W 276 20 Komerun. Gefangennahme eines Hallottiner-Daters in Ramerun. Vor einigen Mnaten'*) waren wir in der Lage. Berichte von Angehörigen der Baptisten- mission in Kamerun über das Verhalten der Engländer gegen die bekannt zu geben. dortigen Missionare In Ergänzung zu jenen Mitteilungen lassen wir jetzt (im Auszuge) einen anschaulichen Bericht des Pallottiner-Paters Jos. Färber aus Duala über seine Gefangennahme folgen. 1 Nachdem schon Pater Mekes während der an und für sich lange dauernden Belagerung Dualas einige Tage im Busch war, um unsere Christen in verschiedenen Dörfern zu pastorieren, wurde mir 14 Tage vor der Übergabe Dualas, also Mitte September 1914, der Auftrag zuteil, eine Buschreise anzutreten. Ich sollte womöglich alle im Busch zerstreuten und zu unserer Station Duala gehörigen Christen besuchen, nach den Kranken schauen und die vorbereiteten Katechu- menen taufen. Ferner war es mir als Schul- leiter von Duala darum zu tun, die wegen der Kriegsgefahr entlaufenen und zum Teil wegen Nahrungsmangel in die Heimat beurlaubten Schüler zusammenzusuchen und in den einzelnen größeren Dörfern zu konzentrieren. Von den 1200 Schülern, die ich in der Hauptschule zu Duala hatte, waren nämlich kaum mehr 100 zurückgeblieben, aus Angst, von den Kanonen der belagernden Schiffe getroffen zu werden. Ich packte meine Sachen: Kleider= und Meßkoffer, ferner einige Konserven und Schulutensilien, nahm mein Rad und eine Schrotflinte und zog ab. Vorher mußte ich mir vom Kriegskommando einen Paß holen, um ungehindert reisen zu können. Auf den wichtigsten Plätzen waren nämlich schon überall Militärposten aufgestellt, namentlich an der Nord- bahn, die keinen, weder Weißen noch Schwarzen, passieren lassen durften, der sich nicht ausweisen konnte. Freilich gegen die Verrätereien der Duala waren diese Vorsichtsmaßregeln zu spät, da sich diese bereits vorher oder auf anderen Wegen zu unseren Feinden schlugen. Ich war manchmal mehrere Tagereisen (zu Fuß) von Duala entfernt, hörte aber immer die Kanonenschüsse der Engländer in Duala, die regelmäßig in der Frühe gegen 6 Uhr ihr monotones Kanonen-Morgenlied über Duala hinwegbrummten. Als ich einmal für ein paar Tage mich in unserer Schule Bomono ba Mbenge aufhielt, um die oberen Klassen dort einzurichten und über 100 Katechumenen zu taufen, war ich eine Stunde vom Feuer der Engländer entfernt, die im Mungokriek bei Bwadibo mit armierten Barkassen hereinkamen und eine Landung vorsuchten. Die Leute aus Bwadibo, das die *) Ugl. „D. Nol. Bl.“ 1915, Nr. 4, S. 54 ff. * Feinde bombardierten, kamen in Scharen an mir vorüber, um vor den feindlichen Geschützen zu flüchten. Indes konnten die Engländer vor der Kapitulation Dualas keine Landung bei Bwadibo bewerkstelligen, obwohl nur wenige unserer schwarzen Soldaten unter weißer Führung dort Aufstellung genommen. Es war interessant für mich, auf dieser meiner Buschreise die Gesinnungen der Duala= bzw. Bell-Leute auszukundschaften. Fast in jedem Dorfe, das ich passierte, fand ich zerstreut einige Bell-Leute, die in ihren Gesprächen von den rosigsten Zukunftsplänen sprachen, die sie verwirk- lichen zu können glaubten, sobald die vor Duala lagernden Engländer die Herren des Landes würden, wovon sie felsenfest überzeugt waren. Ich mußte allerdings sehr vorsichtig den Lauscher spielen, denn sobald sie merkten, daß ich ihre Sprache verstand, brachten sie geschickt ihr Gespräch auf einen anderen Stoff und zeigten sich sehr deutsch gesinnt. Für mich als Missionar glaubte ich keine Befürchtungen hegen zu müssen in dieser Zeit, auch wenn die Bell-Leute mit ihren Revo- lutionsbestrebungen bei einem unterdessen möglichen Falle der Stadt Duala handgreiflich würden. Ich kam gegen Ende meiner Missionsreise nach Dibombari, einer unserer blühendsten Buschstationen, deren Christen für jeden Pater durchs Feuer gegangen wären. Es war Sonntag, der 27. September, der Tag, an dem sich Duala vormittags 11 Uhr ergab. Da Dibombari nicht weit (5 bis 6 Stunden) von Duala entfernt ist, so hörte ich von dort ganz deutlich den feindlichen Kanonendonner, wußte aber nicht, wie die Lage in Duala stand. Nachmittags wollte ich zu un- serer Missionsfiliale Sodiko, das nur zwei Stunden von Bonaberi-Duala entfernt ist. Ich konnte zwei Wege dorthin einschlagen, entweder den Fußweg oder den Wasserweg. Ersterer geht über Maka und von da per Bahn bis Bonendale. Da jedoch am Sonntag keine Bahn fuhr (übrigens hörte ich, daß die Europäer mit allen Bahnwagen bereits nach dem Norden [Nkongsambaj] geflüchtet seien), und ich nicht wußte, ob die Eisenbahnbrücke, die über den Bonendale-Fluß führte, nicht schon gesprengt sei (es war auch tatsächlich so), wählte