W 385 2e·K Rolonialwirtschaftliche Mitteilungen. Kolonitale Kriegsziele. Das Kolonial = Mirtschaftliche Komitec. wirtschaftlicher Ausschuß der Denischen Nolonialgesell- schaft, hat in einer Sitzung seines Gesamtvorstandes folgende Entschließung gefaszt: Das Kolonial= Wirtschaftliche Komitec hält er fur unerläßlich, daß unbeschadet der Bestrebungen, die auf ceine Sicherung und Erweiterung der Grundlagen der deutschen Volkswirtschaft innerhalb CEuropas abzielen. eine Ergänzung derselben durch Ausegestaltung und Vergrößerung des deutschen Kolonialbesitzes durchgesetzt wird. Es ist mit Bestimmtheit zu erwarten, daß auch in Zulunft sowohl die deutsche Landwirtschaft wie die deutsche Andustrie überseeische Rohprodukte, wie Futtermittel, Baumwolle und WMolle. Kaffee und Kakao, Kopra, Palmkerne und Palmol. Erdnüsse und Sesam. Guttapercha. Kantschuk und Sisalhanf, tropische Holzer und Gerbstoffe, nutzbare Mineralien usw., in stceigendem Maße benötigen werden. Zur dauernden Sicherung ihres Bezuges ist die Deckung wenigstens eines ansehnlichen Teiles des deutschen Bedarfes aus eigenen Kolonien unbedingt erforderlich. An gleicher Weise liegt es im Interesse 7 1 l derLebens-fäl)igtcitdel-deutschenIndustriedas-, wenigstcncssiircincheilihrerLin-Linbrcrzcugnissc demiche Kolonien einen gesicherten Absatzmarkt bieten. Volkswirtschaftlich, national und politisch ist es serner von größter Bedeutung, die wenn auch zur Zeit nur kleinen Scharen deutscher Auswanderer in eigenen Kolonien anzusiedeln. damit dem Deutschtum zu erhalten und die Verteidigungsfähigkeit der Lolo- nien zu erhöhen. Als Grundlage der kunftigen kolonialen Betati- gung muß aueogegangen werden von dem, was bisher in dreißigjähriger mühevoller Kulturarbeit geschaffen worden ist. Daher ist in erster Linie an dem bis- herigen Kolonialbesistz festzuhalten. Bei Er- werbung neuer Kolonialgebiete ist einerseits ein organischer Anschluß an unsere bioherigen Kolonien anzustreben und anderseits im Auge zu behalten, dasß die neuen Gebiete nach Boden. Klima und Bevoölke- rungszahl geeignet sind, die für die deutsche Volks- wirtschaft wichtigsten Rohstofse in erheblicher Menge zu liefern und der deutschen Industrie als Absatzgebiete für ihre Erzeugnisie zu dienen. Aus fremden Kolonien und Droduktionsgebieten. Kriegsverwirrung in der französischen Kolonial- wirtschaft. In der Depe#che coloninle- vom 17. September 1915 findet sich folgende beachtenswerte Notiz: l. Das Gleichgewicht des Etats von Französisch-Westafrika. Der Rolonitalminister hat dem Bureau der Kammer einen Gesetzentwurf zugehen lassen, wonach das General= gouvernement von Französisch-Westafrika ermächtigt wird, für den Fall der Unzulänglichkeit der Finnahmen des Generaletats die erforderlichen Beträge aus der Anleihe von 16°7 Millionen zu entnehmen. Zede Em- nahme wird durch ein Dekret angeordnet werden. Der Betrag der Entnahmen darf 5½ Millionen Franken nicht überfteigen. Die entnommenen Summen werden bis zur Höhe von 3½ Millionen Franten von dem bewilligten Kredit für die Verläüngerung der Bahn der Elfenbeinküste und bis zur Hohe von 2 Millionen Franken von dem bewilligten Nredit zum Weiterbau der Guincabahn abgezogen werden. Außerdem soll das Generalgonvernemem ermachtigt werden, ver zins- liche Scheine ihons de caissch bis zum Betrage von 10 Millionen Franken auszugeben. Diese Scheine sollen eine Laufzeit von cinem Jahre haben und können dann erneut ausgegeben werden. Der Zinssatz für die Scheine soll nicht über 6 v. H. hinausgeben: die Aus- gabe wird durch Dekret nach Maßgabe des Bedarfs angeordnet werden.“ — Dieser Gesetzentwurf zeigt, daß die Finan zwirt- schaft der Kolonic. aus der Frankreich hauptsächlich seine farbigen Soldaten auf den curopäischen Kriegs- schauplatz geschickt hat, durch den RKrieg schwer leidet. Bis 1914 schloß der Generaletat von Franzosisch-West- afrika so günstig ab, wie kaum ein anderer Haushalt irgendeiner Kolonie der Welt. Die Zolle dieses fran- zösischen Kolonialgebietes, die seine wichtigste Ein- nahmeqnelle bildeten, waren höher als die aller deutschen Besitzungen in Afrika und in der Südsee zu- sammen. Jahr fur Jahr ergab der Generaletat hohe Uberschüsse und konnte einen recht stattlichen Ausgleichs- fonde sammeln. Eines Zuschusseo vom Mutterlande bedurfte Französisch -Wesjtafrika nicht, im Gegenteil konme es einen wenn auch nicht großen, so doch ständig steigenden Beitrag zu den hohen Kosten der Kolonial= armec Frankreichs leisten. Die Finanzlage hat sich. trotzdem kein Teil des gronen franzosischen Kolonialgebiens in Mestafrika vom Kriege unmittelbar berubhrt worden ist. jetzt sehr ge- #ündert. Der laufende Verwaltungsbedarf muß. wie der Gesetzentwurf zeigt, zum Teil aus Anleihe be- stritten werden, die bewilligten Mittel für wichtige und seit langem geplante Eisenbahnbauten werden be- sehnitten, und es muß zu der bedenklichen Masnahme eines verzinslichen Papiergeldes gegriffen werden. Es ist zweifellos, daß ein wesentlicher Grund fuür diesen limschwung in der Mirtschaft der Kolonie, welche die Franzosen selbst als ihre Mugterkolonie zu bezeichnen pflegen, darin liegt, daß Frankreich sein große Aktivum.