251 2c Die Beamten sowie ein Herr Pechstein mit Frau, die auf ihrer Reise gerade auf der Palau- Gruppe angekommen waren, verließen Palau mit der ersten Gelegenheit, während die Angehörigen der katholischen Mission es vorzogen, dort zu bleiben. Bei der Besetzung der Gruppe erließ der Kommandant des japanischen Südseegeschwaders in Japanisch und Deutsch eine Proklamation, die folgenden Wortlaut hatte: „Erklärung. I. Mit den Streitkräften Seiner Majestät des Kaisers von Japan okupiere ich von heute ab die ganze Palauinseln zu den militärischen Zweck und besetze dasselbe Gebiet mit der zu mir ge- hörenden Truppe. II. Die japanische Truppe fügt gar nicht den unschuldigen Einwohnern Schaden zu, sie dürfen sich wie beim alten beruhigt fühlen und Be- schäftigung treiben. III. Alle und jede Tat, die die Ruhe und Ordnung stört oder auf das militärische Benehmen der japanischen Truppe nachteilig einwirkt, wird streng verboten. Wer auch immer die Mahnung übertritt, wird dem Kriegsgesetz gemäß streng bestraft. Palau, den 8. Oktober 1914. Kontreadmiral T. Matsumura, Kommandant von dem japanischen II. Süd- gesandten Geschwader.“ Über die Besetzung von Saipan liegt ein Bericht des Regierungsarztes Dr. Salecker vor. Danach kam am 14. Oktober v. Is. der japanische Panzerkreuzer „Katon“ von Saipan an, legte sich in der Nähe der Einfahrt nahe am Riff vor Anker und bemannte zehn Boote sowie eine Dampfbarkasse. Die ziemlich schwierige Riff- einfahrt war den Japanern ganz genau bekannt. Der stellvertretende Stationsleiter Böhme fuhr an Bord, um nach den Wünschen des Kreuzer- kommandanten zu fragen. Bei seiner Begegnung mit den japanischen Booten, die an Land fuhren, erhielt er von diesen in der Chamorrosprache die Anweisung, weiter an Bord zu fahren. Die japanischen Landungsboote waren mit je einem schußfertigen Maschinengewehr ausgerüstet. Ge- landet wurden 350 Mann und zehn Maschinen- gewehre. 8 Uhr 20 Min. früh wurde in durch- aus würdiger Weise die deutsche Flagge am Bootshafen heruntergeholt und die japanische an deren Stelle gehißt. Der Regierungsarzt blieb einstweilen im Dorf, um die Eingeborenen von Unüberlegtheiten abzuhalten. Eine Anzahl der Leute, darunter der eingeborene Feldwebel der Polizeitruppe, der schon seit langen Jahren in Diensten der deutschen Regierung stand, waren so blutdürstig, daß ihnen vor Wut die Tränen über die Wangen liefen, als ihnen der Arzt jeden Widerstand untersagte, und sie waren nur mit Mühe von der Aussichtslosigkeit und der schweren Gefahr, die mit dem geringsten Widerstand ver- bunden gewesen wäre, zu überzeugen. Die Ja- paner besetzten sofort das Amtshaus und die sonstigen wichtigeren Plätze, im übrigen sicherten sie auch hier die völlige Unversehrtheit des Privat- eigentums sowie der Kirche und Schule zu. Das Hospital sollte der Regierungsarzt vorläufig weiter- führen. Die Beamtenhäuser durften weiter be- wohnt werden, bis die neue Regierung sie be- nötigen würde. Nach drei Tagen wurde den Beamten gesagt, die Japaner würden die ganze Verwaltung einschließlich der Heilpflege selbst in die Hand nehmen. Daraufhin mußte der Re- gierungsarzt auch das Hospital abgeben. Die beiden Lehrer und der Regierungsarzt verließen daher mit erster Gelegenheit Saipan. Der stell- vertretende Stationsleiter Böhme glaubte weiter auf seinem Posten ausharren zu müssen. UÜber das Benehmen der japanischen satzungstruppen berichtet der Regierungsarzt: „Abgesehen von manchen nicht eingehaltenen Versprechungen und einer Anzahl Gehässigkeiten von seiten des zum zweiten Gouverneur bestellten, schon lange Zeit in Saipan ansässigen japanischen Kaufmanns Tanabe, wurden wir Beamten durch- aus anständig behandelt. Für Dieberei japani- scher Matrosen (Hühner, Früchte) ist wohl nur der nicht übermäßig hohe Grad japanischer Disziplin verantwortlich zu machen.“ Über das Schicksal der deutschen Ansiedler auf den Marianen ist in dem Bericht noch folgendes gesagt: „Von den zur Zeit der Besetzung auf den Marianen befindlichen Deutschen sind in Saipan: Stationsleiter Böhme (nach einem Gerücht jetzt in Manila), Oberaufseher Fackel nebst Fa- milie, Pflanzer von Alpen nebst Frau, Pflanzer Weller, Pater Gallus, Pater Odonikus, Pater Joachim; in Rota: Pater Corbian, Bruder Menas; in St. Franzisko: Regierungs- lehrer Hofer, Regierungslehrer Voigt nebst Frau und Kind, Pflanzer Lotze, Regierungsarzt Dr. Salecker nebst Frau und Kind. Nach den vorliegenden Nachrichten hat Groß- britannien für die von ihm besetzten Kolonien inzwischen folgende Posttarife eingeführt: Das Briefporto von einem Penny für die Unze gilt auch für nachstehende Territorien: Samoa, Neu-Guinea (ausgenommen Hollän- disch-Neu-Guinea), den Bismarck-Archipel ein- schließlich Neu-Britannien (Neupommern), Neu- Irland (Neu-Mecklenburg), Neu-Hannover, die Admiralitätsinseln usw., die Insel Nauru in der Be-