W 282 20 kannt zu werden. Eben war ich daran, mich mit dem schwarzen Zingulum zu umgürten, da hörte ich plötzlich wuchtige Schläge an die verschlossenen Fensterläden und das Geschrei der auf meine Ankunft aufmerksam gewordenen Bell-Leute, die sofort in Scharen herbeiströmten, um meiner jetzt um jeden Preis habhaft zu werden. „Wo ist das Germanbeest,“ riefen siec, „kommt, laßt uns ihm den Schädel abschlagen,“ schrien andere, „dann ist er abgetan und wir erhalten ein gutes Geschenk von den Eng- ländern, wenn wir ihnen den Kopf bringen.“ Zum Glück war die vordere Tür fest ver- riegelt; draußen hörte ich den Streit unserer Christen mit den Mordgesellen, dem ich aber nicht lange zuhorchen konnte. Ich nahm schnell meine beiden Begleiter von Bonendale, ergriff eine kleine Lampe und schlüpfte durch die Hintertür hinaus, um durch den Busch, der sich gleich hinter dem Lehrerhäuschen anschloß, auf einsamen Um- wegen zur Straße zu gelangen, die nach Bona- sama, dem Lager der Engländer, führte. Meine Begleiter wollten jedoch auf einmal nicht mehr weiter. A Sango Pata,= huben sie an, „es ist gesährlich, auf diesem Wege weiter zu gehen, wir gehen in den Tod.“ Die Engländer hatten näm- lich ein öffentliches Verbot erlassen, niemand dürfe nach 6 Uhr abends mehr das Dorf Bonaberi ver- lassen und sich auf den Weg nach Bonasama wagen. Ohne Gnade und Pardon würde ein jeder niedergeschossen. Aber welchen Ausweg hatte ich noch, wollte ich mich nicht freiwillig in die Hände der schwarzen Verräter begeben? Aller- dings, auch anderseits ging ich einem höchst un- sicheren Schicksal entgegen: näherte ich mich doch immer mehr den feindlichen Reihen. Doch lieber wollte ich richtig eine feindliche Kugel bekommen, als von den verabscheuungswürdigen Duala-Ver- rätern mich in der gemeinsten Weise zerfleischen zu lassen. Ich teilte das auch meinen Begleitern mit. Da sie sahen, daß ich auf keinen Fall um- kehren wollte, wollte der eine Christ (Josef Ndumbe Moni), ein stämmiger Junge, mein einstiger Schüler, doch auch nicht von meiner Seite in dieser gefahrvollen Stunde weichen, und der Unter- häuptling von Bonendale Epee getraute sich auch nicht, allein wegzugehen. Die Situation wurde tatsächlich von Schritt zu Schritt höchst gefährlich; denn jeden Augenblick mußten wir auf eine Kugel oder eine Salve aus dem Busch von seiten englischer Vorposten gefaßt sein; kamen wir doch schon in ziemliche Nähe von Bonasama. Ich legte meinen Begleitern nachdrücklich ans Herz, im entscheiden- den Augenblick ja nicht auszureißzen, auf jeden Fall müßten sie sofort stehen bleiben, wenn wir angerusen würden, auch wenn man vorher auf uns schießen würde. Mit schlotternden Knien gaben sie das Versprechen, meiner Weisung zu folgen. Gefaßt auf alles, gingen wir voran und sorgten dafür, daß die Brise uns nicht das Licht auslöschte. Ein jeder von uns hing seinen Ge- danken nach, es war eine lautlose nächtliche Wanderung auf Todespfaden .. drei wohl- gezielte gute Schüsse aus dem Versteck, und Afrika hätte drei Tote mehr gehabt. Ich warf von Zeit zu Zeit einen scharfen Blick nach dem Gebüsch auf beiden Seiten des Weges, lauschte ab und zu . . . . nur unsere Schritte hallten durch die Tropennacht unheimlich flackerte unter solcher Stimmung der Lichtschein unserer Lampe in die Finsternis hinein . . . . da, plötzlich hörten wir aus dem nahen Gebüsch einen unartikulierten, durchdringen- den Schrei, ein Aufspringen einer dunklen Kolonne die Böschung heraus, das Blitzen von mehreren Bajonetten im Schimmer unserer Lampe, den charakteristischen Schlag von der Ausschaltung der Sicherung mehrerer Gewehre Meine Be- gleiter glaubten schon eine Kugel im Leibe zu verspüren, sie wollten ausreißen, mit Mühe hielt ich sie bei mir fest; sie schoben mich vor und suchten beide hinter mir Deckung. Mit lauter Stimme baten sie die dunklen Gestalten von weltem, doch nicht zu schießen, sie seien keine Feinde, sondern Eingeborene. In der Tat, die schwarzen Soldaten waren schußbereit und im Begriff, uns niederzuknallen. Das Geschrei meiner Begleiter machte sie jedoch stutzig, auch schienen sie sich gewundert zu haben über meine weiße, lange Gewandung; zudem bemühte ich mich in dieser allerdings bluterstarrenden Situation, nach außen hin ganz gleichgültig zu erscheinen, winkte die schwarzen Soldaten heran und rief ihnen auf Negerenglisch zu, sie möchten ruhig herankommen, ich wollte zu ihrem weißen Kommandanten (massa). Sie kamen jedoch nicht direkt auf mich zu, sondern zogen manövrierend immer engere Kreise um uns, indem sie katzenartig, jedoch immer schußbereit, auf= und vorsprangen und dann sich wieder bückten, bis sie auf einige Meter entfernt waren ..da hatte ich plötzlich acht Bajonette vor der Brust und um mich; meine Begleiter sprangen behend etwas seitwärts. Ich glaubte schon, im nächsten Augenblick die Stahlspitzen im Leib und in der Brust zu haben, tat aber nach außen hin, als ob mich das gar nichts anginge, verlangte vielmehr wiederholt, zum Kommandanten geführt zu werden. Zwei der Soldaten ergriffen mich sofort bei den Armen, griffen nach den Taschen, ob ich Waffen hätte, während die anderen immer schuß= und stichbereit um mich standen. Einer wollte mich binden, aber sie nahmen mich dann nur in ihre Mitte, zwei vorn, je zwei zu beiden Seiten, zwei hiuten mit bereit gehaltenem Ba-