361 20 Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. Der Baumwollbau und handel im Ferghana- gebiet 1914. Die Baumwollernte der Saison 1913.14 hat nach den Feststellungen der Verwaltung der Mittelasiatischen Eisenbahn im Ferghanagebiete 7 871 712 Pud Roh- gewicht gereinigter Baumwolle betragen. Das Börsen- komitee von Kokand nimmt an, daß, wenn man auf die Tara 2¼ v. O. oder 175 000 Pud, auf Linterbaum- wolle 200 000 Pud und auf die alte Baumwolle 100 000 Pud abrechne, das Gewicht der Baumwolle der Saison 1913°14 7 396712 Pud ausmache. Die Ernte sei demnach recht groß und der Qualität nach gut ausgefallen. Die Aussaat der Baumwolle begann im Jahre 1914 schon seit Mitte März, d. h. um zwei Wochen früher als im Vorjahr. Die Anbaufläche unter Baumwolle hat in den Gebieten Andischan, Ko- kand, Skobelewsk und Chodshent zugenommen. Nach amtlichen Feststellungen hat sich die Anbaufläche unter Baumwolle in den einzelnen Kreisen, wie folgt, gestellt: der Ware wegen übermäßigen Feuchtigkeitsgehalts im Jahre 1913.14 kamen in der Saison 1914/15 nicht vor, und auch in den Ankaufsplätzen der Baumwolle wurden darüber keine Klagen laut. Als durchschnittliche Preise für Rohbaumwolle I. Sorte müssen 4 Rbl. bis 4 Rbl. 10 Kop., für Faser 14 Rbl. das Pud angenommen werden; es gingen je- doch in der Folge die Preise stark in die Höhe und erreichten zu Anfang Jannar schon an Ort und Stelle die Höhe von 19 Rbl. 25 Rop. für das Pud. Der größte Teil der Baumwolle aus dem Ferghanagebiete (bis 5 Millionen Pud gereinigter Baumwolle) war zum erstgenannten Preise abgesetzt worden. Die Baumwollernte im Ferghanagebiet, die auf rund 8250 000 Pud Rohgewicht reiner Faser mit Linter berechnet wird, hat im Jahre 1914/15 ungefähr 11. Millionen Pud mehr betragen als im Vorjahr und 3¾ Millionen Pud mehr als im Jahre 1912 13 Zieht man nun in Betracht, daß in dieser Ziffer die Tara der versandten Baumwolle mit ungefähr 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1911 In Dessüätinen Andishan 53955 58 871 70 844 380 101 77 662 79 836 91. 342 Kokand 34 985 3#6 908 12 800 16 208 43 773 17591 50 737 Namangaun 33 941 37 005 10 435 44 500 42 141 13 470 12 750 Skobelewist. 61 683 62 175 68 681 85 315 82 573 90 008 93 5500 Osch 3 069 4304 5 443 9 870 9 177 99091 10 373 187 633 199 413 228 203 265 984 255 506 270902 291 752 Chodsihent . . . — 6 637 6571 8.007 8 347 9 320 10 0.3 "6 187 633 206 050 234774 231991 263913 28980 222 301 825 Schon in der zweiten Hälfte des August begann man an einzelnen Stellen mit der Ernte der Früh- saaten; die günstigen Verhältnisse für das Ausreifen der Baumwolle zur Zeit ihrer Haupternte (Anfang Okrober) änderten sich plötzlich. In der Nacht zum 1. Oktober fiel fast im ganzen Ferghanagebiete die Temperatur bis auf 1 bis 5 Grad, und die auf den Ackern noch verbliebene Baumwolle wurde vernichtet. Nach dem Berichte des Börsenkomitees von Kokand war zu dieser Zeit noch bis 50 v. H. der Baumwoll= ernte auf dem Felde. Die Verluste in der Ernte wären sebr fühlbar gewesen, wenn nicht die verhältnismäßig gute Ernte doch noch eine beträchtliche Menge Baum- wolle geliesert hätte. Nach den Angaben der Verwal- ung der Mittelasiatischen Eisenbahn hat die Saison 1911/15 im Ferghanagebiet am 15. Anpril 1915 8 226 000 Pud Rohgewicht ungereinigter Baumwolle ergeben. Der Durchschnittsertrag von der Dessätine stellte sich nach der Berechnung des Auskunftsbureaus der Turkestanischen Verwaltung für Landwirtschaft und Reichsdomänen ungefähr auf 90 Pud Rohbaumwolle. In der Qualität erwies sich die Baumwolle der neuen Ernte als besser als im Vorjahr, ebenso auch die Er- träge an reiner Baumwolle. Wenn man in der Saison 1913/14 den durchschnittlichen Faserertrag von 1 Pud aus 3 Pud 18 Pfund berechnen konnte, so erzielte man in der Saison 1914/15 schon aus 3 Pud 15 Pfund 1 Pud reiner Faser. Hinsichtlich der verschiedenen Sorten war die Ernte von 1914/15 normal: auf den Anteil der I. Sorte entfielen 70 v. H. der Ernte, auf die geringere Sorte 10 v. H., auf die Zwischensorte 15 v. H. und auf die II. und III. Sorte 5 v. H. Hin- sichtlich des Feuchtigkeitsgehalts muß die verflossene Saison als vollkommen normal bezeichnet werden. Die Bemängelungen in Moskau bei der Ablieferung 200 000 Pud und ebenso die Baumwolle der alten Ernte in einer Menge von etwa 150 000 Pud enthalten sind, so wird das Reingewicht der Baumwolle der neuen Ernte 7 900 000 Pud betragen haben. Hierbei muß man die Menge der Linterbaumwolle auf nicht weniger als 350 000 Pud veranschlagen, weil ihr größter Teil noch von der vorhergehenden Saison wegen des Fehlens einer Nachfrage verblieben und auf die Saison 1914/15 übergegangen war. Demnach hat der annähernde Wert der gesamten Baumwollernte des Ferghauagebiets des Jahres 1914/15 betragen: die I. Sorte 5 425 000 Pud zu 14 Rbl. = 75 950 000 Rbl., die geringere Sorte 775 000 Pud zu 13 Rbl. 30 Kop. = 10 307 150 Rbl., die Mittelsorte 1 162 500 Pud zu 13 Rbl. = 15.112 500 Röbl., die II. und III. Sorte 387500 Pud zu 11 Rbl. = 4262 500 Rbl., Linter 350000 Pud zu 6 Rbl. 50 Rop. = 2275000 Rbl., Baumwollsamen 16 Millionen Pud zu 53 Kop. = 8 480 000 Rbl., im ganzen also 116 387 500 Rbl. Im Vorjahr 1913/14 ist der Gesamtwert der Baumwoll- ernte im Ferghanagebiet auf 102 200 000 Rbl. geschätzt worden. Die erhöhte Einnahme ist zweifellos nicht ohne Folgen für die Bevölkerung gewesen; man muß annehmen, daß sich die Schuldenlast der Bevölkerung gegen die früheren Jahre vermindert hat. Wenn ge- wöhnlich die als Handgeld bewilligten Vorschüsse der Firmen in Höhe von 50 v. H. zurückgezahlt werden, so sind sie in der Saison 1914/15 bis zu zwei Dritteln, mit alleiniger Ausnahme im BAreise Namangan, wo die Baumwollernte weniger günstig verlief, zurück- gezahlt worden. (Nach der Wiestnik Finanzow vom 26. Juli- 8. August 1915.)