W 295 20 D lnichtamtnchekteit nachrichtenausdendeutichenschuggebietem (Abdruck der Nachrichten vollständig oder teilweise nur mit Quellenangabe gestattet.) Deutsch-Ostafrika. Der Doppelschraubendampfer „Götgen“ auf dem Tanganjikasee. (Mit zwei Abbildungen.) In den letzten Wochen ging die Nachricht durch die Presse, daß in Kigoma am Tanganjika- see der erste der drei großen Dampfer, die im Anschluß an die Tanganjikabahn den Schiffahrts- dienst auf dem See versehen sollen, vom Stapel gelaufen sei. Der Bau dieses Fracht= und Passa- gierdampfers „Götzen“ sowie eines Schwester- schiffes „Rechenberg" wurde im Jahre 1912 von der Ostafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft der Maschinenfabrik und Schiffswerft Jos. L. Meyer in Papenburg a. d. Ems übertragen. Das Schiff wurde als Doppelschraubendampfer gebaut und hat folgende Abmessungen: Länge 67 m, Breite 10 m, Seitenhöhe bis Hauptdeck 3,4 m, Tiefgang bei 480 t Ladung, 60 t Kohlen und 10 t Wasser 2,3 m. Der Bau erfolgte nach den Vorschriften und unter der Aufsicht des Germanischen Lloyd für die Klasse 100 A 4 Tanganjikasee, also für die höchste Klasse. Als Material war deutscher Stahl vorgeschrieben. Das Schiff erhält zwei Dreifach- Expansionsmaschinen von zusammen 500 Pferde- stärken, die ihm in ruhigem, tiefem Wasser eine Geschwindigkeit von 9,5 bis 10 Seemeilen er- möglichen. Außer den Haupt-Dampfmaschinen sind die erforderlichen Luft-, Zirkulations-, Speise- und Lenzpumpen vorgesehen. Die Dampferzeu- gung erfolgt in zwei für Kohlen= und Holzfeuerung geeigneten, zur Olfeuerung einzurichtenden Rund- kesseln. An Hilfsmaschinen kommen zur Auf- stellung: eine Kohlensäure-Eis= und Kühlmaschine, die in einem besonderen isolierten Kühlraum untergebracht und imstande ist, 3 kg Eis inner- halb einer Stunde zu erzeugen und einen Fleisch- aufbewahrungsraum von 4 chm Inhalt auf eine Temperatur von 0 bis 2 Grad Cels. zu bringen, ferner eine elektrische Beleuchtungs= und Venti- lationsanlage, bestehend aus zwei gleichen, mit je einer einzylindrigen Dampfmaschine direkt ge- kuppelten Gleichstrom-Generatoren von 110 Volt Spannung. Mittschiffs unter dem Brückendeck sind die Kammern für die Passagiere angeordnet, und zwar sechs für sechs Passagiere 1. Klasse und fünf für zehn Passagiere 2. Klasse mit zusammen sechzehn Betten. Die Kammern und die Möbel sind aus Teakholz gefertigt; die Ausstattung entspricht der unserer einheimischen Seedampfer. Unter dem Brückendeck befinden sich ferner die Kammern für die weiße Bedienungsmannschaft, auf dem Brücken- deck die Kammer für den Kapitän und ein Karten- raum. Vorn und achtern sind die Wohnräume für die schwarze Besatzung, bestehend aus sechzig Kojen, vorgesehen. Der allgemeinen Benutzung dienen ein Eß- und Rauchzimmer für die Passagiere 1. und ein gleicher Raum für die Passagiere 2. Klasse. Ge- trennte Badeeinrichtungen für die Reisenden und für die weiße und die farbige Mannschaft sind vorgesehen. Das Schiff erhält zwei stählerne Masten mit je einem stählernen Ladebaum von 2 bzw. 10 t Tragfähigkeit, zwei Dampfladewinden, eine Dampfrudermaschine, die üblichen Rettungs- boote sowie eine Gig und einen Kutter. Die Stapellegung erfolgte im Februar 1913 auf der Helling der Bauwerft. Als Grundsatz für die Montage galt einerseits, die einzelnen Schiffs= und Maschinenteile und die Kessel mög- lichst endgültig fertigzustellen, anderseits mußte in bezug auf Abmessungen und Gewicht auf die Ver- ladungsmöglichkeit mit dem Seeschiff und mit der Eisenbahn Rücksicht genommen werden. Im übrigen wurde das Schiff zusammengeschraubt. Alle Aufbauten, Kabinen und sonstigen Räume wurden fertig aufgestellt. Zur Abnahme auf der Bauwerft im November 1913 war Dampf auf- gemacht, so daß die Maschinen langsam laufen und die verschiedenen Einrichtungen geprüft werden konnten. Das erste Bild zeigt das Schiff am Tage der Abnahme. Sogleich danach begann man mit der Zerlegung des ganzen Schiffes für den Transport nach Hamburg, von dort weiter nach Daressalam mit Dampfern der Deutschen Ost-Afrika-Linie und von Daressalam nach Kigoma mit der Tanganjikabahn. Auf der letzteren war zur Beförderung der schweren Teile ein besonderer Tiefladewagen beschafft worden. In Kigoma waren inzwischen Vorbereitungen 2