W 329 20 Der Süden. Nach Eintreffen von Verstärkungen hatien die Franzosen unter Führung des Majors Miquelard den Wol5ö--Fluß überschritten. Fechtend waren unsere Truppen auf Ojem zurückgegangen. Auch diese Station wurde von ihnen am 15. Fe- bruar geräumt, da die ganze Bevölkerung des — in Neukamerun gelegenen — Ojem-Bezirks zum Feinde übergegangen war. Mit dieser Hal- tung der Eingeborenen Neukameruns mußte ge- rechnet werden. Erst nach dem Marokko-Ab- kommen dem alten Schutzgebiet angegliedert, hatten die Pangwe die deutsche Herrschaft noch nicht voll anerkannt. Französischen Einflüsterungen waren sie daher um so eher erlegen, als die von Gabun aus nordwärts rückende Übermacht fie an dem Siege der französischen Waffen nicht zweifeln ließ. Am Tage nach der Räumung von Ojem durch unsere Truppen wurde die Station von den Fran- zosen besetzt. Nach kleineren Gefechten bei Assok und am Nje-Fluß, die von unseren Truppen aufgenommen wurden, um das Vorrücken des Gegners aufzuhalten, gingen die französischen Truppen bei Assok, etwa 10 km nördlich Ojem, in Stellung. Eine zweite von Gabun aus vorgestoßene französische Kolonne wurde durch unsere Auf- klärungstruppen bei Minkebe festgestellt. Wie aus französischen Nachrichten hervorgeht, wird sie vom Oberstleutnant Le Meilleur geführt. Sie besetzte die Posten Minkebe und Ngara-Binsam und ist im Vorgehen gegen Akvasim begriffen. Ob sie die angestrebte Verbindung mit der Ssanga-Kolonne schon hergestellt hat, ist nicht bekannt. Am 22. Dezember war es französischer Über- macht gelungen, Molundu zu besetzen. Unsere Truppen waren in die Linie Eta—Ngato — Juka- duma zurückgegangen. Zwei Wege standen den Franzosen für ihre weiteren Unternehmungen gegen Lomie vön Molundu aus zur Verfügung: Der Weg über Eta —Ngoida — Nkul sowie die Straße Ngato —Besam. Auf beiden Straßen drangen starke fran- zösische Kräfte vor. Hauptmann Henner schlug die auf Eta in Marsch gesetzte Abteilung in den Gefechten bei Alad am 12. und 17. Februar und bei Suanke am 1. und 9. bis 11. März, sah sich aber schließlich doch genötigt, vor der UÜbermacht auf Eta und nach weiteren heftigen Kämpfen nach Ngoida zurückzugehen. Hier über- nahm Hauptmann von der Marwitz die Füh- rung, der vom Dume-Fluß über den Dscha- Posten zur Unterstützung herbeigeeilt war. Am 22. März wurden die in befestigter Stellung zwischen Eta und Ngoida stehenden Franzosen angegriffen. Gleich zu Beginn des Gefechtes wurde Hauptmann von der Marwitz durch Schüsse in beide Oberschenkel schwer verwundet. Hauptmann Henner übernahm die Führung. Zwei französische Schützengräben hatte er schon gestürmt, beim Sturm auf den dritten fiel er, durch einen Schuß in den Unterleib tödlich ver- letzt. Mit ihm fiel der Kriegsfreiwillige Schuck. In den Kämpfen bei Suanke und Eta hatte zuvor schon der Gefreite Buhrmann den Heldentod gefunden; Unteroffizier Kittlas war hier schwer verwundet worden. Mehrere farbige Sol- daten folgten ihren deutschen Führern in den Tod. Hauptmann von der Marwitz erlag am 2. April in Lomie seinen Wunden. Einen schweren Verlust bedeutet sein Heldentod für das Schutz- gebiet. Auf dem Wege Molundu —Ngato waren die Franzosen unter Oberstleutnant Hutin vorgerückt; gleichzeitig hatte dieser starke Kräfte gegen Juka- duma gesandt. Hier befand sich nur eine schwache Besatzung, die Hauptmann von der Marwitz zurückgelassen hatte. Er selbst war auf die Kunde von der bedrohlichen Lage bei Bertua Ende vergangenen Jahres gegen Njassi vorgestoßen, um durch einen Angriff auf die linke Flanke der französischen Lobaje-Kolonne zur Entlastung unserer bei Bertua fechtenden Truppen beizutragen. Tatsächlich hatte er auch die Räumung von Njassi erkämpft. Anfang Februar war Jukaduma, nachdem sich die schwache Besatzung auf Lomie zurück- gezogen hatte, von den Franzosen besetzt worden. Von hier aus stießen französische Kräfte auf der Straße Jukaduma—Lomie gegen den Madom- Fluß und über Momie gegen Ngato vor, um den Vormarsch der Hauptkolonne von Molundu auf Ngato zu unterstützen. Nach heftigen Kämpfen vom 23. bis 28. März besetzte Oberstleutnant Hutin letzteren Ort, nachdem unsere Truppen eine Stellung am Libo-(Lebe-) Fluß westlich Ngato eingenommen hatten. Wie französische Zeitungen berichtet haben, ist diese Stellung nach sieben- tägigen schweren Kämpfen am 31. Mai von dem Feinde besetzt worden. Unsere Truppen hatten sie tags zuvor geräumt. Der Gegner hat nach eigener Angabe derartige Verluste durch den heldenmütigen Widerstand unserer durch Zahl und Kampfmittel benachteiligten Truppen erlitten, daß der geplante Vormarsch auf Besam bis nach Ein- treffen von Verstärkungen verschoben werden mußte. Das genannte Dorf liegt etwa 50 km südöstlich Lomie an der Straße nach Molundu. Dank den günstigen Transportverhältnissen scheint der Nach- schub so schnell herbeigeführt worden zu sein, daß der Vormarsch über Besam inzwischen fortgesetzt werden konnte. Lomie soll am 23. Juni von dem Gegner besetzt worden sein, und die fran-