G 360 20 wurden direkt in kleine Teilchen zerrissen, die überall in den Wänden und in der Decke stecken wie kleine Nägel oder Stahlfedern. Als ich nun am Aufräumen war, kam plötzlich P. Vogel von Kribi angerannt, ganz schmutzig vom Kopf bis zu den Füßen. Er hatte sich zwei Tage hindurch im Busch versteckt, wurde aber verraten. Eine französische Patrouille wollte ihn fangen und war ihm auf den Fersen. P. Vogel drängte auf so- fortige eilige Flucht. Die Franzosen landeten in Kribi 1500 Senegalesen, wilde Kerle. Sie schlugen mit dem Gewehrkolben die Kirchentüre ein, rissen die Kerzen vom Altar herunter, zogen Alben an usw. Das erzählten unsere Christen. Die Offiziere standen daneben und sagten nichts. Eine Schande vor der ganzen Menschheit! Auf der Mission nahmen die Offiziere von unserem Haus Besitz. Vor der Kirche pflanzten sie Kanonen und überall stellten sie Maschinengewehre auf. Wir machten uns zur Flucht bereit. Alles blieb wie es war, das Essen auf dem Herd. Die Kirchenbücher, Kelche usw., die ich schon so oft vergraben hatte, gab ich einem Schwarzen. Um dieser wilden Bande nicht in die Hände zu fallen oder gar getötet zu werden, gingen wir eiligst davon. Ein paar gute Seelen trugen unsere wenigen Habselig- keiten. Viel konnten wir nicht mitnehmen. Die paar, die mit uns zogen, verließen uns aus Angst schon im nächsten Dorfe. Alle fürchteten, getötet zu werden, weil sie uns zur Flucht verholfen haben. Unsere Flucht gelang. Wir kamen glück- lich nach Bodje, bekamen dort von unseren Christen auch Träger und am andern Tage setzten wir in Campo über den Fluß und waren auf spanischem, neutralem Gebiete. Nach fünf Tagen kamen wir in Bata an und stellten uns unter den Schutz der spanischen Regierung. Gleich bei Ausbruch des Krieges ordnete unser verstorbener Bischof an, daß jede Station so viel als nur möglich anpflanzen solle, weil Lebens- mittel aus Europa nicht mehr zu erwarten seien. Wir plagten uns in Batanga ab, pflanzten Mais, Erdnüsse, Bataten u. a. Sparten jeden Tag am Munde ab, jetzt holen alles die Schwarzen. Daß es gerade uns Katholiken so schlecht erging, ist sicher dem zuzuschreiben, daß wir Deutsche sind, der deutschen Regierung ergeben und fürs Deutschtum in den Schulen arbeiten. Was soll denn anders der Grund sein, diese Missionsstation zu beschießen, die mitten im Neger- dorfe liegt? Soldaten waren nie auf der Station, auch kein weißer Soldat. Als das Schiff sich Batanga nahte, gingen die zwei Posten mit ihren fieben Soldaten weg. . Die Batanga-Christen haben sich bis zum letzten Tag musterhaft betragen. . — — — — — — — — Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen. Sigi·Pfianzungs · Gesellschaft m. b. B.“) Seit dem Ausbruch des Krieges sind wir von jedem Verkehr mit unseren Pflanzungen in Deutsch- Östafrika abgeschnitten. Zu unserer Kenntnis gelangte private Nachrichten besagen, daß der Pflanzungs- betrieb, wenn auch in beschränkterem Umfange, ruhig weitergeht. Für das verflossene Geschäftsjahr 1914 sind wir leider nicht in der Lage, eine Bilanz aufzustellen und eine Gewinn= und Verlustrechnung aufzumachen, weil wir nur über die beiden ersten Monate des Jah- red 1914 von Segoma Abrechnungen erhalten haben. Da wir mit Hilfe von Schätzungen eine Ubersicht nicht gewinnen können, so haben wir auf Grund der Ver- ordnung des Bundesrats vom 25. Februar 1915 beim Herrn Minister für Handel und Gewerbe den Antrag gestellt, uns von der Verpflichtung, für das abgelau- sene Geschäftsjahr 1914 die Bilanz, die Gewinn= und Verlustrechnung und den Geschäftsbericht aufgustellen und dem Aufsichtsrate und der Versammlung der Ge- sellschafter vorzulegen, zu befreien. Diesem Antrag ist durch die Verfügung des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe vom 8. Juni 1915 stattgegeben worden. Über den Zeitraum vom 1. Januar bis Mitte Juli 1914 können wir folgendes berichten: Es wurden abgeladen: an Kautschuk 9205 k, an Kapok 17733 kg, an Kakao 3216 kg und an — — *) Anus einem Rundschreiben an die Gesellschafter vom 17. September 1915. Pfeffer 176 ku. Diese Zufuhren weisen gegen den gleichen Zeitraum des Jahres 1913 erfreuliche Stei- gerungen auf, die sich beim Kautschuk auf annähernd 2000 ku belaufen. Durchschnittlich stellte sich der er- zielte Preis für Kautschuk auf 3,80 4% (1,25 A für Kakao auf 1.,42 /¼ (1,45 /4), für Kapok auf 1,22.1# (1.31.441) und für Pfesser auf 1.50 Ac (1,60 Ac) für das Kilogramm. Die in Klammern beigesetzten Zahlen stellen die Durchschnittspreise des Jahres 1913 dar. Die letzte Post von Segoma vom 14. Juli 1914 brachte die Mitteilung, daß sich noch 6000 kn Kautschuk in den Lagerräumen befanden. Eine kleine Abladung von 1200 kg Kautschuk ist von den Engländern unterwegs beschlagnahmt worden. Diesen Verlust haben wir bei der zuständigen Behörde angemeldet: desgleichen auch die nötigen Schritte ge- tan gur Sicherung unserer Außenstände in Cugland. Die Versuchdkulturen Tabak, Ol-= und Rokos- palmen hatten unsere volle Aufmerksamkeit. Die Tabakpflanzen hatten sich sehr gut entwickelt; dieser Versuch umfaßt 1 hua. Für die Palmenkultur sind 20 ha sorgfältig ausgewählten Bodens, auf dem die Kokos= oder Ol- palme gleich gut gedeiht, zu ausgiebigem Versuche hergerichtet worden. Ferner werden in allen Teilen der Pflanzung auf verschiedenen Böden weitere Ver- suche vorgenommen. An einigen Kernen sind gut ent- wickelte Keime festgestellt worden, so daß die Aus- pflanzung bald ermöglicht war. Das weiterhin reichlich vorhandene gute Gelände ist für die Ausdehnung der Kakaokultur vorgesehen.