W 384 2e.C minderwertigen Dolmetscher übermitteln läßt, also nicht in der Lage ist, Beschwerden ohne Ver- mittler anhören zu können, wenn er nichts von den Sitten und der Religion des Volkes weiß, sich vielleicht noch über sie lustig macht, sein Be- nehmen und Auftreten derartig ist, daß der Ein- geborene wenig Achtung vor ihm hat, dann muß er sich nicht wundern, wenn er trotz guter Be- handlung und reichlicher Bezahlung keine Leute bekommt. Vielfach ist auch der Fehler gemacht worden, daß man für Bulu-Arbeiter einen Jaunde oder einen anderen Beti als Vormann genommen hat. Nun sieht aber der Bulu in jedem Beti seinen Todfeind, denn Beti haben ihn vom Lom vertrieben, seine Dörfer eingeäschert und seine Weiber geraubt. Der Bulu-Arbeiter will einen Vormann seines eigenen Stammes haben, und man tut gut, ihm selbst die Wahl zu überlassen. Man wundere sich nicht, wenn dann manchmal von alten Leuten ein knabenhafter Mensch be- zeichnet wird, denn auch unter den Bulu gibt es Familien, deren Mitglieder sich seit Generationen eines besonderen Ansehens erfreuen. Die Be- handlung des Bulnu sei streng, denn sonst hat er vor dem Weißen keine Achtung, und gerecht, ge- recht in jeder Beziehung, strafend wie belohnend; Mitleid gilt ihm Schwäche. Wie kein anderer, so achtet der Bulu auf die Handlungen seines Herrn, und oft, wenn man Klagen über renitentes Be- nehmen eines Bulu hört, möchte man fragen, wie denn das Verhalten des Weißen dabei war. Der Bulu ist begeisterungsfähig und wird dem Herrn vertrauen und dankbar sein, der auch in ihm den Menschen achtet. Ein Europäer, vor- nehm von Gesinnung, der mit ihm in seiner Landessprache verhandelt, streng und bestimmt ist, selbst die Arbeit nicht scheut, ihn in Ruhe anweist und belehrt, muß mit ihm vorzügliches leisten. Schwer ist es allerdings, in das Seelenleben des Bulu einzudringen; immer, wenn wir glauben, ihn zu kennen, gibt er uns neue Rätsel auf. Eine Frage, die ich mir nie beantworten konnte: dieses Volk, beim Erscheinen des Weißen so in Fehde unter sich, daß der Mann des nächsten Dorfes aufgefressen und das Weib, das man traf, gestohlen wurde, brachte es in dieser Zeit gänz- licher politischer Zersplitterung fertig, auf eines Mannes, Mwondo NRtimbanes Ruf hin, mit etwa dreitausend Kriegern plündernd durch Ngumba und Mabea hindurch 1899 nach Kribi zu ziehen, um den Meißen zu erschlagen und sein Salz zu rauben. Wie war dies möglich; denn weder vor noch nach dem Zuge, auch heute noch nicht, gab es größere politische Verbände. Diese Kraft- leistung sollte uns aber auch zeigen, daß es unser eigenes Interesse ist, die überschüssige Kraft des Volkes in friedlicher Weise zu nutzen. Die Mpfong haben schon vor dem Eindringen der Bulu von Akonolinga her in ihre heutigen Wohnsitze ihre früheren Siedlungen zwischen dem Oberlauf des Njong und Dscha verlassen und, den nachdrängenden Maka und Zebekole voraus- ziehend, friedlich ihr jetzt noch besetztes Gebiet er- reicht, aus dem sie in siebzig= bis achtzigjähriger Tätigkeit ein blühendes Kulturland geschafsen haben. Begünstigt wurden sie hierbei durch den guten Boden, huminöses Alluvialland, der sich am Sso und seinen Zuflüssen, hauptsächlich dem Awud, gebildet hat. Ihre seit Generationen fried- liche Tätigkeit unter günstigen Lebensbedingungen hat auf ihren Charakter abgefärbt. Sie machen daher auf den Europäer auch einen viel freund- licheren Eindruck als die Bulu. Der Mpfong ist dem Bulu an Intelligenz überlegen, so daß er sich besser als dieser als Handwerker oder geistiger Arbeiter (Lehrer, Schreiber, Händler) eignet, jedoch steht er dem Bulu an körperlicher Kraft nach, so daß sich dieser mehr für schwere körperliche Arbeit: Bahnarbeiter, Pflanzungsarbeiter, Säger, Berg- arbeiter, Träger und nicht zuletzt, auch wegen seiner größeren Tapferkeit, als Soldat eignet. Das Arbeiten mit Mpfong wird dem Europäer weniger Schwierigkeiten machen; jedoch, wenn ihnen auch die schlechten Eigenschaften des Bulu, besonders seine Dickköpfigkeit, fehlen, so fehlen ihnen auch dessen gute: Vertrauen und Dankbarkeit. Es ist daher sehr fraglich, wen man vorziehen soll. Im übrigen wird man des Bulu nie entraten können, da die Zahl der Mpfong nicht sehr groß ist und sie, wie gesagt, zu schweren Arbeiten wenig ge- eignet sind. Eine gewisse Inzucht in der Zeit, als alle umliegenden Stämme kämpften und nur die Mpfong sich furchtsam ruhig verhielten, mag bei ihnen die geistigen Kräfte auf Kosten der körperlichen entwickelt haben. Durch gleichzeitige zweckmäßige Verwendung von Bulu und Mpfong erhält man also ein Arbeitermaterial, mit dem jede in der Kolonie gesorderte Arbeit zu bewältigen ist. Wohl werden die Löhne nicht immer so niodrig bleiben, wie sie es heute sind (6 bis 8./“ im Monat und wöchentlich etwa 1.X für Ver- pflegung), aber selbst wenn sie um das Doppelte steigen sollten, werden sie noch immer gering sein für diese arbeitstüchtige Bevölkerung. In unseren Kolonien wird eine zweckmäßige Ausnutzung der menschlichen Arbeitskraft stets auch der Bevölkerung selbst zum Heile gereichen; anderseits muß eine rücksichtslose Ausbentung und lberanstrengung die Kraft der zur Arbeit meist noch untrainierten Bevölkerung zermürben und uns die Kolonien wertlos machen. D