— 285 20 scharfer Bewachung den unteren Raum verlassen. Ein englischer Offizier gab mir, da ich Fieber hatte, wenigstens eine Decke und ein Kissen, da- mit ich nicht auf den bloßen Brettern zu liegen brauchte. Dankbar nahm ich es an und freute mich, wenigstens einen guten Offizier einmal gesehen zu haben. Am nächsten Tage kamen wir nach Hin= und Herfahren hinüber nach Duala! und wurden im Gänsemarsch unter strömendem Regen zum Hospital geführt, wo wir die anderen Deutschen vorfanden, von denen viele schon ab- geführt und auf Schiffen fortgeschleppt waren. Alles wunderte sich, als ich kurz meine Erlebnisse erzählte. Der 28. September wird mir unver- geßlich bleiben. Kolonialwirtschaftliche Mittellungen. Kolonialbank A. 6.“) Bis kurz vor Auobruch des Weltkrieges war der Geschäftsgang unserer Bank so gut, daß wir für das Jahr 1914 ein gleiches, wenn nicht besseres Ergebnis wie in den Vorjahren erwarten durften. Auch hatten wir verschiedene größere Geschäfte, die zum Teil das Refultat mehrjähriger Vorarbeit waren, so weit ge- fordert, daß deren Abschluß nahe bevorstand; wir glauben, daß der Kriegsausbruch nur eine Vertagung dieser Geschäfte bedeutet. Um so schlechter war der Geschäftsgang im zweiten Halbjahr 1914; denn Umsätze in kolonialen Wert- papieren waren kaum noch zu erzielen und im vater- ländischen Interesse auch nicht erwünscht; unsere Un- kosten verringerten sich dagegen nur in geringem Maße. Die gegenwärtige Lage der einzelnen Unternehmungen in unseren Kolonien ist ungewiß; soweit in einzelnen Fällen Schädigungen eintreten, muß erwartet werden, daß bei der Reichsregierung der feste Wille besteht, dem deutschen Unternehmer für seine wirklichen Verluste volle Schadloshaltung zu verschaffen. Ohne solche Schadloshaltung der deutschen Kaufleute über See würden unsere schlimmsten Feinde, die Engländer, ihren Zweck erreichen, den Deutschen aus dem Welt- handel auszuschalten. Auch wir können es nicht unterlassen, an dieser Stelle den schärfsten Protest einzulegen gegen die Verletzung der Rongo-Akte durch England und Frankreich, gegen die brutale Behandlung wehrloser deutscher Männer und Frauen in den Kolonien und gegen die sinnlose Kriegführung in Afrika, deren ver- hängnisvolle Wirkung bei unseren Feinden noch empfunden werden wird. Mit Stolz und Freude gedenken wir der ruhm- reichen Kämpfe unserer Schutztruppen und ihrer tapferen Führer, die oftmals gegen große Ubermacht glänzende Erfolge erzielten und deren Taten erst nach dem Kriege in ihrem gangen Umfange gewürdigt werden können. Wir hoffen, daß nach dem jetzigen Welltkriege unser alter Kolonialbesié-z nicht nur erhalten bleibt, sondern noch erweitert wird, und wir begrüßen auch in diesem Zusammenhange die Waffenbrüderschaft mit den tapferen Türken und mit dem Islam der ganzen Welt. Eröffnet uns diese Kriegsgemeinschaft doch die Aussicht, daß daran sich auch eine Friedensgemeinschaft knüpft, die uns Deutschen ein neues Feld kultureller und wirtschaftlicher Betätigung verheißt. Die einzelnen Posten der Bilanz haben sich gegen das Vorjahr unbedeutend geändert, nur das Effekten- *) Aus dem Geschäftsbericht für 19114. Konto (Ende 1914 153 267.1k) weist infolge des plötz- lichen Stillsundes des Handels eine Erbohung aufs: es besteht aus Anteilen solcher Unternehmungen, die in ihrem Werte durch die Kriegsverhältnisse kaum be- einträchtigt werden. 6 r— Der Gewinn aus dem Geschäftsbetriebe per 1914 wird mit 139 058 .X ausgewiesen, wozu 31 739 M. Zinogewinn und 12 476.¾ Vortrag aus dem Vorjahre hinzutreten. Dagegen erforderten Handlungsunkosten 107085 KAbschreibungen auf Einrichtungskonto 3019 . K und satzungemäßige Vergütung an den Auf- sichtorat 2500.4. Die hiernach verbleibenden 10 639.6 sollen auf Rechnung 1915 vorgetragen werden. Dlamanten-Regie des südwestatrikanischen Schutzgebiets.“) Infolge des Anfang August v. Js. ausgebrochenen Krieges sind in dem abgelaufenen Geschäftsjahr aus Lüderitzbucht und Swakopmund nur zehn Diamanten- sendungen eingetroffen, von welchen 424 409,15 Karat (1 284 727/z im Vorjahr) verkauft und abgerechnet worden sind. Der erzielte Erlös beträgt 17880031,80.4%# (53 974 399,55 . im Vorjahr), ergab mithin einen Durchschnittspreis von 42.129. für das Karat gegen 42.012.“ im vorangegangenen Jahre. An der gesamten Förderung waren in diesem Jahre 20 Einlieserer be- teiligt, es entfallen auf die sechs großten allein 93,52 v. O. Die in der Bilanz aufgeführten Schuldner in Hohe von 4 757 234 . K setzen sich aus an die Forderer ge zablten obligatorischen Vorschüssen und einem der Diamanten-Pacht-Gesellschaft bewilligten Darlehn zu- sammen. In den Handlungsunkosten in Höhe von 212 889.# ist erstmalig die an den Aufsichtsrat zu zahlende Vergütung von 12 000.K enthalten. Ferner sind als außerordentliche Zahlung in diesem Jahr noch zu erwähnen die anläßlich der im Juli v. Is. in London stattgefundenen Diamanten-Konfereng erwach- senen Spesen im Betrage von 18 405. sowie die laut Aufssichtoratobeschluß vom 26. Mai v. Is. zu Lasten (Differenz, um die sich die Handlungsunkosten des Vor- jahres erhöht hätten). Unsere Beteiligung an der Diamanten-Pacht-Gesellschaft (800 000 # hat im Berichtsjahr keine Verginsung gefunden. Uber die Marktlage wäre nur zu erwähnen, daß wir mit Aus- bruch des Krieges jede Verkaufstätigkeit eingestellt haben. " *) Aus dem Geschäftsbericht über das VI. Ge- schäftsjahr 1914/15.