazarettwagen mit Instrumenten. Zu erwähnen ist auch noch eine Wagenladung anderer Vorräte nobst zwei Apparaten für Sonnentelegraphie und ein Apparat für dad Abschießen von Leuchtraketen. Aus brennenden Wagen wurden mehrere tausend Patronenpakete gerettet. Bis jett sind acht Leichen von Demschen gesunden worden. Außerdem fielen uns acht Verwundete und 80 Gefungene in die Hände. Die Verluste der Deutschen auf dem gesamten Kampfgelände haben im ganzen über 300 Mann betragen, demnach mehr als ein Drittel der von den Demschen ins Feuer geführten Truppen.= Diese großartig aufgemachte Schilderung kann man zunächst mit einem Fragezeichen versehen. Eine Abteilung, die einen überlegenen Feind einen ganzen Tag aufhält und dabei nur 8 Tote und ebensoviele Verwundete einbüßt, verläßt den Kampfplatz nicht in so regelloser Flucht, wie es hier geschildert wird. Merkwürdig hört es sich auch an, daß die durch das mörderische Feuer der Transpaal= Artillerie zerstörten deutschen Batterien an anderer Stelle wieder aufgebaut werden konnten, und daß unter den angeblich weggeworfenen Ausrüstungs- stücken auch Tornister aufgeführt werden, die die Schutztruppe in Südwestafrika überhaupt nicht besitzt. Die deutschen Gesamtverluste bei Pforte und Riet werden auf 300 Mann angegeben. Da hinzu- gefügt wird, daß diese Verluste über ein Drittel der ins Gefecht geführten Truppen ausmachten, so können wir daraus — die Richtigkeit der An- gaben vorausgesetzt — auf eine deutsche Gesamt- stärke von rund 1000 Mann schließen, die den zwei Brigaden Bothas einen recht erheblichen Widerstand geleistet haben. Die Engländer geben ihre Verluste auf 13 Tote, 36 Verwundete und 43 Vermißte an. Unter letzteren dürften doch wohl Gefangene zu verstehen sein. Also scheint es dem „xfluchtartig“ zurückgegangenen Verteidiger doch dabei noch gelungen zu sein, auch Gefangene zu machen. Wie bereits erwähnt, sollen die Streitkräfte Bothas am 2. Mai Otjimbingwe erreicht haben. Das Gefecht bei Pforte und Riet fand am 20. März statt. Mithin haben die Bothaschen